laut.de-Biographie
EARTHGANG
Irgendwo um 2018 ist es passiert, dass J. Cole einen radikalen Imagewandel vollzogen hat. Vom etwas zu emsigen HipHop-Klassenstreber mit einer gewissen Mandelmilch-Uncoolheit ging er innerhalb kürzerer Zeit zum weisen großen Bruder, zum Rasta-Bars-Schamanen. Ein großer Teil dieser Veränderung kam dabei durch die Artists zustande, mit denen er sich auf seinem Label umgeben hat. Da sind die anderen respektierten HipHop-Streber wie J.I.D oder Bas. Aber den Swagger, das steht außer Frage, der ist von der EARTHGANG abgefärbt.
Diese beiden Wunderlinge sind alternative HipHop-Underdogs seit Anbeginn des Jahrzehnts, denn Musik veröffentlichen Johnny Venus und Doctur Dot schon seit 2008, wo sie in ihrer lokalen Szene das Spillage Village gründen. Eine psychedelische und wilde Formation, aus der nicht zuletzt auch Talente wie J.I.D und 6lack einiges an Momentum beziehen werden. Doch bis es soweit ist, bedarf es noch einiges an Aufbauarbeit. Denn bis zu ihrer ersten EP "The Better Party" 2010 dauert es noch einen Moment und zur ersten wirklichen Anerkennung noch deutlich länger.
2013 ist das Jahr, in dem die ersten überregionalen Hipster Interesse zeigen. "Shallow Graves For Toys" ist ein Debutalbum, das Potential verspricht, den Hippie-Schamanen-Vibe des Duos wunderbar in Szene setzt und diesen einen Moment kanalisiert, der wirklich typisch ist: "Wow, so etwas habe ich ja noch nicht gesehen".
Fakt ist, die EARTHGANG bleibt im Gedächtnis. Als Atlanta-Duo zwar oft als der spirituelle Nachfolger von OutKast angekündigt, doch selbst bei aller Extravaganz eines Andre 3000s könnte man fast den validen Punkt machen, dass Dot und Venus noch eine Schippe verrückter sind. 2015 gibt es die EP "Torba", mit einem Song für jeden Tag die Woche und einem Feature mit Mac Miller und einem kleinen Viralhit in "Friday" mit OG Maco.
Ersterer nimmt die beiden dann prompt auch mit auf Tour, dasselbe wiederholt sich dann für satte 40 Stops mit Top Dawgs Ab-Soul. Industrie-Connections werden geknüpft, doch keine prominenter als das Signing zu J. Coles Dreamville Records 2017. Es folgt eine EP-Trilogie mit "Rags", "Robots" und "Royalty". Die Zusammenarbeiten werden prominenter, die Reputation in der Szene steigt. EARTHGANG ist an diesem Punkt schon lange ein Geheimtipp für Hip Hop-Nerds in the know.
2019 markiert das größte Jahr für die Gang: Nicht nur dominieren ihre exzentrischen Verses den Dreamville-Sampler "Revenge Of The Dreamers III" und sorgen damit für ein gute Präsenz, sie stehen in Europa auch neben Billie Eilish auf Tour. Im September erscheint ihr offizielles Dreamville-Debut "Mirrorland".
Was muss man also mitbringen, um auch einen J. Cole cool machen zu können? Nicht unbedingt Massentauglichkeit, wie es schaut. Denn wie die Migos wird die EARTHGANG in diesem Leben wohl nicht mehr populär werden. Dafür sorgen sie tatsächlich für eine Versorgung mit absurder Hip Hop-Schrägköpfigkeit, die – obwohl sie so klar ihr eigenes Ding ist – tatsächlich ein wenig in die Fußstapfen von OutKast treten könnte.
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