laut.de-Kritik
I Blame Coco? War mal.
Review von Kai ButterweckEliot Sumner verbrachte die vergangenen fünf Jahre in einem künstlerischen Winterschlaf. Die Tochter von Sting, die bereits mit 17 Jahren ihre ersten musikalischen Spuren hinterließ, brauchte Zeit für sich. Zeit, um sich klar zu werden, wohin ihre weitere Klangreise gehen soll.
Im vergangenen Jahr ging der Sängerin schließlich ein Licht auf. In einer einsamen Hütte im britischen Lake District, in der ihr fünf Monate lang lediglich ihr Hund Gesellschaft leistete, verabschiedete sich Eliot Sumner endgültig von I Blame Coco. Eingängige Pop-Arrangements eingebettet in fluoreszierende Elektrostrukturen wurden ersetzt durch motorische Krautrocksounds und hypnotische Beats.
Wieder daheim in London teilte sie ihre Ideen mit ihren Musikern Nick Benton (Gitarre), Jan Blumentrath (Keyboards) und Adam Gammage (Drums). Gemeinsam fingen sie an zu tüfteln und erfreuten sich im Januar 2015 über ein fertiges Gesamtkunstwerk namens "Information". Ein Jahr später wird nun auch der Rest der Welt von der künstlerischen Metamorphose der Eliot Sumner in Kenntnis gesetzt. Und was sich da unter dem "Information"-Banner durch die heimischen Boxen schält hat Hand und Fuß.
Das Fundament des Albums wird bereits mit dem Opener "Dead Arms & Dead Legs" gelegt. Es geht primär um Atmosphäre Strophe, Bridge, Refrain: Nichts drängt in den Vordergrund. Einzig Eliots tiefe Stimme glänzt im Rampenlicht. Dahinter flirren unaufgeregte Beats und oszillierende Piano- und Synthieflächen.
Auch in der Folge wehrt sich die Hauptprotagonistin mit Händen und Füßen gegen Mainstream-Standards. Songs wie der mit melancholischen New Wave-Vibes gefütterte Titeltrack und die zwischen Krautrock, Industrial und extraterrestrischem Pop pendelnden Uptempo-Tracks "Let My Love Lie On Your Life", "I Followed You Home" und "Come Friday" vermitteln Tiefgang und eine durchweg hypnotisierende Stimmung. Und gleichgültig ob an galoppierende Manson-Rhythmen ("Halfway To Hell") erinnernd oder mit schunkelnder Lieblichkeit ("Anything You Want From Me"): Eliot Sumner bleibt stets fokussiert.
Die Tochter des ehemaligen The Police-Frontmanns befreit sich mit ihrem ersten Album unter eigenem Namen von ihrer Vergangenheit. Ihr markantes Organ und auch eine gewisse Schlagrichtung bleiben zwar erhalten. Aber ansonsten hat "Information" mit "The Constant" nicht sonderlich viel zu tun.
2 Kommentare
Sie ist ja echt zum Verlieben, aber schon das Coco-Album, das ich zu dem Zeitpunkt wirklich gut fand, habe ich bereits kurz nach Release nicht mehr angefasst.
Und das hier nun ... naja, schön, dass sie das persönlich besser mit sich vereinen kann, ich find's relativ blutleer. Wertung geht klar.
Beste Platte seit langem, absolut einzigartige, faszinierende Künstlerin. I’m in love ❤️