laut.de-Kritik

Dagegen wirken Tenacious D geradezu subtil.

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Quasi aus dem Nichts melden sich Fall Out Boy mit "Save Rock And Roll" zurück, dem ersten Studioalbum seit 2008. Dabei hatte manch einer schon das Ende der Poppunker aus Chicago gewittert, als diese im Februar 2010 bekannt gaben, auf unbestimmte Zeit zu pausieren. Eine Best Of kam damals ja auch noch – Akte geschlossen? Eben nicht.

Anderthalb Jahre lang habe man am Comeback, das natürlich keines sei, gearbeitet, lassen die vier Musiker wissen. Auf einen Songtitel wie "My Songs Know What You Did In The Dark (Light Em Up)" kommt man auch nicht einfach so. Mit der sperrig benannten Single knüpfen die Jungs schon mal an die Tradition origineller Liedernamen an.

Musikalisch gilt hier das Motto: Lieber zu viel reinpacken als genug. Mitklatsch-Vorlage, Mitgröl-Chorgesang, Elektro-Spielereien an jeder Ecke, und in den Refrain passen auch noch ein paar Eunuchen-Gesangsfetzen. Inmitten dieser Spielereien steckt ein auf Stadionrock getrimmter Popsong. Dieser wird mittels Breitwand-Produktion spätestens im Refrain zu Supersize-Größe aufgepumpt. Puh ...

Am Pomp berauschen sich Fall Out Boy auch im Eröffnungstrack. "The Phoenix" kommt als überkandidelte Achtzigerjahre-Hymne daher: mit kitschigen Streichern, wuchtigem Stampf-Rhythmus und einer Gesangsmelodie, die sich immer weiter hangelt und geschmeidig ins Hirn penetriert.

Der Phönix, den die beiden Klamauk-Bäuche von Tenacious D besungen haben, wirkt dagegen fast schon subtil. Furchtbar cheesy, aber zugleich eindrücklich, wie laut doch ein Augenzwinkern sein kann. Die Jungs meinen das doch nicht ernst, oder?

Zumindest lyrisch kommen Fall Out Boy wieder sehr humorvoll daher. Das zeigen Songzeilen wie "You and me are the difference between real love and the love on tv". Oder: "Letting people down is my thing, baby". Das Problem ist bloß: Dieser Humor versteckt sich hinter einer kompakten Sound-Fassade, die über weite Strecken alles andere als witzig oder einfallsreich geraten ist. Glattpolierter Allerwelts-Pop trifft es schon eher.

Bei "Alone Together" trägt Frontmann Patrick Stump übelsten Schmalz auf, den auch Boyzone und Konsorten nicht besser hinbekämen. Wäre ja ein netter Gag, wenn er nur musikalisch irgendwann durchbrochen würde.

"The Mighty Fall" weicht das Ge-Poppe mit Dancehall-Strophen und Rapper Big Sean zum Glück auf, doch im Refrain wird wieder eine epische Gesangslinie über die andere geschichtet, bis der Schwulstalarm Sturm läutet.

Die Halbballade "Just One Yesterday" (natürlich mitsamt der obligaten Pianoklänge) kuschelt sich dank Gesäusel und Gastsängerin Foxes ganz fest im Radioallerlei-Gewand ein. Schade für den tollen Text, der mit der Applaus-würdigen Zeile "I thought of angels, choking on their halos" startet.

Gegen das volle Pfund Melodie und maximalem Popappeal wäre ja nichts einzuwenden. Wenn nur das Songwriting nicht dermaßen faul daherkäme. Tempo- oder Rhythmuswechsel sind rar gesät. Dynamik wird den Songs meist dadurch eingeimpft, dass einzelne Instrumente oder Sound-Maschinchen an- oder ausgeknipst werden.

Von flotten Punk-Einschüben, wie sie noch auf "This Ain't A Scene, It's An Arms Race" zu hören waren, fehlt bei Fall Out Boy anno 2013 jede Spur. Überraschende Songstrukturen? Schön wärs. Auf Dauer ist das doch zu simpel.

In der zweiten Albumhälfte gibt es dann musikalisch immerhin etwas zu entdecken. zwar muss man erst wieder aus dem schauderlichen, an Katy Perry erinnernden "Death Valley" heraus finden, doch dann entschädigt "Young Volcanoes" mit entspannter Akustik-Gitarre und einem Patrick Stump, der gesanglich mal einen Gang runterschaltet. Es würde also klappen mit der Abwechslung.

Doch schon beim folgenden "Rat A Tat" gibt Andy Hurley wieder die pumpende Drummachine, Bass und Keys nehmen Anlauf zum Sprung in den - surprise, surprise - Refrain, der mit Synthies zugeklebt ist - diesmal immerhin mit einem Tempowechsel. Courtney Love absolviert einen Gastauftritt inmitten eines hallenden Synthie-Gewabers samt Disco-Beat. Aber rappt die da etwa?

Das finale "Save Rock And Roll" scheibt noch die gehässige Zeile "So fuck you, you can go cry me an ocean, and leave me be". Dass Sir-Schrägstrich-Klimperikone Elton John den Retter des R'n'R gibt, geht wohl als Rausschmeißer-Gag durch. Musikalisch kommt aber auch diese Pianonummer wie ein Witz daher, der mit den Worten beginnt: "Kommt ein Pferd in die Bar ...".

Trackliste

  1. 1. The Phoenix
  2. 2. My Songs Know Waht You Did In The Dark (Light Em Up)
  3. 3. Alone Together
  4. 4. Where Did The Party Go
  5. 5. Just One Yesterday
  6. 6. The Mighty Fall
  7. 7. Miss Missing You
  8. 8. Death Valley
  9. 9. Young Volcanoes
  10. 10. Rat A Tat
  11. 11. Save Rock And Roll

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