laut.de-Kritik

Vom Trip Hop bleibt nur noch ein Trip übrig.

Review von

Der konservative Trip Hop-Fanatiker wendet sich mit Grausen ab. Emiliana Torrini hat es doch tatsächlich gewagt, die Trademarks ihres Albums "Love In The Time Of Science" in die Tonne zu kloppen. Statt Downtempo-Beats regiert nun das gepflegte Singer/Songwritertum. Fast nackt präsentiert sich "Fisherman's Woman", meist nur mit einer akustischen Gitarre als Begleitung.

Dabei ist sie mit ihren neuen Songs nicht so weit von ihrem früheren Output entfernt, wie es die Instrumentierung vermuten lässt. Immer noch dreht sich ihr musikalischer Kosmos um schön gestrickte Popsongs, die zu Beginn eher am Hörer vorbeidriften, statt ihn in ihren Bann zu ziehen. Zaghaft setzen sich erste Melodien fest und offenbaren nach und nach die Schönheit der Fischerfrau. Jene macht ab und an die Türe zum Studio, Zimmer, oder wo sie Songs sonst einspielt, auf. Neben einer frischen Brise fürs Komponieren dringt dann allerlei Geknarze und Rauschen ans Mikrofon.

Unbeschwert hört sich jedoch anders an. So schwingt mit der Sanftheit auch eine gehörige Portion Melancholie mit, die sich immer wieder zwischen vermeintlich fröhliche Grundstimmungen mischt. "Honeymoon Child" ist so ein Fall und folgerichtig singt Emiliana zum Ende hin auch "it can always turn". Auf der Qualitäts-Skala siedelt sich ihr Material fast durchgehend am oberen Ende an, vom etwas drögen "Heartstopper" einmal abgesehen, das drei Minuten weitgehend auf einem Melodiebogen herum reitet. Diese Flachnummer bleibt jedoch der einzige Ausreißer nach unten.

Die Konserven-Beats haben ausgedient, Emiliana spaltet den Trip Hop auf und entscheidet sich nur noch für den Trip. Jener entpuppt sich als ein äußerst intensiver, wenn sie ihre Hörerschaft bei den Ohren packt und sie in ein Universum von verträumt schönen Melodien entführt.

Trackliste

  1. 1. Nothing Brings Me Down
  2. 2. Sunny Road
  3. 3. Snow
  4. 4. Lifesaver
  5. 5. Honeymoon Child
  6. 6. Today Has Been OK
  7. 7. Next Time Around
  8. 8. Heartstopper
  9. 9. At Least It Was
  10. 10. Fisherman's Woman
  11. 11. Thinking Out Loud
  12. 12. Serenade

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LAUT.DE-PORTRÄT Emiliana Torrini

Emiliana Torrini kommt aus Island, hat eine sanfte, bezaubernde Stimme und tritt 1999 mit ihrem internationalen Debüt "Love In The Time Of Science" ins …

14 Kommentare

  • Vor 19 Jahren

    Ich vergöttere ihr letztes Album "Love in the time of science". Hammer. Björk mit besseren Liedern und nicht-nerviger Stimme.

    Als ich dann erfahren hab, dass ihr neues Album kein tripHop mehr, sondern Gitarrenmusik sein würde, war ich nicht gerade begeistert, aber hoffnungsvoll. Schließlich ist Beth Gibbons' Soloalbum erstklassig, auch wenn es nur bedingt an Portishead erinnert.

    Dann, vorgestern im Müller: Herbe Enttäuschung. Emiliana trägt in Singsang-Stimme Gedichte vor, die mit nichtssagenden Gitarrenakkorden untermalt werden. Kein einziges Lied bleibt hängen. Höre es nochmal an. Nix. "Nothing brings me down" nervt sogar.

    Hmmmm....ich werd mir das Album noch ein paar Mal anhören und auf eine Erleuchtung hoffen, aber bisher finde ich es stinklangweilig und nichtssagend....

  • Vor 19 Jahren

    Stinklangweilig ... ?!? ... Sagen nur die emotionalen Grobmotoriker, die leise, zarte, Nuancen nicht mehr wahrnehmen können.

