laut.de-Biographie
Exodus
Der Name Exodus fällt unweigerlich, wenn man sich über die Anfänge der Thrash Metal-Bewegung in den frühen 80ern in der Bay Area um San Francisco unterhält. Auch ein anderer wichtiger Name sollte nicht unerwähnt bleiben, spielt doch das Milchgesicht Kirk Hammett bei den Alkis mit, der später mit einer Band namens Metallica die eine oder andere Million einsacken wird.
Die anderen Suffköppe hören auf die Namen Paul Baloff (Vocals), Gary Holt (Gitarre) Geoff Andrews (Bass) und Tom Hunting (Drums) und schicken Exodus 1981 ins Rennen. Unter dem Einfluss von britischen Acts wie Motörhead, Maiden oder Raven mischen sie die wütende Attitüde des Punks dazu und nennen das Resultat Thrash Metal. Das erste Demo erlangt Kultstatus und stellt die Band als Vorreiter der Szene hin. Doch kaum feuern Metallica Dave Mustaine und werben Kirk ab, nehmen Hetfield und Co. und natürlich Slayer diesen ersten Platz ein.
Der neue Mann an der Gitarre heißt Rick Hunolt, auch am Bass steht mit Rob McKillop bald ein anderer, als Exodus kurz darauf den Vertrag bei Torrid Records unterschreiben und "Bonded By Blood" aufnehmen. Doch die Scheibe liegt wegen Business-Problemen über ein Jahr lang auf Eis und erscheint erst 1985 über Combat Records.
Das pisst Baloff zum einen sehr an, zum anderen steigt sein Alkoholkonsum auf den Touren mit Megadeth, Death Angel oder Mercyful Fate auf so unüberschaubare Mengen an, dass sich die Wege zwischen ihm und Exodus trennen. Mit dem ehemaligen Legacy-Schreihals (heute Testament) Steve 'Zetro' Souza steht allerdings würdiger Ersatz parat.
Mit ihm nehmen sie "Pleasure Of The Flesh" auf, das genau wie das Debüt durch die geniale Gitarrenarbeit des 'H-Teams' - Holt und Hunolt - glänzt, die sich ihre Soli wie Bälle zuspielen. Souza hat von Beginn an gegen den scheinbar übermächtigen Schatten von Baloff anzukämpfen, der ihm auf ewig folgen soll. Dass Souza gesangstechnisch deutlich mehr zu bieten hat als sein Vorgänger, scheint dabei nicht zu interessieren, da Baloff schon zu Lebzeiten den Status einer Legende erreicht.
An den mitunter völlig sinnfreien Texten hat sich nicht viel geändert. Die Scheibe geht ab wie ein Zäpfchen. Das zeigt sich auch auf Tour mit Bands wie Celtic Frost, Anthrax oder Helloween. Ähnliches gilt definitiv für "Fabulous Desaster", das von vielen als das beste Album der Bandgeschichte angesehen wird (wobei die Fans der ersten Stunde immer noch "Bonded By Blood" den Vorzug geben).
Wie für alle Alben zuvor, fahren Exodus eine ausgedehnte Tour, die aber mit einer bösen Überraschung endet: Bei Drummer Tom wird ein Herzfehler diagnostiziert, der ihn schließlich dazu zwingt, die Stöcke aus der Hand zu geben. Mit John Tempesta (Ex-White Zombie und ehemaliger Drumtechniker von Anthrax) an der Schießbude ziehen sie einen Deal mit Capitol Records an Land und nehmen "Impact Is Imminent" auf. Obwohl der Output alles andere als misslingt, fehlen die wirklich griffigen Songs, auch die Produktion leidet etwas.
Scheinbar in einer Krise steckend, erscheinen erst mal eine Liveplatte ("Good Friendly Violent Fun") sowie eine Art Live-Best Of-Album ("Lessons In Violence), auf dem drei bisher unveröffentlichte Songs und Aufnahmen von 1985 mit Baloff am Micro zu hören sind, bevor sie mit dem neuen Basser Mike Butler "Force Of Habit" einspielen. Zwar halten sie sich nach wie vor an die Devise 'No Ballads!', aber gehen merklich vom Gas und setzen mehr auf Grooves. Dies dankt Exodus kaum einer - "Force Of Habit" markiert quasi das Ende der Band.
