laut.de-Kritik
Power in den heimischen vier Wänden.
Review von Connor EndtPost-Hardcore ist kein einfaches Feld. Allzu viele Bands kamen im letzten Jahrzehnt mit edgy Coverversionen und Lyrics voller Pathos um die Ecke und hakten dabei doch immer wieder die gleichen Kästchen ab. Devil May Care sind seit 2012 unterwegs und erfinden mit ihrem dritten Album "Divine Tragedy" das Genre zwar nicht neu, liefern aber doch den ein oder anderen Twist.
Da wären etwa die zahlreichen Features: Auf vier der 13 Tracks holen sich die Würzburger Verstärkung von Szene-Bands wie Rising Insane, Venues, Like Pacific oder Sperling. "Delirium", die Nummer mit Sperling, fällt besonders positiv auf: Nach einer intensiven Scream-Einlage übernimmt Sperling-Frontmann Johannes Gauch. "Zuhause warten, weil die Wände so schön dick sind", raspelt er im Mittelteil auf Deutsch im Stile Caspers ins Mikrofon. Nahtlos steigen Devil May Care wieder mit ihren englischen Lyrics ein. Eine der gelungenen Überraschungen der Platte!
Klanglich haben sich Devil May Care ebenfalls einiges einfallen lassen. "Revelation" weckt Erinnerungen an Bullet For My Valentine, "New Old Life" kombiniert Drummachine-Beats mit klassischem Schlagzeug. Tim Heberlein hat sein Organ zudem stets im Griff und wechselt mühelos von Kopfstimme zu Shouts und in aggressivere Modi.
Dazu hat der Sänger eine Band im Rücken, die die meisten Genrekniffe gecheckt hat. Rhythmische Verschiebungen, Doublebass-Gezappel, scheppernde Breakdowns: alles kein Problem. Die 13 Songs bringen ordentlich Power in die heimischen vier Wände. Der große Wurf, der eine Song, der sich ins Gehirn einbrennt, lässt aber noch auf sich warten. Am ehesten käme noch "Shutdown" in Frage, der letzte Track der Platte. An Experimentierfreude und Können mangelt es den Musikern jedenfalls nicht.
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