laut.de-Kritik
Fühlt sich wie das x-te "The Walking Dead"-Spin-Off an.
Review von Stefan MertlikVor Schlangen warnten die Pixies 2014 auf ihrem fünften Album "Indie Cindy". Über unter- und oberirdische Wege würden sich diese massenweise in die Stadt vorschlängeln. Zehn Jahre später singt die Bostoner Rockband von Untoten, die uns heimsuchen. "The Night The Zombies Came" ist ihre neunte Studioplatte. Und sie hat ein ähnliches Problem wie viele Pixies-Alben seit "Indie Cindy": Zu gut, um zu motzen - zu lahm, um zu jubeln.
Dabei gibt sich das Quartett Mühe, alle Seiten seines Könnens zu zeigen. Eingängige Refrains: check. Große Melodien: vorhanden. Saubere Arbeit an Gitarre und Schlagzeug: erledigt. Nur so richtig zünden wollen die knapp 40 Minuten nicht.
In den 1980ern und 1990ern trugen die Pixies ihren Teil zur Alternative-Hochphase bei. Sie konnten hart und weich, Punk- und Indierock. Das kam an, gipfelte 1999 in einer Platzierung des Songs "Where Is My Mind?" auf dem "Fight Club"-Soundtrack. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich die Pixies allerdings schon sechs Jahre im Ruhestand.
2004 kehrten Black Francis, Joey Santiago, Kim Deal und David Lovering zurück, tourten und veröffentlichten einzelne Songs. Erst 2014 folgte mit "Indie Cindy" ein neues Album, das aus drei zuvor veröffentlichten EPs bestand. Und seitdem, so scheint es, besitzen die Pixies kein Gefühl mehr dafür, wie zum Zeitgeist passende Musik klingen könnte. Ein Blick in die Kritiken unterstreicht: Pixies-Alben, die zwischen besagtem Comeback und nun "The Night The Zombies Came" erschienen sind, schmerzen kaum, dümpeln jedoch in der Belanglosigkeit umher. Und das aktuelle Werk wird hier keine Ausnahme sein.
Der Opener "Primrose" beginnt mit sanft gezupfter Gitarrenmelodie, der mehrstimmige Kehrvers-Gesang geht ins Ohr. Auf dem darauffolgenden "You're So Impatient" lösen die Pixies die Handbremse. Kick und Snare ballern abwechselnd im Viervierteltakt, die Gitarre darf wieder laut sein und solo scheinen. Bis dahin zieht die Band noch in den Bann. Doch das gelingt im Verlauf der elf weiteren Songs immer schlechter.
Das grobe Bluesmusik-Stück "Ernest Evans", Sänger Francis' tiefe Brummstimme im Titelsong oder das hymnenhafte "Motoroller" sind handwerklich einwandfreie Momente. Doch solide ist keine Meisterleistung - und die braucht es, wenn eine Band mit ihrem Spätwerk neue beziehungsweise jüngere Hörerinnen und Hörer gewinnen möchte.
Nach ihrem Ende in den 1990ern wurden die Pixies in den 2000ern wieder zum Leben erweckt. Und heute wandeln sie umher, ohne so richtig zu wissen, wohin. Sind die Pixies die Zombies, die sie auf diesem Album besingen? "The Night The Zombies Came" fühlt sich wie das x-te the Walking Dead-Spin-Off an. Fans freuen sich, alle anderen fragen sich, was die Aufregung soll.
4 Kommentare mit 4 Antworten
Ich fand die neuen Alben bisher alle sehr hörenswert, aber ohne Paz am Bass und Gesang finde ich das neue Album leider sehr lahm - wie die späteren Soloalben von Frank Black.
Finde das neue Album auch sehr öde.
Aber das Soloalbum „Teenager of the year“ von Frank Black war doch richtig super
Ja, das war in der Tat genial, wie auch das Debüt. Danach war mir das aber alles zu getragen und ernst. Erst die Bluefinger hat mich wieder begeistert.
Der Truppe würde es mal richtig gut tun die kreative Comfort-Zone (zumindest mal für ein Album) zu verlassen. Wie die letzten 3 oder 4 Alben ist dieses Werk einmal mehr - more of the same. Alles wie gehabt auf Autopilot geschaltet. Man könnte die Tracks der letzten drei Alben wild durcheinanderwürfeln und niemand würde den Unterschied bemerken. Kein zwingend schlechtes Album... aber ein ideenloses. Gehört: 2,565 / 5
"...besitzen die Pixies kein Gefühl mehr dafür, wie zum Zeitgeist passende Musik klingen könnte."
Du sagst das, als wäre es etwas Schlechtes.
Ist natürlich nicht unbedingt was positives wenn sich Bands zu künstlich dem Zeitgeist und den gegenwärtigen Trends anbiedern. Allen voran wenn es sich um solche Veteran Acts handelt - aber hin und wieder kann das gelingen. Es muss nur authentisch und nicht aufgesetzt wirken. Etwas mehr Mut zum experimentieren und zur Weiterentwicklung sollte zumindest hin und wieder schon drin sein. Seit über 12 Jahren am altbewährten festzuhalten ohne jegliche Variation ist auch nicht unbedingt das Wahre.
Als gutes Beispiel können hierfür zb. die ersten vier Alben der Smashing Pumpkins herhalten. Bin mir nicht einmal sicher ab sie es überhaupt so beabsichtigt haben aber alle vier Alben waren (im Rückblick) eine sehr geglückte Kombination aus dem relevanten Sound der damaligen Zeit und der authentischen Charakteristik der Band selbst.
Ja sie sind etwas Altersmilde geworden.
Kein sehr gutes und aber auch kein schlechtes Album.
Von der Erscheinung ist Frank Black für mich der perfekte Anti-Rockstar ). Er sah schon immer wie der nette Dad vom Einfamilienhaus nebenan aus. Niemand hatte einen besseren Gegenentwurf zum 80er Hairmetal.
https://www.youtube.com/watch?v=ytQhL0-3FtM
Ich höre mir grade lieber wieder die alten Soloalben und Surfer Rosa an.