laut.de-Kritik

Thrash - ohne Schnörkel, ohne Experimente.

Review von

Zum ersten Mal seit 20 Jahren treten Destruction wieder mit zwei Gitarristen an. Wer jetzt ausgefeilte Twin-Leads und einen runderneuerten Bandsound erwartet, liegt aber falsch. Den Unterschied zum Einzelkämpfertum wird man wohl vor allem live bemerken. Auf Platte exerzieren Schmier und Co. ihren gewohnten Lederstiefel durch: kompromisslosen Old-School-Thrash, bei dem wahrscheinlich nur langjährige Fans bemerken, dass es sich um neues Material handelt.

Von Stammproduzent VO Pulver gewohnt scharfkantig gebürstet halten die Badener konsequent ihr Qualitätslevel. Der neue Drummer Randy Black füllt Vaavers Fußstapfen problemlos, prügelt die Band gefühlt sogar noch ein wenig aggressiver als sein Vorgänger vor sich her. Seine Vinnie Paul-artigen Doublebass-Figuren im Titelsong "Born To Perish" sorgen für ein frühes Highlight, der Marschtrommel-Breakdown im selben Song für ein weiteres.

Die neuen Möglichkeiten durch zwei Gitarristen schimmern hier zumindest kurz durch, als Neuling Damit Eskic und Veteran Mike Sifringer sich im Solo duellieren. Ansonsten gilt aber meist die Devise: Das Hauptriff ist König, bloß nicht zu viele Schnörkel drumherum. Zusätzliche Leadspuren sucht man abseits der Soli fast vergeblich. Nur in "We Breed Evil" erklingt im Hintergrund eine leise Harmoniespur. Bei "Tyrants Of The Netherworld" täuschen Destruction am Ende des Solos kurz eine Doppelharmonie an, beschränken sich ansonsten aber auf bloße Dopplung ausgewählter Parts, um Breaks zu akzentuieren.

Wahrscheinlich fährt die Band damit genau richtig. Ohne Experimente geht bekanntlich wenig schief. Lieber ein paar feine Details anpassen, als das Grundrezept infrage stellen. Zumal das einzige Experiment der Platte tatsächlich schief geht: Bei "Butchered For Life" versucht Schmier, sich eine Halbballade aus dem Leib zu pressen. Etwas melodischer als sonst kräht er über bemerkenswert uninspirierte Gitarrenarpeggios. Zwar lohnt das sehnsüchtige Gitarrensolo, trotzdem ist man froh, als es über eine notdürftig zusammengeflickte Bridge endlich in gewohntes Territorium zurückgeht und im letzten Drittel des mit fast sieben Minuten viel zu langen Songs doch noch Thrash regiert.

Genrefans kommen besonders dank der ersten vier Songs voll auf ihre Kosten. Hier spielen Destruction all ihre Trümpfe und klingen trotz limitierten Spielraums abwechslungsreich. Nach dem schon erwähnten "Born To Perish" folgt mit "Inspired By Death" eine melodische Ausrichtung des bandtypischen Highspeed-Riffings, die sowohl an Iron Maiden als auch Kreator anknüpft. Bei "Betrayal" konzentriert man sich auf pfeilschnelle Wechsel und eine einprägsame Hook.

Bei "Rotten" ist Headbanging Pflicht – einerseits weil der Groove danach verlangt, andererseits, weil es von den bescheuerten Lyrics ablenkt: "I am more evil than Satan / 'Cause I am a selfish prick". "Filthy Wealth" nimmt man ebenfalls gern mit – wenn auch weniger aufgrund des Songwritings als wegen unverhohlenen Hommagealarms. Der Track klingt durchgängig wie ein Hybrid aus Motörhead und Metallica zu "Kill 'Em All"-Zeit.

Das Fazit fällt so erwartbar aus wie bei nahezu allen Destruction-Alben der vergangenen Jahre: Wer Bock auf Thrash hat, schlägt zu. Wem Entwicklungsresistenz auf den Zeiger geht, lässt es bleiben.

Trackliste

  1. 1. Born To Perish
  2. 2. Inspired By Death
  3. 3. Betrayal
  4. 4. Rotten
  5. 5. Filthy Wealth
  6. 6. Butchered For Life
  7. 7. Tyrants Of The Netherworld
  8. 8. We Breed Evil
  9. 9. Fatal Flight 17
  10. 10. Ratcatcher

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