laut.de-Biographie
Evergrey
Was Tampa in Florida für den amerikanischen Death Metal in den 90ern darstellt, das bedeutet Göteborg für die schwedische Szene. Tom Englund (Gesang/Gitarre), der zusammen mit seinem Kumpel Dan Bronell (Gitarre) zunächst eher klassische Stücke übt, lässt sich vom Death Metal-Virus infizieren und schlägt in die selbe Kerbe.
Ende 1993 starten Tom und Dan zusammen die Band Evergrey. Mit Daniel Nojd (Bass) und Drummer Patrick Carlsson stoßen die weiteren Mitglieder dazu, im Dezember 1995 nehmen sie mit dem King Diamond-Gitarristen Andy LaRoque in dessen Los Angered Studios das erste Demo auf.
Musikalisch sind sie inzwischen weg vom melodischen Death Metal früherer Tage und entwickeln einen eigenen Stil aus Elementen des Thrash, Power und Progressive Metal, zu dem sich ein wenig Gothic mischt.
Zunächst noch mit einem anderen Sänger unterwegs, nehmen Evergrey ein zweites Demo auf und greifen daraufhin einen Deal für ihr Debüt ab. Dieser geht aber schnell in die Brüche. Als drei Monate vor den Aufnahmen auch noch der Sänger verschwindet, muss Tom den Job zusätzlich übernehmen.
Als Gastmusiker helfen Andy LaRocque und Mattias Eklundh von Freak Kitchen aus. So erscheint das Debüt "The Dark Discovery" 1998 über das schwedische Label Gotenburg Noiseworks, auf dem auch Keyboarder Will Chandra zu hören ist.
Der bleibt aber nicht lange dabei und kratzt nach den ersten Konzerten die Kurve. Anstatt nach Ersatz für ihn zu suchen, machen Evergrey als Quartett weiter und schreiben am nächsten Album "Solitude - Dominance - Tragedy". Schon nach diesem zweiten Album sind die Medien voll des Lobes und ziehen Parallelen zu Dream Theater oder den Landsleuten Tad Morose.
Zusammen mit Kamelot und Crimson Glory beackern Evergrey die deutschen Clubs, spielen diverse Festivals in Europa und hinterlassen einen sehr positiven Eindruck auf dem Progpower Festival in den USA.
Inzwischen hat das deutsche Label Inside Out erkannt, welches Potenzial in der Band steckt, und nimmt die Schweden unter Vertrag. "In Search Of Truth" kommt im September 2001 in die Läden und wirkt noch gereifter und schlüssiger als die Vorgänger.
Das mag an den beiden Neuzugängen Henrik Danhage (Gitarre) und dem ehemaligen The Forsaken-Basser Michael Håkansson liegen, die neue Energie mitbringen. Mit Sven Karlsson von Soilwork haben sie zudem einen neuen Keyboarder, der sie auf der anstehenden Europatour mit Therion und My Insanity begleitet.
Im November des Jahres klinkt sich Sven bei Evergrey wieder aus und gibt seinen Job an Chris Rehn ab. Doch auch der ist schnell Geschichte, und auf ihrer ersten Headlinertour durch Frankreich und Skandinavien greift der Keyboarder von Andromeda in die Tasten. Erst als Rikard Zander zur Band stößt, ist das Keyboarder-Problem gelöst. Mit frischer Kraft gehen Evergrey ans Werk und spielen die nächste Scheibe ein.
"Recreation Day", erscheint im März 2003 und enttäuscht weder Presse noch Fans. Zu den Titeln "Blinded" und "I'm Sorry" drehen sie jeweils ein Video und starten eine kleinere Akustik-Session-Tour durch Frankreich.
Für Drummer Patrick ist das die letzte mit Evergrey. Er packt danach seine Koffer und drückt die Sticks Jonas Ekdahl in die Hand, der auf der Tour mit Arch Enemy, Hate Eternal und The Black Dahlia Murder durch die Staaten zeigen darf, was er drauf hat.
