laut.de-Kritik

Der Godfather of Hippierock zeigt der Jugend, wo es langgeht.

Review von

"Here I am again, here I am the only one again / and it's a story that will never end / it's just a story that will never end": Wie ein weiser Herbergsvater, der seine ausgebüchsten Schäfchen einsammelt (und sicherheitshalber auch in Baumlöchern nachschaut), umgarnt uns Soundtrack Of Our Lives-Schwergewicht Ebbot Lundberg zu Beginn seiner Solo-Reise mit der neuen Band The Indigo Children.

Allerdings nicht zu Beginn der Platte, denn aus unerfindlichen Gründen parkt das Psychedelic-Pop-Juwel "To Be Continued" mit diesen warmen Empfangsworten ganz am Ende. Nach der Auflösung seiner langjährigen Stammband, die mit dem Album "Throw It To The Universe" und der empfehlenswerten EP "Shine On" (2013) gebührend gefeiert wurde, verlegte sich der Sänger erst einmal auf neue Aktionsfelder.

Beim schwedischen TV-Pendant von "Sing meinen Song" scheint er sichtlich Spaß gehabt zu haben ("Ich werde plötzlich um viel mehr Selfies gebeten"), außerdem hat er als Schauspieler in einem Drama wohl eine ganz gute Figur abgegeben. Irgendwann juckte es den Rocker dann wieder in den Fingern.

Im letzten Jahr sah man Lundberg mit Nina Persson von den Cardigans und Magnus Carlson von den Weeping Willows als Velvet Underground-Coverband auf einigen Bühnen, nur die angekündigte Deutschland-Tour fiel ins Wasser.

Die Songs für "For The Ages To Come" sammelte er schätzungsweise in all den Fernsehen-Jahren an, zumindest kann ich fast exakt datieren, wann und wo ihm besagter Killertrack "To Be Continued" eingefallen ist.

Im Rahmen eines Kurzinterviews antwortete mir Lundberg im Juli 2013 auf die Frage, welchen Song er zuletzt nicht mehr aus dem Kopf gekriegt habe: "Ein neuer Song, von dem ich heute Nacht geträumt habe. Er heißt 'A Story That Will Never End'. Ich muss ihn schleunigst aufnehmen, bevor ich ihn wieder vergesse. Ich glaube, er ist gut." Oh goddamn, yes!

Schon der Albumbeginn gelingt furios: Als covere er einen Lee Hazlewood-Folksong, brummt er mit tiefem Organ los, findet dann in seine Normaltonlage, baut in den Strophen noch Spannung auf, die sich in einem dieser königlichen Psych-Rock-Refrains entlädt, den Bläser dick abrunden.

Schon hier verwundert es, wie eingespielt und aufeinander abgestimmt er und die Jungspunde The Indigo Children agieren, die Lundberg als Support seiner Soundtrack Of Our Lives irgendwo aufgabelte. For The Ages To Come, eben.

Im weiteren Verlauf prahlt Lundberg vor der Jugend angemessen, wie man als Godfather of Hippierock Psychedelic-, Folk- und 60s Garage zu einem homogenen Album-Mix zusammenrührt. Von den offensiven Rock-Nummern bleibt vor allem "Backdrop People" hängen.

Der unaufdringliche Lounge-Pop von "Drowning In A Wishing Well" weckt erneut die Sehnsucht nach Großtaten seiner alten Band ("Behind The Music"), und für eine so einnehmend hypnotische Ballade wie "I See Forever" muss auch ein Noel Gallagher lange stricken. Dass Lundbergs Stimme nicht so im Vordergrund steht wie früher, sondern eher mit dem Sound verschmilzt, finde ich persönlich schade, ansonsten gilt: Gut, dass der Alte wieder da ist.

Trackliste

  1. 1. For The Ages To Come
  2. 2. Backdrop People
  3. 3. Beneath The Winding Waterway
  4. 4. In Subliminal Clouds
  5. 5. Drowning In A Wishing Well
  6. 6. Don't Blow Your Mind
  7. 7. I See Forever
  8. 8. Calling From Heaven
  9. 9. Little Big Thing
  10. 10. To Be Continued

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Ebbot Lundberg

"Ebbot Lundberg Släpper Debutalbum Som Soloartist Och Åker Pa Varturne", steht im November 2015 in großen Lettern auf Lundbergs Facebook-Page zu lesen.

Noch keine Kommentare