laut.de-Kritik

Warum schicken wir die nicht zum ESC?

Review von

Für die meisten Trveheimer da draußen steht Core ja sowieso auf derselben Ebene wie Plastikpop, Helene Fischer und Konsorten. Wie schön, dass es den Vorurteilsrädelsführern manchmal so einfach gemacht wird. Dass Eskimo Callboy so ziemlich jedes Klischee des Hipster-Mosh-Kids erfüllen, dürfte mittlerweile bekannt sein.

"Crystals" legt entsprechend los. Nach einer halben Minute Hardcore-Geballer kommt DSDS-Flair auf, nach einer weiteren stößt Malle-Guetta hinzu. In drei Minuten steckt hier so ziemlich alles, das isoliert gleichbedeutend für den Untergang der Musik steht. Irgendwie blöd, dass das aus unerfindlichen Gründen höllischen Spaß macht. Mir zumindest. "My party overdose all night long!"

Hinterher wackelt die Taylor Swift-Ballade "Baby (T.U.M.H)". Im Zappelphilipp-Dubstep-Pop-Core von "My Own Summer" sagt Justin Hallo. Warum schicken wir die eigentlich nicht zum ESC? Vermutlich zu viel (zwischenzeilige) Schmuddelsprache. "F.D.M.D.H." zum Beispiel besteht praktisch aus Deine-Mutter-Witzen. Jetzt wisst ihr wahrscheinlich auch, wofür die Abkürzung steht.

Nun ratet, wer bei "Best Day" gastiert! Der ehemalige Arschfickmeister und heutiger "Liebe"-Enthusiast Sido. Nach einläutendem Hip Hop-Beat und bravoaffinem Boybandgedudel legt er los: "Aufstehn, Zähneputzen, Haarekämmen." Trotz überbordenden lyrischen Tiefgangs klingt das tatsächlich besser als das meiste von dem, das der Ex-Maskenheini zuletzt solo so gezaubert hat. Warum aus einem Sextett nicht bald ein Septett machen und auch Paul Würdig in Plüsch hüllen?

Auf "Paradise In Hell" rappen die Eskimos dann ohne fremde Hilfe weiter (gar nicht mal schlecht) und zeigen, wie nahe sich Beats und Breakdowns doch im Grunde stehen. Dem Titeltrack standen wohl Rammstein Pate, "2 Fat 2 Furious" wartet mit Textzeilen auf, die nach einer Kollaboration der Mastodon- und Pitbull-Videoschmiede verlangen: "Shake your booty!" Dazu gibts Autotune-Overkill sowie ein recht ordentliches Gitarrensolo. Bösen Schwarznasen schmeißen Eskimo Callboy ihr eigenes "Ritual"-Interlude entgegen. Was dieses stilistische Chaos schlussendlich auflöst? Ein ramontisches Klavieroutro selbstverständlich ("Closure").

Damit ist nach kurzweiligen 39 Minuten alles gesagt, was es zu sagen gibt. "Crystals" ist peinlich, klischeebeladen, kitschig, Mainstream und groupietauglich. Es ist der Todfeind aller Kuttenträger. Tja, und schaltet man die Hirnrinde mal für einige Zeit aus, kann man mit "Crystals" verdammt viel Spaß haben.

Grenzen kennen die Castrop-Rauxeler nämlich absolut keine. Geradezu unverschämt selbstbewusst und -gefällig suhlen sie sich in rosa Dreck, legen ihre Finger in jede Wunde des guten Geschmacks. Nennen wir es doch einfach Steel Panther-Syndrom: Manch einem mag das übers Ziel hinausgeschossen vorkommen, doch Eskimo Callboy wissen, was sie tun. Und sie tun es gut. Now: "Put your motherfucking hands in the sky!"

Trackliste

  1. 1. Pitch Blease
  2. 2. Baby (T.U.M.H.)
  3. 3. My Own Summer
  4. 4. Kill Your Idols
  5. 5. Ritual
  6. 6. Monster
  7. 7. Best Day
  8. 8. 2 Fat 2 Furious
  9. 9. F.D.M.D.H.
  10. 10. Paradise In Hell
  11. 11. Crystals
  12. 12. Walk On The Thin Line
  13. 13. Closure

Preisvergleich

Shop Titel Preis Porto Gesamt
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Eskimo Callboy – Crystals €7,99 €3,00 €10,99

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Eskimo Callboy

Weil der Begriff 'Eskimo' historisch belastet ist und als von Kolonialisten geprägte Bezeichnung der Inuit gilt, hat sich die Band Eskimo Callboy im …

LAUT.DE-PORTRÄT Electric Callboy

Castrop-Rauxel lebt: Zwischen Seniorenheim und Zechenschacht sorgen sechs Outsider alias Eskimo Callboy für reichlich Aufruhr im Herzen des Westens.