Nachdem es sich bei "In Search For Truth" schon um ein Konzeptalbum handelte, in dem ein Mann mit Hilfe seines Psychiaters herausfindet, dass er von Außerirdischen entführt wurde, greift "The Inner Circle" ein noch dunkleres Thema auf. Die fünfte Scheibe dreht sich um die Geschichte eines Mannes, der einem Kult oder einer Sekte beitreten soll und dabei mental stark beeinflusst wird. Toms Frau steuert einige Gesangslinien bei und macht "The Inner Circle" genau wie den Vorgänger zu einem wirklich außergewöhnlichen Album.
Mit Iced Earth und Children Of Bodom steht eine weitere Tour durch Nordamerika an, bevor Europa auch in den Live-Genuss der Skandinavier kommt. Neben ein paar Gigs, bei denen Mercenary eröffnen dürfen, konzentriert sich Tom auf die Veröffentlichung der Doppel-Live-CD "A Night To Remember", die Mitte März 2005 erscheint und der im Mai das Pendant auf DVD folgt. Zu der Zeit sind Evergrey aber schon wieder unterwegs und eröffnen auf der Solo-Tour des Dream Theater-Sängers James LaBrie.
Dann ist es Zeit, zurück ins Studio zu gehen, um sich den Aufnahmen für "Monday Morning Apocalypse" zu widmen. Das Album steht ab Ende März 2006 in den Regalen und zeigt eine etwas härtere Seite der Schweden. Dennoch sind die Melodien nach wie vor großartig.
Das beweisen Evergrey unter anderem auf dem Rock Hard Festival, müssen sich aber dann von Basser Michael Håkansson trennen, der sich Engel anschließt. Für ihn steigt der ehemalige Hammerfall/Crystal Age-Tieftöner Fredrik Larsson ein.
Im Oktober und November sind sie mit Avatar unterwegs, ehe Gitarrist Henrik In Flames auf deren US-Dates an der Klampfe aushilft. Im April 2007 müssen sich Evergrey aber schon wieder von ihrem Basser trennen, weil der seinen alten Platz bei Hammerfall wieder einnimmt. Auf dem Bang Your Head 2007 spielen Evergrey deswegen mit einem Aushilfsmann, kündigen Anfang August aber den Einstieg von Jari Kainulainen (Ex-Stratovarius) an.
Alles scheint wieder Friede, Freude, Eierkuchen zu sein, doch die Bombe platzt Anfang Mai 2010. Sowohl Gitarrist Henrik Danhage als auch Drummer Jonas Ekdahl und Basser Jari verlassen die Band. Henrik und Jonas wollen sich voll auf ihre Band Death Destruction konzentrieren, Jari zieht die bessere Bezahlung bei Killing Machine vor.
Für Tom und Keyboarder Rikard eine schwere Situation, doch da das nächste Album bereits geschrieben und zur Hälfte aufgenommen ist, wollen sie weiter machen und suchen sich für die anstehende Europatour mit dem ehemaligen Royal Hunt-Gitarristen Marcus Jidell, Basser Johan Niemann (Ex-Therion, Mind's Eve) und Drummer Hannes Van Dahl ein neues Live-Team zusammen. Alle drei sind auf dem im Februar 2011 erscheinenden "Glorious Collision" zu hören.
2014 besinnen sich zumindest Gitarrist Henrik Danhage und Drummer Jonas Ekdahl eines Besseren und kehren zu Evergrey zurück, ohne Death Destruction deswegen aufzugeben. Ihre Rückkehr feiern sie Ende September schließlich mit dem großartigen "Hymns For The Fallen". Diese Platte markiert den Auftakt zu einer Trilogie, die Sänger Eklund aus dem Leben greift. Seine zum damaligen Zeitpunkt langjährige Beziehung steht auf der Kippe. Das langsame Zerfallen der Bindung beschreibt er auf "Hymns..." und dem nachfolgenden "The Storm Within".
Mit "The Atlantic" zieht die Band einen Schlussstrich und begibt sich gleichzeitig auf zu neuen Ufern. Im Gepäck: das härteste Album ihrer Karriere auf einer Augenhöhe mit Szenevorreitern wie Dream Theater und Symphony X und ebenso frisch wie deren designierte Nachfolger Haken und Between The Buried And Me.
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