laut.de-Kritik
Die richtige Dosis Schmalz zum Frühling.
Review von Maximilian FritzMit extrem eingängigen Singles wie dem famosen "Ayako" aus dem letzten Jahr hat Devin Morrison eindrucksvolle Kostproben seiner musikalischen DNA gegeben: Zwischen entspanntem Florida-Funk und ausufernder Japanophilie pendeln seine durchdachten Tracks.
Auf seinem ersten Longplayer schärft der Producer, Songwriter und Sänger sein Profil nun auf ansprechende Weise. Über 42 Minuten lang mischt er auf elf weitestgehend homogenen Stücken Soul, R'n'B, Funk und Hip Hop und erinnert dabei nicht zufällig an seinen Labelchef Onra.
Die Synthesizer gehorchen Georgia Anne Muldrows dabei bedingungslos, wie schon das zauberhaft poppige "With You" im Duett mit Joyce Wrice an zweiter Stelle beweist. Die besungenen, oftmals wehmütig gesäuselten Themen - man spoilert kaum, wenn man verrät, dass es vorrangig ums Schmachten geht - treten angesichts der elegant gewobenen Melodien bereitwillig in den Hintergrund.
"Guaranteed" mit Ace Hashimoto verdeutlicht Morrisons Vision des Subgenres "DreamSoul", das er eigens aus der Taufe hob. Hier vermischt der aus Orlando stammende Musiker Träume, Surrealismus und Nostalgie zu einer extrem schwülen, stellenweise schon schmierigen Paste. Klingt so beschrieben natürlich wenig schmeichelhaft, macht in der richtigen Stimmung und vor allem zu Frühlingsbeginn aber durchaus Spaß.
Das belegt auch "No", einer der stärksten Tracks des Albums. Komplett ironiebefreit trägt Morrison hier seinen Herzschmerz auf maximal harmlose Weise vor. Bemerkenswerte Metapher für gescheiterte Beziehungen: "It's funny how the cookie crumbles". Der abermals hochwertig produzierte Beat erledigt den Rest.
Ungleich funkiger kommt "Birthday" daher, das sich als Party-Track aufs Wesentliche beschränkt und souverän über die Ziellinie düdelt. Das Titelstück drosselt das Tempo im Anschluss wieder merklich und erinnert mit seinen zuckersüßen Synthesizern, die die ohnehin schon klebrige R'n'B-Ästhetik der Platte etwas zu stark überzeichnen, noch aggressiver an die Achtziger.
Danach serviert Morrison gemeinsam mit Daz Dillinger eine G-Funk-Bombe erster Güte, die das Grundkonzept des Albums angenehm auflockert. "The Struggle Iz Real" überzeugt durchweg und wirkt wie aus einem Guss: Hook, Dillingers Part - da passt alles zusammen.
Gäbe es diese Zäsur nicht, man könnte Morrison vorwerfen, dass "Bussin'" eine Spur zu eintönig ausfällt. So aber bleibt eine Debüt-LP, deren Release-Termin mehr als passend gewählt wurde, die aber nicht jedermanns Sache sein dürfte. Dafür fehlt schlicht die Bekömmlichkeit, insbesondere bei mehreren Durchläufen. Steht der Sinn aber nach kurzweiliger, herausragend produzierter sowie zitierfreudiger Unterhaltung, geht es derzeit kaum besser.
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