laut.de-Kritik

Konsequent inkonsequent.

Review von

Der letzte Tanz ist lange her, der letzte Tanz mit Django Django vielleicht noch länger. Vor drei Jahren erschien das letzte Album der Londoner, und schon damals stand ein wilder Mix auf dem Programm. Ihr inzwischen fünftes Studioalbum "Glowing In The Dark" widmen Django Django einer unbestimmten Rastlosigkeit. Immer mit an Bord: lässige Indiesongs, gespickt mit unzähligen Querverweisen auf die buntesten Genres.

"Spirals" ist bereits ein atmosphärischer Opener mit psychedelischen Synth-Spielereien, die sich immer schneller um sich selbst drehen. "Right In The Wrong" behält nach kurzem Innehalten das Tempo bei und erinnert wie auch das spätere "Headrush" stark an die sommerlichen Hymnen der Temples. "Go Me Worried" galoppiert besonders neckisch zwischen einer griffigen Basslinie und tippelndem Gitarrensound.

Und plötzlich: Applaus! Für den Special Guest Charlotte Gainsbourg wird zum Live-Feeling gegriffen. Mehrstimmig und unaufgeregt tingelt "Waking Up" trotz illustrem Feature durch hippieskes Lagerfeuerfeeling.

"Free From Gravity" verpasst den psychedelischen Träumereien ein jähes Ende. Vincent Neffs Stimme wird auf einmal klarer, der Sound elektronischer. Das Tempo bleibt auch beim experimentierfreudigen Instrumental "The Ark" vorerst gediegen, jedoch verfolgt uns wie im Anschluss bei "Night Of The Buffalo" diese ständig umherschwirrende Rastlosigkeit. Verzerrte Riffs, die erst mit einer Handvoll Streichern eng umschlungen durch die Weiten des Orients wirbeln, lassen uns zum Finale des Songs mit einer Extraportion Dramatik allein zurück.

Allein mit einer Akustikballade, die so nicht zu erwarten war. Wär da nicht der Hang zum Opulenten, könnte dieses Stück vielleicht sogar einem Vergleich den New-Romantik-Rockern von Spandau Ballet standhalten. Für Überraschungen sind Django Django wirklich immer zu haben, denn direkt im Anschluss erobern sie mit dem funky "Kick The Devil Out" spontan den Dancefloor zurück. Und genau auf dem bleiben wir dann bis zum bitteren Ende.

"Glowing In The Dark" ist ein fantastischer Titeltrack, der so manches Stück auf der Platte blass wirken lässt. Kein Wunder, dass Hot Chip dem Song direkt einen feinen Remix verpasst haben. Auch "Hold Fast", das mit einem technoiden und knapp zweiminütigen Warmup beginnt, taugt bestens für ein Tänzchen. Besonders locker sitzt das finale "Asking For More" mit seinem fluffigen Drive und der sanften Melancholie, die aus dem Vocoder hallt.

"Glowing In The Dark" besitzt nach dem vergleichsweise farblosen "Marble Skies" endlich wieder die unerwarteten Momente und die besondere Experimentierfreudigkeit, die wir von Django Django gewohnt sind. Die Dramatik ist gelungen, wenn auch ohne Rücksicht auf Verluste hinsichtlich jeglicher musikalischen Konsequenz. Aber genau mit dieser Rücksichtslosigkeit packen uns Django Django jedes Mal aufs Neue.

Trackliste

  1. 1. Spirals
  2. 2. Right The Wrongs
  3. 3. Got Me Worried
  4. 4. Waking Up
  5. 5. Free From Gravity
  6. 6. Headrush
  7. 7. The Ark
  8. 8. Night Of The Buffalo
  9. 9. The World Will Turn
  10. 10. Kick The Devil Out
  11. 11. Glowing In The Dark
  12. 12. Hold Fast
  13. 13. Asking For More

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