laut.de-Kritik

Tiefgläubige Ghetto-Proleterei aus dem Big Apple.

Review von

Auf dem Thron ist ein Plätzchen frei. Da dachte sich doch der Eine oder Andere, Fabolous könnte sich locker flockig wie sein patentierter Rapstyle an die Spitze der Rap-Riege setzen. Doch der vermeintliche Staatsstreich "Real Talk" greift nicht nach dem Zepter der Macht, sondern sichert allenfalls den Vorsitz in der ehrwürdigen Runde der Großmäuler.

Das müssen auch diejenigen einsehen, die in der Single "Breathe" den Vorboten für ein Meisterwerk sahen. Die Qualität dieses Brechers hält das Album nicht durch. Erhaben thront der Track, für den Just Blaze kongenial bei Supertramp in die Sample-Kiste griff, über dem Rest. Vom treibenden Beat angepeitscht, rappt Fab gewohnt schludrig hypnotisierend und lässt die Mixtape-Riege von Kay Slay über Envy bis Mentor DJ Clue sich die Finger lecken. Ein Album mit Singles auf gleichem Niveau hätte dem Jungspund den Weg nach ganz oben geebnet.

Das scheitert besonders am enttäuschenden Einstand, den Fabolous auf den ersten Tracks des Silberlings gibt. Langweilige Instrumentals unterlegen zweitklassige Mixtape-Reime und verleiten fast schon zum voreiligen Verriss. Besonders die erste Neptunes-Kollaboration gräbt sich nervend ins Schmerzzentrum, indem sie lustlos ohne Ideen über den Äther doodoodoodudelt ("Tit 4 Tat").

Die Kurve kratzt Fabolous schließlich mit den Anpreisungen der weiblichen Käuferschicht. "From the Asian to the Malaysian / I even had the Bahian to the Caucasian / I spend most of the weekend / With pretty Puerto and Costa Rican / Then again, I love Dominicans / And might be stylin' wit' a Italian / I be shakin' for a Jamaican" und so weiter und so fort. Es gibt wohl kein Thema, für das Fabs Nuschel-Organ besser geeignet wäre, als die Glorifizierung des weiblichen Geschlechts ("Baby", "Girls").

Gerade noch über Kurven und Rundungen fantasiert, wirkt das gottesfürchtige "Church" zwar noch deplatzierter als das Che Guevara-Emblem unter Fabolous Goldketten, unterstreicht aber die Thematik, die Bishop Don Juan im Song selbst diskutiert: "They say God gives and takes away / I can do the same thing when I shake with the K." Das ist sie halt, die tiefgläubige Ghetto-Proleterei, die im Big Apple nicht zum ersten Mal gepredigt wird.

Die folgenden Stelldicheins mit Lil Mo und Sean Paul sind gutes Mittelfeld, während Pharrell mit "Young & Sexy" im Fahrwasser eines "Frontin'" schwimmt und den vorangegangenen Schnitzer locker ausbügelt. Schade, dass nicht das ganze Album die Qualität der letzten vier Tracks besitzt. Dann hätte Fabolous nämlich auch seinen Kritikern bewiesen, dass er ganz oben mitspielen kann.

Trackliste

  1. 1. Exodus Performed By Black Ice
  2. 2. Don't Stop Won't Stop
  3. 3. Real Talk (123)
  4. 4. Gangsta
  5. 5. Tit 4 Tat (Featuring Pharrell)
  6. 6. Baby (Featuring Mike Shorey)
  7. 7. Girls
  8. 8. Church (Featuring Charlie Murphy)
  9. 9. Can You Hear Me
  10. 10. Do The Damn Thang (Featuring Young Jeezy)
  11. 11. Holla At Somebody Real (Featuring Lil' Mo)
  12. 12. It's All Right (Featuring Sean Paul)
  13. 13. Breathe
  14. 14. Young & Sexy (Featuring Pharrell & Mike Shorey)
  15. 15. Round & Round
  16. 16. In My Hood
  17. 17. Ghetto (Featuring Thara)
  18. 18. Po Po (Featuring Paul Cain And Nate Dogg)

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