laut.de-Kritik

Bauchplatscher in den Pop-Pool.

Review von

Eugene McGuinness hat sich neu erfunden. Für seine weitere Reise vollzieht der Sänger einen scharfen U-Turn. Kein Weg zurück. Die Folk-Einflüsse des Debüts gehen über Bord. Mit langem Anlauf und ausgebreiteten Armen legt der Engländer einen Bauchplatscher in den Pop-Pool der Costa McGuinees hin. Giglio, wir kommen.

Um den Wandel zu unterstreichen hat sich auch optisch einiges getan. Seine Haare trägt McGuiness nun streng nach hinten gekämmt, seinen hageren Körper steckt er in feinsten Zwirn. Dabei gibt er sich so betont und gezwungen britisch wie die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in London.

Die Elektro-Hymne "Harlequinade", zugestopft mit Synthesizer und Trompeten, glitzernd wie Lipgloss, legt einen gelungene Start hin. Ein Versprechen, dass das Album nicht einhalten kann. "We're going for the jugluar / And we're going downtown."

Doch gleich "Sugarplum" mit seinem idiotischen "I Want You As You Are"-Refrain zerrt gewaltig an den Nerven. "Videogame" flirtet anfangs noch mit den Fleet Foxes, kommt aber nie richtig in die Gänge und verglüht letztendlich auf halber Strecke.

Bemüht modern und doch leicht angestaubt mimt McGuiness den coolen Chefstyler. Wenn er doch nur genauso eifrig versuchen würde, wenigstens mal ein oder zwei Töne zu treffen. Das wäre schon fein. So schickt sein mutwillig dissonanter Gesang mehr als einen Schauer über den Rücken. Schüttelfrost bis zur Wirbelsäule.

Triumph und Scheitern liegen auf "The Invitation To The Voyage" immer wieder nahe beieinander. Meist versteckt sich unter dem aufgehäuften Bombast, den Spielereien und dem Firlefanz uninspirierte Langweile. Nur selten finden sich Brillanz und Glamour.

Wie um dies zu beweisen stehen sich die beiden Vorabsingles "Lion" und "Shotgun" gegenüber. Die beiden Songs sind Zwillinge im Geiste, doch der eine Schwarzenegger, der andere DeVito. Das knallige "Lion" mischt voller Energie den Surf-Charme der Sechziger mit der wirren Vision eines Pop-Hits. "Skeletons dancing up on xylophones." Dem gegenüber steht mit "Shotgun" ein Titel vom Reißbrett, der sich einfallslos um die "Peter Gunn Theme" und "Murder Weapon" von Tricky schlingt.

"Joshua" ist das Grauen in drei Minuten gegossen. McGuiness gibt den Mitschunkel-Wainwright zum Volksfestschlagzeug. Drei Flügelschläge vom Ententanz entfernt. Text und Musik sind plump, belanglos und debil. Ach, neige, Du Schmerzensreiche, Dein Anlitz gnädig meiner Not!

Das würde allerdings nur halb so sauer aufstoßen, wenn der Engländer nicht immer mal wieder unter Beweis stellen würde, das er eigentlich die Saat für große Momente in sich trägt. Der Titeltrack "Invitation To A Voyage", ganz ohne Kinkerlitzchen und Schnickschnack vorgetragen, klingt wie ein erster entspannter Vorgeschmack auf ein neues Werk der The Last Shadow Puppets.

"Concrete Moon" wird zum elektronischen Zirkus, halb im gestern, halb im heute verwurzelt. Theatralisch, voller Anmut und schelmischer Poesie spielt das Lied mit Versatzstücken von Depeche Mode, Wainwright und Ravels Boléro.

Sein zweiter Longplayer bleibt für Eugene McGuiness nur eine Durchgangsstation. Noch bleibt er ein Suchender, der seinen Platz im Leben und der Musik nicht gefunden hat. Unentschlossen wandelt er sich wie einst Paul Weller, ohne dessen Raffinesse zu erlangen. Abschreiben sollte man ihn aber noch lange nicht. Nach dem Vorgänger kommt "The Invitation To The Voyage" aber einer herben Enttäuschung gleich.

Trackliste

  1. 1. Harlequinade
  2. 2. Sugarplum
  3. 3. Lion
  4. 4. Videogame
  5. 5. Shotgun
  6. 6. Concrete Moon
  7. 7. Thunderbolt
  8. 8. Invitation To The Voyage
  9. 9. Joshua
  10. 10. Japanese Cars

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