Fünf Jahre lang herrscht Ruhe im Camp, ehe das Gerücht die Runde macht, dass die Jungs mit Urvieh Baloff wieder auf der Bühne stehen wollen. Den Bass zupft Jack Gibson, ansonsten steht die komplette Urbesetzung Spalier. Im Laufe des Jahres erscheint über Century Media "Another Lesson In Violence". Darauf sind die Songs der "Bonded By Blood"-Scheibe neu eingespielt, garniert mit einigen Bonustracks. Es folgen weitere Gigs, so richtig in die Gänge kommen Exodus aber nicht.
Gerade als sie es noch mal richtig wissen wollen, macht ihnen das Schicksal einen Strich durch die Rechnung: Paul Baloff stirbt am 31. Januar 2002 an einem Herzschlag. Doch anstatt die Flinte ins Korn zu werfen, holen sie Souza zurück ins Boot und legen einige 'Tribute To Baloff'-Shows hin, die sich gewaschen haben. Auch auf dem Wacken in Deutschland treten sie auf, und das Gerücht, dass sie an einem neuen Album arbeiten, wird schnell zur Gewissheit.
Gemeinsam mit Produzent Andy Sneap (Kreator, Nevermore) prügeln sie eine ganze Stange neuer Songs ein und gehen sogar in Europa auf Tour, ohne dass die Scheibe in den Läden steht. Zwar sind die Besucherzahlen nicht überwältigend, die Konzerte an sich dafür umso mehr.
Die zwei neuen Songs schlagen mächtig ein. Genau zwei Jahre nach Pauls Tod, am 2. Februar 2004, erscheint das Hammeralbum "Tempo Of The Damned". Wer sich Thrash-Fan schimpft und dieses Album nicht besitzt, sollte umgehend entmündigt werden.
Nach einer weiteren Tour mit u.a. Nuclear Assault, God Dethroned sowie einigen klasse Gigs (bei denen Rick die Gitarre geklaut wird) und einem stürmisch gefeierten Auftritt beim Rock Hard Festival 2004, steigt Zetro Mitte September überraschend wieder aus. Der Rest der Band ist stocksauer, da er sie auf Tour hängen lässt. Kurzfristig springt Exhumed-Sänger Matt Harvey ein, der mit Tom und Gary bereits bei Wardance gespielt hat. Zunächst sieht es so aus, als ob Steev Esquevel (Skinlab) den Job übernimmt, doch Ende Januar 2005 steht der neue Mann fest: Rob Dukes.
Nach der DVD "Live At The DNA" flattert die nächste schlechte Nachricht ins Haus: Drummer Tom Hunting muss aus gesundheitlichen Gründen einmal mehr ausscheiden. Obwohl er vor einigen Jahren seine Drogenprobleme in den Griff bekommen hat, spielt ihm die Gesundheit einen Streich - Schlagzeugspielen und Touren werden unmöglich. Ex-Slayer/Forbidden-Drummer Paul Bostaph springt ein.
Damit nicht genug kommt Mitte 2005 die Nachricht, dass auch Rick Hunolt das Handtuch geworfen hat, um sich intensiver um seine Familie zu kümmern. Der Rest der Band respektiert diese Entscheidung, nimmt derweil aber schon das nächste Album auf. Darauf ist Ricks Nachfolger zu hören - Heathen-Klampfer Lee Altus (Ex-Die Krupps). "Shovel Headed Kill Machine" erscheint Ende September und zeigt eindrucksvoll, dass es mit Exodus trotz aller Rückschläge weitergeht.
Nach mehreren Monaten auf Tour geht es 2007 an die Arbeiten zum nächsten Album. Wie der Name schon sagt, bildet "The Atrocity Exhibition (Exhibit A)" Ende Oktober nur den ersten von zwei Teilen. Der zweite soll eigentlich schon Anfang 2008 nachgereicht werden.
Stattdessen nehmen Exodus "Bonded By Blood" erneut auf, dieses Mal eben mit Rob Dukes, einem neuen Cover und unter dem Titel "Let There Be Blood". Das teilt knallt, jedoch gehen die Meinungen über die Notwendigkeit der Veröffentlichung auseinander. Exodus ists egal, man konzentriert sich lieber aufs Touren und macht mit den Kumpels von Overkill Europa unsicher.