10 Kommentare mit 40 Antworten

  • Vor 9 Jahren

    Ziemlich cooles Album geworden :) Rezension stimme ich komplett zu. Best Day hätte meiner Meinung nach nicht unbedingt sein müssen, aber der Rest geht voll in Ordnung. Songs wie My Own Summer oder Crystals machen einfach tierisch gute Laune. Ist halt Musik zum nicht ganz so ernstnehmen :D Freu mich auf die Release Tour! :)

    • Vor 9 Jahren

      und das bei dem namen. schämst du dich denn gar nicht? :damn: :frapp: :mad:

    • Vor 9 Jahren

      Der Name sagt doch nur aus, dass diese Person das neue Album von Lady Bitch Ray ganz gut fand und Anfang Zwanzig ist.

    • Vor 9 Jahren

      Wieso sollte ich mich da schämen? :D Ich behaupte ja nicht, dass die Band künstlerisch wertvolle Meisterwerke abliefert, aber ich glaub, das ist auch nicht ihr Ziel. Ist halt Musik die Spass machen soll und zu der man auch mal Party machen kann und ich find das haben sie geschafft :)

    • Vor 9 Jahren

      es gab hier 2002/2003 mal einen nutzer. der hieß erst nargaroth und dann ultraviolence. weshalb du dich ultraviolence91 nennen musstest. und dieser ultraviolence hat, wie es sich gehört, gehetzt. v.a. gegen nu metal und sämtliche core abartigkeiten. wobei ich nu metal noch super fand. was wir da diskutiert haben. naja, also, verhalte dich deines namenspaten würdig und halte abstand von sachen wie eskimo callboy

  • Vor 9 Jahren

    Hab mir dir Band erst vor kurzem gegeben. Kannte ich gar nicht bisher. Das neuste Album auch am Wochenende bei Bekannten gehört.
    Ziemliche scheiss Musik Delxue. Die Sido Nummer ist ungefähr so cool wie Karell Gott und Bushido. Für Menschen ohne Anspruch aber sicher ganz nett.

  • Vor 9 Jahren

    Schwedischer Blutpudding

    die klassische rote Versuchung aus Skandinavien

    500 ml Blut
    1 Zwiebel(n), rot
    1 Apfel, sauer
    500 g Speck, gewürfelt, gesalzen
    50 g Butter
    etwas Butter zum Braten
    3 1/2 Tasse/n Brühe oder helles Bier oder Milch
    3 1/2 Tasse/n Roggenmehl, grobes
    2 EL Sirup
    1/2 Prise(n) Nelkenpulver
    1 Prise(n) Piment, gemahlen
    1 TL Majoran, gemahlen
    etwas Salz und Pfeffer
    1 Glas Preiselbeeren
    Fett für die Form
    Mehl für die Form

    Den Ofen auf 200°C vorheizen. Die Zwiebel schälen und fein hacken. Anschließend die Zwiebelwürfel mit 1 EL Butter braten, bis sie weich sind. Den Apfel schälen und in kleine Würfel schneiden. Die Speckwürfel anbraten und abtropfen lassen. 50 g Butter zerlassen.

    Das Schweineblut durch ein feines Sieb geben. Das Blut mit der Brühe (bzw. Bier oder Milch) und dem Mehl vermengen. Die Zwiebel, Apfel, Speck, Butter, Sirup, Nelken, Piment, Majoran, 1/2 EL Salz und 1 Prise Pfeffer zusammenrühren.

    Füllen Sie den Teig in eine gefettete und bemehlte Form. Mit Alufolie abdecken. Im Ofen für 75 - 90 Minuten backen. Mit Preiselbeeren servieren.

    Reste im Kühlschrank aufbewahren. Vor dem nächsten Servieren in Scheiben schneiden und kurz anbraten.

    Klassischerweise verwendet man Schweineblu. Leckere Variationen lassen sich allerdings auch mit Blut von Rindern, Lämmern oder der Mensis erzielen.

    Bon Appetit :)

  • Vor 9 Jahren

    Fand Eskimo Callboy bisher scheiße, mins is eher Slipknot, Killswitch Engage, FiveFinger death Punch, etc. Aber das neue album is echt lustig und sorgt für spaßigen Kurzweil. Die melodien machen Spaß und bleiben im Kopf. Die shouts sind aggressiv und überzeugen. Die texte sind vollkommen okay bis super witzig. Also mich haben se ausnahmsweise mal überzeugt mit dem Album. Viele hater haben wohl an allem was zu nörgeln, wo auch nur ein synth sound drin vorkommt. Dann dürften diese Leutz aber auch net in den 80ern groß geworden sein (Boston, Manfred Mans Earth band, etc ;-))

    Fazit: Ganz Große Disko;-)

  • Vor 8 Jahren

    Eskimo Callboy erzeugen bei mir dem selben Spaß wie zum Beispiel Babymetal. Irgendwie sollte ich mich extrem dafür Schämen, so etwas zu hören. Aber dafür macht das Ganze bei weitem zu viel Spaß.