laut.de-Kritik
Von Niederlagen und Auswärtssiegen.
Review von Alexander Austel"Wir sind alte Punks, schweinealt. Alte Punks, viel zu alt" sangen die Hosen vor zehn Jahren über die Grauen Panther. Der Refrain trifft heute noch mehr als damals auf den Fünfer zu.
In 30 Jahren Bandgeschichte gingen die Düsseldorfer durch dick und dünn, strichen Niederlagen und Auswärtssiege ein, kämpften mit Drogenproblemen, hatten Höhen und Tiefen und blieben sich selbst dabei doch immer treu. Ein Livegarant, der als Vorband für die Rolling Stones und U2 auftrat und vor 75.000 Menschen beim Abschiedsgig der Ramones spielte, lässt nun die Jahre Revue passieren.
Dabei können 22 Songs nie und nimmer der gesamten Diskographie von 14 Studioalben gerecht werden. Die Trackliste neigt auch eher dazu, die 90er und die Nullerjahre zu beleuchten, denn die ersten noch sehr punklastigen Garagen-Schretter-Nummern. Das würde den Fans der ersten Stunde zwar besser reinlaufen, allerdings richtet sich diese Compilation eher an diejenigen, die noch gar nicht zur eisernen Fanschar gehören.
Selbstverständlich stellt sich da die Frage nach Sinn und Unsinn der Best Of: "Hier Kommt Alex" etwa, ein deutscher Punk-Rock-Klassiker, zu dem selbst Nena-Hörerinnen ihren Alkopop runterstürzen und wie wild pogen, wird nun schon zum zigten Mal veröffentlicht. Natürlich gehört die Nummer trotzdem drauf.
Mich zogen Campino und Co. mit "Reich Und Sexy II" in ihren Bann: Auf dem Cover eine Unmenge nackter, wohl geformter Frauenkörper, mittendrin die Rockidole und eine CD gespickt mit Hits, die damals genau wie jetzt zur nahenden Weihnachtszeit hoch und runter liefen. Was konnte es für einen Pubertierenden Schöneres geben? Und an genau solche Möchte-gern-Punks richtet sich diese Veröffentlichung.
"Auswärtsspiel", der Titeltrack eines ihrer besten Alben, eröffnet die Partie. Man versteht nicht wirklich, warum der Song zu den Lieblingsnummern der Band gehört. Da gibt es besseres Material. Einer der besten Songs überhaupt: "Nur Zu Besuch". So berührend, so ehrlich und gefühlvoll kann nur Campino einen Text verfassen und eine Stimmung erzeugen, die selbst dem Härtesten der komplett tätowierten Hardrock-Motörhead-Fans das Wasser in die Augen treibt.
1996 krakelte man noch lauthals "Zehn Kleine Jägermeister", wohingegen 2008 die Party allmählich ausklang. Zweifel machten sich breit, man drohte in diesen zu "Ertrinken". "Warum ist man auch zu zweit meistens allein?" Eine so essentielle Frage, die wahrscheinlich jeder Liebende schon mal gefühlt hat. Gefühle in Worte fassen gehört eh zu den Stärken des Frontmanns.
Der Titel passt auch zum Motto des Booklets: All die ganzen Jahre: Ihre besten Bilder! Wer wie ich die revolutionären Tage der 80er Jahre verpasste, sie sich höchstens per Youtube und aus Papas Fotoalben ansah, schüttelt den Kopf über die durchgeknallten Klamotten. Von einer lavendelfarbenen Jogginghose und passend unpassendem Hippie-Hemd über knallig bunten, viel zu engen Lotter-Jeans bis hin zu rosafarbenen Haaren und Baskenmütze trugen sie alles, was eben nicht normal aussah. Auffallend oft ist Ex-Drummer Wolfgang Rohde abgelichtet, der maßgeblich zum Erfolg der Band beitrug.
Der Ohrwurm "Sascha...Ein Aufrechter Deutscher" bestach mehr durch die Direktheit der politischen Aussage, denn durch die musikalische Begleitung: "Vor gut 50 Jahren hats schon einer probiert. Die Sache ging daneben, Sascha hats nicht kapiert". Mittlerweile war es vor gut 70 Jahren, und die Saschas von heute verstehen es immer noch nicht.
Die bekennenden Fortuna Düsseldorf-Fans entwickelten sich von den Partymachern immer mehr in Richtung Familienväter. "Eisgekühlter Bommerlunder" wich der Erkenntnis "Alles Wird Vorübergehen". Uli Hoeneß und den "Bayern" ans Bein zu pinkeln war gestern. Heute zählen "Freunde" mehr denn je. Diese Veränderung im Laufe der letzten Jahrzehnte spiegeln einzelne Songs aus der jeweiligen Zeit sehr deutlich wider.
Auf der letzten Seite des Booklets fassen dann einzelne Stichworte Episoden der Bandgeschichte zusammen. Die vergangenen sechs Jahre etwa: "Burgtheater. Weihnachtskonzert. Beziehungsstress. Kindergarten. Schulanfang. Unplugged. Studio. Tour. Junge Leute. Alte Säcke. Party. Südfriedhof. Manfred. Faust. Obelix. R.I.P. Depression. Kämpfen. Open Air. Ferienplanung. Lieder schreiben. Lachen. Was kommt jetzt? Vielen Dank!" Wir, die Fans, haben zu danken.
9 Kommentare
Leider eine der unnötigeren Veröffentlichungen, wer ne gute BestOf möchte ist mit Reich und Sexy perfekt bedient. Für die Hosen-Fans die schon länger dabei sind hätte ich mir schon ein wenig mehr erhofft, beispielsweiße die alten Hits neu eingespielt oder ähnliches. Schließlich feiern die Hosen als eine der erfolgreichsten deutschsprachigen Bands und für mich persönlich beste Liveband 2012 ihr 30jähriges Bestehen, aber so möchten die Jungs natürlich auch was vom Weihnachtsgeschäft abhaben..
Sinnlos Release in meinen Augen. Kann ich net nachvollziehen.
Warum haben die Hosen nicht endlich mal ne NEUE Version vom Wort zum Sonntag eingespielt, wenn sie diesen alten (geilen) Schinken schon auf die Veröffentlichung pressen?
Ach warum das? Das Album ist noch schlechter als das letzte xD
@Mon-Robbe (« Ach warum das? Das Album ist noch schlechter als das letzte xD »):
Achso das habe ich momentan noch nicht so richtig in Betracht gezogen, das Cover kriegt von mir auf jeden Fall die Höchstpunktzahl. Aber das nächste mal soll sie dann Nackt darauf zusehen sein,
man muss ja doch irgendwie Katy Perrys Cover überbieten können oder was meint ihr ?
oh mann, die sind ja wirklich sowas von alt....