laut.de-Kritik
Morgen kommt der Rub-A-Dub Santa.
Review von Dani FrommEigentlich bietet sich der Advent nicht gerade an, um aus eingefahrenen Denkmustern auszubrechen. Im Kerzenschein, der dem Fest der Liebe vorausflackert, hüllt man sich besonders gern in die kuschelige Decke der Nostalgie und bleibt beim Altbewährten. Was nach Zimtsternen und Bratäpfeln duftet, kann ja wohl nicht ganz schlecht sein.
Die Idee, Plätzchen- und Eierpunsch-Gelage mit Reggae und Artverwandtem zu beschallen, springt einem jetzt nicht direkt ins Gesicht. Karibische Klänge scheinen in der Wahrnehmung schließlich fast untrennbar mit ebensolchem Wetter verknüpft. Bis ein Mann ums Eck kommt, der Weihnachten und seine Weisen ganz offensichtlich ebenso feste ins Herz geschlossen hat wie die jamaikanische Volksmusik. Ho, ho, ho!
Was? "You never hear about di Rub-A-Dub Santa?" Fürchtet euch nicht! Dr. Ring-Ding schließt diese Bildungslücke alsbald: "Name a di sound on a north pole hi-power and Red-Nose Rudy da operator and di elves dem select well spectacular while da big belly man set di place pon fyah." Darin lassen sich dann gleich ganz prächtig Maronen rösten.
Die kulturelle Aufgeschlossenheit bekam Dr. Ring-Ding in die Wiege gelegt, weswegen er nun aus allen Töpfen schöpft. Als Spross einer deutsch-französischen Familie wuchs er mit traditionellem Liedgut aus beiden Kulturen auf. Dazu gesellten sich über die Jahre noch polnische und englische Feiertags-Hits, die er auf "Once A Year" nun allesamt einer Offbeat-Kur unterzieht.
Was auf den ersten Blick befremdet, passt tatsächlich problemlos zusammen. Insbesondere die üppigen Bläser wirken, gerade im Verbund mit ein paar Schlittenglöckchen oder ihren dicken Schwestern, den Kirchenglocken, ausgesprochen feierlich. Psalter und Harfe dürfen weiterschlafen. Ring-Ding und seine aus verschiedensten musikalischen Kontexten, in denen er aktiv ist oder war, rekrutierten Weihnachtswichtel setzen statt dessen auf (logo!) Posaune, Bass, Orgel und die vielleicht wichtigste Zutat: "a heart full of joy".
Herzenswärme strömt entsprechend großzügig aus jedem einzelnen Tune. Klar, Mann, es sind immer noch Weihnachtslieder! Die dürfen, wie der Titeltrack mit seinem Kinderchor oder die beiden doch sehr konventionell gestrickten Duette mit Stephanie K, zwischendurch auch ein bisschen betulich wirken. Vielleicht müssen sie das sogar, um die Geister der Weihnacht nicht zu verschrecken.
Meist triumphiert jedoch übersprudelnde Vergnüglichkeit über alles Besinnliche. Ring-Ding und Konsorten verquicken die Klassiker "Es Wird Scho Glei Dumpa", "Oh Tannenbaum" und "Am Weihnachtsbaume Die Lichter Brennen" zum fluffigen Medley "Dumpa Ska". Sie mischen "Twelve Elves" und "Les Agnes Dans Nos Campagnes" auf. "All I Wanna Do (On Christmas Day)" gerät zu astreinem Rock'n'Roll, dem die Reggae-Schlagseite bestens steht.
Alles geschieht in allerbester Absicht: "Mek di people laugh, mek di people smile." Das wiederum passt hervorragend zur Saison: Man wünscht sich ja nicht ohne Grund fröhliche Weihnachten.
1 Kommentar
Auch schon wieder mehr als 6 Jahre alt,...
Schönes Ding, wird jedes Jahr zur Adventszeit wieder aufgelegt.