laut.de-Kritik
Wortwitz auf allen Bühnen dieser Welt.
Review von Josef GasteigerÜber hundert Jahre verbreitet die Erste Allgemeine Verunsicherung nach eigenen Angaben den manifestierten Wortwitz auf allen Bühnen dieser Welt. Anzeichen von etwaiger Müdigkeit gibt's keine. Front-Verunsicherer Klaus Eberhartinger ist frische 60, lebt wie Texter und Gitarrist Thomas Spitzer größtenteils in Kenia und ist seit dem Frühjahr 2010 der Meinung, dass das Land neue Helden braucht.
Da Studioalben der EAV nur selten mehr sind als Gründe für ein neues Bühnenstück, macht es live auch viel mehr Spaß als auf Platte. Von dem zeugt auch das vorliegende Tondokument vom 22. April 2010, als die EAV im heimischen Graz ihre neuen Helden suchte.
Die Setlist dominiert an diesem Abend klarerweise das aktuelle Album. Die musikalische Vielseitigkeit treibt die Band auch bei neuerem Material auf die Spitze.Sie lassen keine Genres aus. Country wechselt sich mit östlichen Rhythmen ab, Rockgitarren bratzen neben Schlager-Orgeln und eine Piano-Ballade hat natürlich auch ein Saxophon im Gepäck. Die eingespielte Band drückt gleich viel mehr Leben in die alten und neuen Albumtracks, die größtenteils am Computer entstanden. Echtes Schlagzeug und echte Gitarrentürme kann man halt nicht ersetzen. Trotzdem eckt der Sound nirgendwo an, er stellt das in den Mittelpunkt, wofür die EAV bekannt und geliebt ist: die Texte.
Obwohl die seichteren Seiten der Band stets die größeren Kartoffeln einfuhren, zeigt sich die EAV anno 2010 fast nur mehr gesellschaftskritisch und problembewusst. Volksverdummung, Finanzkrise, Obamania, Konsumgesellschaft, Xenophobie und nicht zuletzt die Fernsehköche der TV-Landschaft werden besungen und/oder durch eine große Tasse Kakao gezogen. Verpackt in Mitsing- und –klatschmelodien läuft der Schmäh auf gewohntem EAV-Niveau. Kostprobe: "Wär die Welt ein Hintern / dann wär er das Loch / Georgie B. das Doppel-W / und er ist es noch". Man bewegt sich wie immer zwischen Schmunzeln und Nachdenklichkeit, die Zeiten als großer Klassenclown sind lange schon gezählt.
Zwischendurch streut die EAV immer wieder die ganz großen Klassiker ein, denen nicht selten ein neues Gewand schneidern. Um die Pointendichte nicht abzuflachen ändert die Band die Arrangements der alten Hits, fasst Strophen zusammen und baut Songs zu komödiantischen Sketches aus. So funkt sich der "Märchenprinz" 25 Jahre nach Veröffentlichung auch mit dem Alter angepassten Text extrem lässig aus dem Handgelenk und der "Ba-Ba-Banküberfall" verinnerlicht das Mission Impossible-Thema. Als Zugabe macht das zwölfminütige Hitmedley noch einmal klar, dass der EAV-Katalog mit einigen Gassenhauern gespickt ist. Schlussendlich ist ein EAV-Konzert zwei Stunden nachdenkliche Unterhaltung ohne allzu großen musikalischen oder lyrischen Anspruch, aber immer für einen Lacher gut.
Die vier Studio-Bonustracks sind ein nicht ganz astreiner Kontrast zur lebendigen Live-Performance. "Bitte Bier" ist ein dumpfer Ballermann-Stampfer und "Männer brauchen Tritte" kommt über Fahrstuhl-Untermalung nicht hinaus. Dafür belohnt wieder der Skit "Franz spielt Klavier" und die Wien-Hommage "Kriegst A Watschn". Trotzdem hätte man sich diese Bonustracks zugunsten des kompletten Konzertmitschnitts sparen können.
5 Kommentare
ganz große band. nicht meine musik, aber denen muss man einfach tribut zollen...
Hitler? Groß, groß, groß - ein ganz großer Diktator. Not my cup of tea, aber er hat mit seinem Werk viele Menschen zum träumen gebracht.
Auf jeden Fall KULTIG! So blablabla, dass es schon wieder blablabla ist.
Als 'Frauenluder' rauskam, hab ichs mangels Alternative immer mit großen Hipster-Kopfhörern im Bus auf der Fahrt durchs Russen- bzw. Ostblockviertel gehört. Grad bei 'Rummstibummsti. Evelyn aus Debreczin' war das lustig. Irgendwann hab ich gemerkt, dass die scheiß Kopfhörer nach außen immer noch so laut waren, dass man am anderen Busende jedes Wort verstehen konnte.
ach komm... wollte damit sagen die muss man auch würdigen, wenn man sie nicht hört, da es objektiv einfach gut gemacht ist. anders als z.b. harmlose wdr4 blödelbardenmusik.
und märchenprinz und so hab ich als 5 jähriger immer aus der jukebox krachen lassen... schon dafür mag ich die. auch wenn ich das damals natürlich gar nicht kapiert habe, wie verkopft die sind.
@unorigineller_name (« Hitler? Groß, groß, groß - ein ganz großer Diktator. Not my cup of tea, aber er hat mit seinem Werk viele Menschen zum träumen gebracht.
Auf jeden Fall KULTIG! So blablabla, dass es schon wieder blablabla ist.
Als 'Frauenluder' rauskam, hab ichs mangels Alternative immer mit großen Hipster-Kopfhörern im Bus auf der Fahrt durchs Russen- bzw. Ostblockviertel gehört. Grad bei 'Rummstibummsti. Evelyn aus Debreczin' war das lustig. Irgendwann hab ich gemerkt, dass die scheiß Kopfhörer nach außen immer noch so laut waren, dass man am anderen Busende jedes Wort verstehen konnte. »):