laut.de-Kritik

Wenn schon untergehen, dann mit wehenden Fahnen.

Review von

Mit der Verabschiedung der beiden Gründungsmitglieder Sandra van Eldik und Andreas Völkl, dem Kurzgastspiel von Jen Majura (Evanescence), sowie der Rekrutierung von Dominik "Dom" Crey (Gitarre) und der Beförderung von Tourmanager Makki zum Vollzeitbassisten stifteten die Maisacher Bombast-Metaller von Equilibrium in den vergangenen zwei Jahren reichlich Verwirrung. Nun scheint aber wieder alles im Lot zu sein. Band-Leader René Berthiaume hat anno 2016 nicht nur eine runderneuerte Truppe beisammen, sondern auch ein knappes Dutzend neuer Songs am Start.

Unter dem "Armageddon"-Banner geht es erwartungsgemäß düster zur Sache: "Der Albumtitel ist Programm, sowohl musikalisch als auch textlich", erklärt René. Nach Jahren des Feierns ist nun Schluss mit lustig. Die Nachrichten von weltweitem Terror, Kriegen, sowie der zunehmenden globalen Verkümmerung von Moral und Werten haben nun scheinbar auch die Tore des beschaulichen Maisach erreicht. Die Antwort schallt mit mehr Tamtam denn je durch die Boxen. Beginnend mit einem Albert-Einstein-Zitat ("Unsere Waffen seien Waffen des Geistes, nicht Panzer und Geschosse") schießen Equilibrium in den kommenden 50 Minuten aus allen verfügbaren Rohren.

Statt schunkelnder Trinklieder brettern imposante Gesamtkunstwerke wie das galoppierende "Erwachen", das sich monströs aufbauende "Katharsis" und das folkloristische, zwischen Pop und Metal pendelnde "Heimat" vorneweg. Alles auf Anschlag heißt die Devise. Die Drums pauken pompös, die Gitarren kommen satt und über allem schwebt eine orchestrale Gewitterwolke inklusive Blitz und Donner. Hinzu kommt das grollende Grummeln von Frontmann Robert 'Robse' Dahn, der dem großen Ganzen den perfekten stimmlichen Stempel aufdrückt.

Trotz vorherrschender Finsternis bringen Equilibrium immer wieder Licht ins Dunkel. Mit majestätischen Harmonien und einprägsamen Riffs halten die Bayern dagegen. Wenn schon untergehen, dann mit wehenden Fahnen. "Born To Be Epic" bildet dahingehend sicherlich die Speerspitze. Von vorne bis hinten durchdacht, mit Ecken und Kanten versehen und das komplette Album in puncto Schwere und Bombast am eindringlichsten auf den Punkt bringend, marschiert die Hymne geradewegs in Richtung Endzeitschlund.

Danach könnte man eigentlich die Instrumente an den Nagel hängen und den Dingen ihren Lauf lassen. René Berthiaume und Co jedoch kriegen nicht genug. Einmal Blut geleckt, legen sie noch eine Schippe drauf: im halsbrecherischen Tempo ("Zum Horizont", "Rise Again"), schleppend und tiefgründig ("Prey", "Koyaaniskatsi") oder im finalen Alles-in-allem-Modus ("Eternal Destination"). Der Tag des Jüngsten Gerichts steht vor der Tür? Wieder mal? Und wenn schon. Mit dem neuen Equilibrium-Album im Ohr begegnen wir dem Weltuntergang mit einem Lächeln im Gesicht.

Trackliste

  1. 1. Sehnsucht
  2. 2. Erwachen
  3. 3. Katharsis
  4. 4. Heimat
  5. 5. Born To Be Epic
  6. 6. Zum Horizont
  7. 7. Rise Again
  8. 8. Prey
  9. 9. Helden
  10. 10. Koyaaniskatsi
  11. 11. Eternal Destination

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