laut.de-Kritik
Eure Zukunft gönn ich euch, die habt ihr euch verdient!
Review von Markus BrandstetterWer behauptet, dass die Welt seit den frühen Tagen des Deutschpunks eine bessere und freundliche geworden ist, hat wohl einige grundlegende Dinge verpasst. Das wissen auch Dritte Wahl.
Gegründet in den Mitt-1980er Jahren ist "Geblitzdingst" mittlerweile das zwölfte Studioalbum der Band, die vor einer Dekade an einem traurigen Scheideweg stand: damals verstarb Sänger und Bassist Marko Busch'n Busch im Alter von nur 35 Jahren an Magenkrebs. Die Band entschied sich – auch auf ausdrücklichen Wunsch Buschs – zum Weitermachen und blieb stur.
Schließlich gibt es auch 2015 natürlich genügend Gründe, politisch mächtig auf die Kacke zu hauen. Manchmal gelingt das Dritte Wahl auf "Geblitzdingst" sogar richtig gut – zum Beispiel bei "Eure Zukunft", da ist der Band ein würdiger Slogan geglückt: "Eure Zukunft gönn ich euch, die habt ihr euch verdient" wird da gebrüllt, und ganz am Ende brüllen auch noch ein paar Kinder "Ihr Arschlöcher" rein. Das macht durchaus Sinn.
Ein stoischer Schweinehund aus Punk und Metal will "Geblitzdingst" sein – der sich gar nicht immer ums Tagespolitische kümmern will, sondern auch – wie beim Opener "Spiegel" um die eigenen Befindlichkeiten, den inneren Widersacher. Bei "Geblitzdingst" gibt's dann sogar Industrial-Synths, man möchte gerne einen "Neutralisator" wie in den "Men in Black"-Filmen haben, alle und sich selbst "blitzdingsen" um alles zu vergessen – Generalamnesie statt Generalamnestie für alle. "Was weiß ich von der Liebe" ist dann eine ziemlich alberne Abhandlung des eigenen Privatlebens.
Den schönsten Moment hat "Geblitzdingst" auf dem halben Weg, genau in der Mitte des Albums. Bei "Zu Wahr Um Schön Zu Sein" weicht die Aggression dank Akustikgitarre und Banjo der Melancholie. Das hat musikalisch beinahe etwas von "Bella Ciao". Plötzlich ist der ganze Zynismus, die ganze Abgebrühtheit weg, die Wut tritt in den Hintergrund, und die eigene Müdigkeit, die eigene Verzweiflung und das Festhalten an der eigenen, alten Utopie gibt den Ton an. Dass dann irgendwann die E-Gitarren übernehmen, ist abzusehen, wäre aber nicht notwendig gewesen.
2 Kommentare
Schwaches Review... Es wird kurz auf drei Lieder eingegangen und das wars? Laut.de - das konnten ihr schon mal besser.
Von wann ist Man in Black, 97? Zu dieser Zeit war die Vokabel "geblitztdingst" in aller Munde - das heute aufzuwärmen finde ich schwach. Und von "Dritte Wahl" halte ich eh nichts.