    Das du das Album als stinklangweilig und nichtssagend bezeichnest, stimmt so nicht. Es liegt nicht am Album, es liegt an dir. Ist es so schwer, ehrlich zu sich selber zu sein und zugeben, das man selbst mit dem Gebotenen nichts anfangen kann? Keiner wird darüber ein Wort verlieren, das ist so zu aktzeptieren.

    Emiliana macht ihr Ding, es soll ihr Spaß machen, es soll ihr Freude bereiten und wenn das so ist, ist es in Ordnung. Wer diese Freude mit ihr teilen kann, der ist ein wahrhaftig reicher Mensch.

    Wenn man eine fremde Sprache nicht versteht, dann ist es nicht Schuld der Sprache, sondern die Schuld des der Sprache nicht mächtigen.

  • Vor 19 Jahren

    Moment mal, wenn die Wildecker Herzbuben also spass haben an ihrer Musik, ich aber nicht ist es also meine Schuld?

    Wenn das so wäre, dann hätten wir was Musik anbelangt überhaupt keine Möglichkeiten Bewertungsgrundlagen zu finden.

    Nur weil ich mein geklimpere mit ner Akkustik Gitarre toll finde, handelt es sich dabei nicht um gute Musik.

    Das erkenne ich unter anderem daran das es keinem anderen gefällt, und die sind da nicht selbst dran schuld, das garantiere ich dir!

  • Vor 15 Jahren

    @Screwball (« @Frane («
    für mich eines der besten alben:
    meine lieblingslieder:
    honeymoon child!!!
    next time around
    at least it was
    fisherman's woman

    :wein: »):

    mag das album auch, bin aber leicht verwundert über deine favoriten. was ist mit "sunny road" und "lifesaver"? letzteres glänzt vor allem durch atmosphäre (man denke an das knacken von holz im hintergrund auf einem wackenden boot).

    anyway, der inbegriff von "rotweinmusik", da trifft es dein smiley ja ganz gut. :wein:

    übrigens fand ich den experimentellen nachfolger auch nicht schlecht. darauf befindet sich zwar das von vielen verhasste "jungle drum", andererseits aber auch perlen wie das schnucklige "big jumps" und das vergleichsweise sperrige "dead duck". »):

    also sunny road is auf jeden fall ziemlich gut, aber irgendwie trifft es nich 100% meinen nerv.
    das album wäre ja nich eines meiner lieblingsalben, wenn ich nicht fast jedes lied super fände. aber manche halt noch mehr, als andere, weil sie mich einfach mehr berühren. is aber ne ganz subjektive sache denke ich.also hat nich mehr viel mit instrumentierung, sondern nur mit der persönlichen vorliebe und oft auch identifikation mit den texten zu tun.

    "lifesaver" is auf jeden fall auch favoritenanwärter, is aber irgendwie immer nen bissel an mir vorbei gegangen. aber ich mag es schon sehr, obwohl ich es manchma nen bissel eintönig finde, vllt weil da die texte nich so herausstechen.

    ähnlich wie bei "dead duck", was dafür aber wieder mit diesem unglaublichen wechsel in der instrumentierung punkten kann. ganz groß.

    "me &armini" mag ich sonst nich ganz so wie "fisherman's woman", einfach weil es mir wieder zu poppig und "üppig" instrumentiert ist.

    jedoch finde ich "jungle drum" gar nich so scheisse, wie alle anderen, weil ich es im radio einfach immer weiter schalte und deswegen nicht so nen ohrenblutenohrwurm bekommen habe.lässt sich so ganz gut hören :)

    ansonsten liebe ich von "me&armini"
    hold heart (der text omg!!!)
    dead duck
    beggar's prayer (auch so ein geiler text)
    birds
    haha
    gun (fast nen bissel tarantino mäßig wie ich finde)

    ich glaube, ich schreib das selbe nochma in den entsprechenden thread :D

  • Vor 5 Jahren

    Geil! Es hat was transzendentes finde ich.

  • Vor einem Jahr

    Es gibt Alben, die altern gut.
    Es gibt Alben, die altern schlecht.

    Und es gibt Alben, die sich erst entfalten, wenn der Hörer soweit ist. Bei mir waren es 18 Jahre. Hat mich damals nicht interessiert und würde es heute als ein Top 10 Album des Genres der Dekade einordnen.