laut.de-Kritik

Schlagerquark oder glanzvoller Pop? Ein Pro und Contra.

Review von

Pro (von Ulf Kubanke): Die Erneuerer einer mittlerweile nahezu rockistischen Mittelalterszene haben sich nie wiederholt. Auch dieses Album ist ganz und gar anders als etwa das ambitionierte letzte Opus "Eden". "Von Den Elben" geht es in pointierter Radiotauglichkeit erstmals in Richtung Carmen Nebel. Totale Eingängigkeit und absolute Radiotauglichkeit sind Trumpf. Schlagerquark! brüllt da so mancher im Reflex. Pop! sage ich. Denn die Wahrheit liegt gemeinsam mit dem Teufel mal wieder im Detail.

Neuzugang Sonja Drakulich liefert eine nuancierte Gesangsleistung ab, die keine Sekunde lang in den Untiefen Schandmauls und Co. versinkt. Das bereits eine Dekade alte und hier zum Jubiläum neu arrangierte "Andro II" ist hier klarer Höhepunkt des Albums. Neuer Glanz mit neuen Vocals!

Und auch sonst ist die Platte nicht eine Sekunde schlechter gemacht als die Musik einschlägiger Genrehelden, die doch meist selbst nicht mehr als "Schlager mit Stromgitarren" abliefern. Zugegeben, Lieder wie die überflüssige Subway To Sally-Kollabo "Minne Duett" sind vernachlässigenswerter Anbiederungskram für eine anspruchslose Schwarze Szene, in der bereits die oft gehörten Edgar Allan Poe-Hörspiele auch jahrelang im Kern unverstanden blieben.

Dem setzen Faun jedoch schicke Perlen wie das Titelstück "Von Den Elben" von Heinrich von Morungen entgegen. Das sehnsuchtsvolle wie mystische Element der Minne dieses 800-jährigen Liedes bringen sie angemessen respektvoll auf den Punkt. Mehr Sally und Mike Oldfield als Fernsehgarten.

"Denn niemals kann solch Reinheit in dieser Welt bestehen." Nicht nur im Vergleich zu räudigen Landserliedsängern, die für debilen Fake-Rock unverdiente Credibility erhalten, ist dieses Album so viel mehr German Folk als es die meisten Genrekollegen auf die Kette kriegen.

"Die Sünde lockt und das Fleisch ist schwach", singen sie dazu in "Tanz Mit Mir" in bester Dschingis Khan Manier. Na, denn man tau!

Contra (von Michael Edele): Über die schmalzigen Titel hab ich mich bereits im letzten Metalsplitter ausgelassen. Kaum verwunderlich also, dass auch der Rest des lyrischen Materials im entsprechenden Tralala und Falali-Jargon der Minne daher kommt. Kam mir im Germanistik-Studium auch mal unter, fand ich damals schon nur was für Strumpfhosenträger und Menschen mit Prinz Heinrich-Frisur.

Aber wenn man Mittelaltermusik spielt, wäre alles andere unglaubwürdig, und selbst mir ist klar, warum Faun in der Szene einen durchaus respektablen Ruf genießen. An dem kratzen sie mit "Von Den Elben" aber gehörig, denn von vielen Seiten wurde ihnen bereits die VerGrafisierung, sprich Abgang von der Szene in die Schlagergemeinde, vorgeworfen.

Ich lehne mich jetzt mal weit aus dem Fenster, aber ich könnte mir vorstellen, dass da ein Stück wie "Tanz Mit Mir" eine Rolle spielt, bei dem sie sich mit den unsäglichen Santiano zusammen getan haben. Und die Tatsache, dass nur noch ein begrenzter Teil der Stücke tatsächlich aus der eigenen Feder stammt, wird wohl ebenfalls nur wenige Fans erfreuen.

Wissen eigentlich Eluveitie, dass Faun ihren Song "Omnos" verwurstet haben? Im Booklet schweigt man sich dazu weitgehend aus, preist die Gastsänger/Innen wie Eric Fish oder Synje Norland dafür an wie Brot von gestern. Da wirkt ein Stück wie der Titeltrack, den die Band aus dem eigenen Fundus neu aufgearbeitet hat, natürlich noch am authentischsten.

Hatten Faun auf den früheren Werken noch einen merklichen künstlerischen Anspruch, geht der auf "Von Den Elben" weitgehend flöten (was n Wortwitz!).

Trackliste

  1. 1. Mit dem Wind
  2. 2. Diese kalte Nacht
  3. 3. Von den Elben
  4. 4. Tanz mit mir
  5. 5. Schrei es in die Winde
  6. 6. Wilde Rose
  7. 7. Wenn wir uns wiedersehen
  8. 8. Bring mich nach Haus
  9. 9. Welche Sprache spricht dein Herz
  10. 10. Andro II
  11. 11. Minne Duett
  12. 12. Thymian & Rosmarin
  13. 13. Warte auf mich

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16 Kommentare

  • Vor 11 Jahren

    Berechtigte Kritik, auch wenn sich beide Reviews meiner Ansicht nach zu stark auf das Gewäsch von irgendwelchen Internetkids einlassen und zu wenig eigene Argumentationen enthalten. Nichtsdestotrotz war "Von den Elben" denke ich das erste und auch das letzte Album in diesem Gewand. Die Band bzw. Tyr haben sich zwar schon sehr ehrlich dazu geäußert, trotzdem wird die Kritik nicht mal ansatzweise spurlos an der Truppe vorbeigehen. Zumal ich es ehrlich gesagt eine Unverschämtheit finde, ein Trinklied wie "Tanz mit mir" zu machen, nur weil das Label (siehe Booklet) das fordert. Wie kann man sich denn bitte so verscherbeln lassen?

  • Vor 11 Jahren

    VerGrafisierung ist ein schönes und passendes Wort

  • Vor 11 Jahren

    Das Pro/Contra Konzept zweier Rezensenten gefällt.

  • Vor 11 Jahren

    @dein_boeser_Anwalt («
    @alle:
    dank euch für die liebe resonanz zu unserem eddy-anwalt-monstermash :kiss: »):

    habt ihr euch auch in der Redaktion ein wenig gezofft? So mit Bikini im Schlamm vielleicht? ja?

    gäbs da Fotos? Wär sicher n riesen Gaudi :D

  • Vor 11 Jahren

    fotos mit eddy und mir sind so metallic-gothic...das können sterbliche gar nicht verarbeiten.
    ...schlammcatchen machen mr ed und ich nur, wenn er wieder mal auf onkel lou losgeht ;)@CafPow (« @dein_boeser_Anwalt («
    @alle:
    dank euch für die liebe resonanz zu unserem eddy-anwalt-monstermash :kiss: »):

    habt ihr euch auch in der Redaktion ein wenig gezofft? So mit Bikini im Schlamm vielleicht? ja?

    gäbs da Fotos? Wär sicher n riesen Gaudi :D »):

  • Vor 11 Jahren

    na das wollen wir mal so gelten lassen :D