laut.de-Kritik
Gutes Dj-ing ist nach wie vor eine Kunst.
Review von Daniel StraubBereits zum zweiten Mal in diesem Jahr richtet sich Dixon am Mixer ein, um ein DJ-Set einzuspielen. Das erste war eine Kooperation mit seinen Kumpels Âme und Henrik Schwarz, auf der die Musiker vor allen Dingen ihre Einflüsse aus dem Avantgarde- und Experimental-Bereich zur Schau stellten. Mit seinem aktuellen Release "Temporary Secretary" entwirft Dixon seine Vision eines tanzbaren und zugleich musikalisch anspruchsvoll gestalteten DJ-Sets. Das rundum gelungene Release zeigt zugleich, dass gutes Dj-ing noch immer eine Kunst ist.
Diese Erkenntnis ist in den vergangenen Jahren Stück für Stück verloren gegangen. Dank Traktor oder Ableton durfte sich quasi jedermann als DJ fühlen. Eine enorme Schwemme von DJ-Sets im Internet war die Folge.
Selbst professionelle DJs verfuhren nach der Methode, möglichst viele Internetportale mit Mixen zu versorgen, in der Hoffnung, den eigenen Marktwert dadurch nach oben zu treiben oder zumindest die leeren Stellen im Booking-Kalender zu füllen. Dabei blieb die Qualität zumeist auf der Strecke.
"Temporary Secretary" zeigt jetzt eindrucksvoll, wie man moderne Technologien und traditionelle DJ-Qualitäten, nämlich ein gutes Händchen für den richtigen Track zur richtigen Zeit, zusammenführt. Für alle Connaisseure bietet der Mix mit seinen zahlreichen Edits und Mash-Ups genügend Anschauungsmaterial, wie man Kniffe und Manipulationen einsetzt. Der Aufwand, den der Berliner betreibt, erschafft einen Hybrid aus Remix und DJ-Set, bei dem auch unveröffentlichte Parts zum Einsatz kommen.
Wer "Temporary Secretary" ohne die Brille des House- und Techo-Insiders genießen möchte, kann dies auch nach Herzenslust tun. Denn obgleich das Set bis ins letzte durchkonzipiert ist, macht es zu keiner Sekunde einen verkopften Eindruck. Dixon baut mit den 14 Tracks einen Groove auf, der mit zunehmender Spieldauer einen Sog erschafft, dem man sich nicht entziehen kann.
Von den melodischen Anfängen mit Fever Ray über deepen House von Peter Kruder bis zu Âmes "Setsa" steigert sich das Set in einen Rausch hinein, den Tokyo Black Star mit ihrem spacigen Track "Sepiahone" wunderschön auffangen.
Wenige Wochen bevor das Musikjahr 2009 in zahlreichen Redaktions- und Leserpolls seine Bewertung erfährt, ruft sich Dixon mit "Temporary Secretary" nachhaltig ins Gedächtnis. Es wäre ihm zu wünschen, wenn er sich mit seinem Mix am Ende ganz weit vorne wiederfinden würde.
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