Eindrücke von dieser und anderen Touren gibt es Anfang Janaur 2010 auf CD/DVD "Shovel Headed Tour Machine (Live At Wacken And Other Atrocities)". Lange genug hat es letztendlich gedauert, aber Anfang Mai liegt mit "Exhibit B: The Human Condition" das nächste Geschoss vor, auf dem die Kalifornier einmal mehr keinen Zweifel daran lassen, dass sie nach wie vor zu einer der wichtigsten und innovativesten Bands im Thrash gehören.
2011 erkrankt der Slayer-Gitarrist Jeff Hanneman an einem Spinnenbiss schwer und muss zunächst pausieren. Seinen Platz übernimmt Gary, weswegen Exodus ein wenig langsamer treten. Auch Shouter Rob startet mit Generation Kill eine neue Band, um weiter aktiv zu bleiben. Nachdem Hanneman im Mai 2013 stirbt, ist Gary quasi schon viertes Bandmitglied bei Slayer. Die Aufnahmen zum nächsten Exodus-Album kommen voran, doch plötzlich platzt die Nachricht herein, dass die Band Rob vor die Tür gesetzt hat und Zetro wieder das Mikro übernimmt.
Genauso kommt es, was der Band bei den Fans nicht nur Pluspunkte einbringt. Ohne sich für diese Aktion groß zu rechtfertigen, lassen sie lieber Taten sprechen und legen mit "Blood In Blood Out" im Oktober 2014 das nächste Killeralbum vor.
Weil Holt weiterhin bei Slayer aushilft, muss das zehnte Studiowerk live mehrheitlich ohne den Bandchef abgefeiert werden. Kragen Lum von Heathen springt freundlicherweise ein. Wann immer möglich, schieben Holt und Co. bereits ab 2016 den Songwriting-Prozess für das nächste Exodus-Album an, aber das Ganze kommmt nur schleppend voran.
Zum Glück für Exodus endet jede Abschiedstour einmal, im Falle von Slayer im November 2019. Holt ist wieder ein freier Mann und stürzt sich gleich in die "The Bay Strikes Back"-Tour, die Exodus im Frühjahr 2020 zusammen mit Death Angel und Testament nach Europa bringt. Im Schatten der Bands reist aber bereits das Coronavirus mit, und kaum ist die Tour abgewickelt, schlägt die Pandemie auf dem alten Kontinent so richtig ein: Ratlose Politiker, warnende Forscherinnen und verschiedene Ausprägungen des Ausnahmezustands prägen die nächsten Monate.
Auch Gary Holt sowie andere Musiker aus dem Tourtross erwischt das Virus, glücklicherweise mit eher mildem Krankheitsverlauf. Da die Band ohnehin geplant hatte, im Sommer ins Studio zu gehen, werden ihre Pläne zunächst vom Virus auch gar nicht groß tangiert. Holt schreibt "eine Million Riffs", wie er im Interview mit laut.de sagt, und macht sich dann mit Drummer Tom Hunting in dessen Heimstudio ans Arrangieren. Das nächste Exodus-Album ist endlich auf Kurs und erhält alsbald den Namen "Persona Non Grata".
Die Veröffentlichung im Juni 2021 wird dann abermals verschoben. Begründet wird dies mit einer Krebsdiagnose bei Tom Hunting. Der 56-Jährige muss sich den gesamten Magen operativ entfernen lassen, zeigt sich aber zuversichtlich, den Kampf gegen den Krebs zu gewinnen. Im Oktober sitzt er erstmals wieder für einen Song in Sacramento hinter dem Kit. Für die - wenigen - übrigen Liveauftritte in dieser Zeit springt John Tempesta ein.
Als "Persona Non Grata" im November 2021 endlich erscheint, ist es noch offen, wie es mit Hunting gesundheitlich weitergeht. Aber auch die Covid-Pandemie ist noch nicht ausgesessen, große Tourneen sind die Ausnahme. Wenn die Welt aus den Fugen gerät, kommt guter alter Thrash Metal vielleicht gar nicht so ungelegen.
2 Kommentare mit einer Antwort
Also das ist wieder so ein fehlerhafter Beitrag. Exodus wurden anscheinend 1979 gegründet und die 4 Gründungsmitglieder hießen: Kirk Hammett, Tim Agnello, Tom Hunting und Keith Stewart. PUNKT! Ohne Worte wie viele fehlerhafte Bios hier verfasst und auch noch veröffentlicht werden.
Von den Rechtschreibfehlern ganz zu schweigen.
gefällt mir gar nicht, die sehen aus wie Freaks ausm Wald