laut.de-Kritik

Stolperfallen und viel Ruhe vom Allstar-Team.

Review von

Wer wissen möchte, was die von der Pop-Journaille gerne benutzten Attribute 'avantgardistisch' und 'experimentell' wirklich meinen, sollte Fantômas anhören. Mike Patton und Co. überkommen den Hörer mit einem Musikverständnis, das inpuncto Komplexität und Aufbau der sogenannten neuen klassischen Musik alle Ehre machen würde.

Nach dem irren, selbstbetitelten Debüt, einem Zweitling voll albtraumhafter Soundtrack-Coverversionen und dem verstörenden Abstecher mit der The Fantômas Melvins Big Band spielte das Quartett in Los Angeles den dritten Longplayer ein. Angekündigt als "bessere Hälfte zweier neuer Platten" schlägt "Delìrium Còrdia" bewusst die ruhigeren Saiten der psychedelischen Thrash-Irgendwas-Combo an. Gerade Pattons Sampler muss diesmal mehr rechnen als Dave Lombardo auf sein Kit eindrischt oder Buzzo Osbournes Gitarre brettert.

Von Entspannung kann natürlich trotzdem keine Rede sein. Schon eher von abgründiger Geräuschkulisse mit akustischen Stolperfallen und höllischen Überfällen. Sollten sich Fantômas auf ihrer als umfangreich angekündigten Tour nur "Delìrium Còrdia" widmen, wären bestuhlte Konzerte angebracht. Das Ganze hat irgendwie Performance-Charakter und könnte von einem vielstimmigen Orchester aufgeführt werden. Denn letzteres lockt Patton aus seinen Kästchen und Mikros heraus.

Über 70 Minuten reihen sich wie gewohnt verschiedenste Parts aneinander. Der dramaturgische Spannungsbogen reicht von mystisch bedrückenden Themen bis zu kurzen, ultraharten Drum- und Riffattacken. Dazwischen windet, pfeift, kracht und quietscht es, tummeln sich Urwaldgeräusche, sphärische Flächen, High Speed-Perkussion, Telefonklingeln, tiefer gestimmte Gitarren, Klavier, Pattons typisch schräge bis bittersüße Harmonien - eben alles, was Gerät und Mensch so an Tönen produzieren.

Das Erzeugen von Atmosphäre und Stimmungen kann durchaus als ein Grundprinzip der Allstar-Truppe gelten. Das spezifische Grundprinzip von "Delìrium Còrdia" lautet Ruhe, manchmal nahe an der Kontemplation. Oder in Pattons Worten: eine Ambient-Platte. Die andere, gewohnt brachiale Seite von Ex-Faith No More-Sänger Patton, Melvins-Kopf Osbourne, Mr. Bungle-Basser Trevor Dunn und Slayer-Drummer Lombardo soll spätestens im Sommer wieder zum Zug kommen.

Trackliste

  1. 1. Delìrium Còrdia

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