laut.de-Kritik
Reif für den klanglichen Ruhestand.
Review von Yan VogelEs verbietet sich fast, das gesamte Wirken von Devin Townsend auf ein paar Alben zu reduzieren. Mit seinen letzten vier Veröffentlichungen unter dem Banner Devin Townsend Projekt hat der Kanadier aber so etwas wie einen musikalischen Schlussstrich komponiert.
"Diese vier Alben sind das letzte Kapitel des ersten Teils meiner Geschichte. Damit habe ich mir alles von der Seele geschafft", meint der 39-Jährige in einem Pressestatement. Diese Relikte der Vergangenheit lassen sich unter 'Sucht' klassifizieren und genau diesen habituellen Kreislauf, angefeuert von Drogen und Alkohol, hat er nun durchbrochen und sucht nach neuen Herausforderungen.
Wie lässt sich der Abschluss der Tetralogie "Ghost" einordnen? Als Hintergrundtapete ohne künstlerischen Anspruch? Auch auf der ruhigen Platte geizt Townsend nicht mit Sounds und Multitrack-Experimenten. Nur fallen diese wesentlich atmosphärischer aus. Die auf den vergangenen Alben in den Mix eingeflochtenen Naturgeräusche wie zwitschernde Vögel und quakende Frösche findet man nun durchgängig.
Sind die Songs auf dem vierten Teil der Tetralogie vielleicht Wiegenlieder für Erwachsene? Der mit sanften Klangflächen die Ohrmuscheln umschmeichelnde 70-minütige Abschluss des Devin Townsend Projekts, kann nach Einfuhr der ersten drei Teile als Versuch gesehen werden, die verloren gegangenen Hirnstrukturen wieder herzustellen. Mit den raumgreifenden, hallgespickten Klängen nimmt der Kanadier den Hörer in den Arm, spendet Trost und klingt gleichzeitig hoffnungsvoll. Wer auf den typischen Devin Townsend gewartet hat, wird mit dem vierten Teil jedoch nicht glücklich werden.
Stilistisch bewegt sich Townsend in Ambient-Gefilden mit weiblichen Gastvocals, Akustik-Gitarren, Flöten, beschwörendem Gemurmel, wabernden, auf Wohlklang getrimmten Synthie-Teppichen und mit einem Hauch von Streicheln gespielten Percussions. Die lässige Country-Nummer "Blackberry", der akustische Chillout "Fly" oder das programmatisch dahinplätschernde "Infinite Ocean" zeugen von einer großen Gelassenheit des 39-Jährigen und davon, dass er seinen inneren Frieden gefunden hat.
Wenn es eine Message gibt, dann die, dass sich Devin Townsend klanglich zur Ruhe gesetzt hat. Schenkt man ihm Glauben, so umwehen auch in Zukunft nur noch gebändigte Frequenzspektren die Ohren der Hörwilligen.
3 Kommentare
Ein schönes, ruhiges, atmosphärisches Album. Was aber deinen letzten Kommentar angeht, hoffe ich, dass du Unrecht hast...
Super Album, eine der besten Scheiben aus diesem Genre. Meine Review: http://klangkino.blogspot.com/2011/06/musi…
Super Album, eine der besten Scheiben aus diesem Genre. Meine Review: http://klangkino.blogspot.com/2011/06/musi…