laut.de-Kritik
Das Rodeo-Zuckerpüppchen bietet vor allem glatt gestriegelte Langeweile.
Review von Philipp SchiedelNach acht erfolgreichen Jahren ist für das Rodeo-Zuckerpüppchen die Zeit gekommen, eine Bestandsaufnahme abzuliefern. Mit über 20 Millionen verkauften Platten und zehn Nummer Eins Hits gehört Faith Hill zu den Größen im Pop-Business. Das Girl aus dem Country-T-Shirt-Laden hat es geschafft.
Man kann ihr sicher nicht ankreiden für diese musikalischen Fragwürdigkeit in 14 Teilen verantwortlich zu sein. Dafür gibt es Songwriter, die hier in den Credits unter jedem Song auch ausreichend gewürdigt werden. Wahrscheinlich ist das sogar gut so, denn Faith musste 1993 auf Komponisten zurückgreifen, nachdem ihre Karriere als Songwriterin recht schnell ein klägliches Ende gefunden hatte.
Die Schreiberlinge geben ein ordentliches Schmachtfetzen-Programm ab. Keine Frage, hier ist die Elite am Start. Die aalglatte Produktion und Ohrwurm-Melodien, die sich schon nach einem Hörgang festsetzen, zeigen wo es lang geht: geradeaus an die Spitze der weltweiten Charts. Immerhin reitet Faith Hill nicht jahrelang auf der ein und derselben musikalischen Erfolgsschiene herum. "There You'll be" zeigt recht deutlich, dass Hill immer um Veränderung und Entwicklung bemüht ist. Vielseitig ist die Platte allemal.
Mal schlüpft Faith Hill in die Celine Dion-Rolle ("Let Me Let Go") und trällert im Breitwand-Einheitsbrei, mal macht sie einen auf Disco-Queen à la "I Believe In Love"-Cher und versucht, mit stampfenden Beats die Lichtkugel zum Schwingen zu bringen, mal gibt sie sich ein wenig rockig und mit "The Kiss" eine miserable Alanis Morissette Kopie ab.
Früher oder später fällt Mrs. Hill aber dann doch wieder in grauenvolle Country-Schmus-Abgründe und spätestens dann ist die Zeit für den "Open/Close"-Knopf gekommen. Die Texte, die tatsächlich keine noch so abgenutzte Platitüde auslassen ("He says you were my lonseome prairie, and I'm still your wild frontier"), helfen, diesen Schritt auszuführen.
Allen Bemühungen um Vielseitigkeit zum Trotz, bietet "There You'll Be" vor allem glatt gestriegelte Langeweile. Die angeblich Country-Queen hat mit Cowboys und Planenwagen genau so wenig zu tun, wie Karl Mays Cowboy-Indianer-Spiel mit der wahren Texasromantik. Sie ist ein Pop-Sternchen, das mit Britney hart um ihre Klientel konkurrieren muss. Keine Spur von dem Traum einer Rinderfarm in der Wüste.
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