laut.de-Kritik
Das 2012er-Album um Livedrums und Bonusmaterial ergänzt.
Review von Toni HennigFear Factory stellten dieses Jahr mit dem Italiener Milo Silvestro einen neuen Sänger vor. Doch anstatt mit neuen Songs zurückzukehren, gibt es erstmal Neuveröffentlichungen von "Mechanize" und "The Industrialist" mit Originalgesangsspuren von Burton C. Bell sowie großzügigem Bonusmaterial.
Das letztgenannte Album erschien 2012 und hatte noch programmierte Drums von John Sankey, was bei den Fans auf Kritik stieß. Deswegen war es dem Label Nuclear Blast und der Band ein Anliegen, die programmierten Schlagzeugparts durch Livedrums von Mike Heller zu ersetzen und von Greg Reely, der auch schon die Originalplatte mixte, einen neuen Remix anfertigen zu lassen. Auch verpasste man der Neueinspielung mit "Re-Industrialized" einen neuen Namen.
Das anfängliche Titelstück verbindet noch Härte und Epik auf solide Art und Weise, und "Recharger" stellt das eingängige Hitmaterial dar, das man von den US-Amerikanern hin und wieder erwartet. Danach gerät das Werk aber recht eindimensional. Abgesehen von kurzen verspielten ("God Eater") und aggressiven ("Disassemble") Ausreißern, dominiert das Wechselspiel aus wütenden Shouts in den Strophen und melodischen Vocals im Refrain das Geschehen, wobei Burton in einigen Stücken gegen hinten raus in immer emotionalere Sphären vordringt.
Das wäre nicht besonders schlimm, wenn man ein paar gelungene Hooks vorfinden würde. Die sind aber weit und breit nicht auszumachen. Es gibt kaum etwas, was hängen bleibt oder sich dauerhaft im Ohr festsetzt. Ein Album zum Vergessen. Da spricht es schon Bände, dass der dazwischengeschobene Bonustrack "Enhanced Reality", der es schon auf die Deluxe Edition von "Genexus" geschafft hatte, noch eine der besten Nummern der gesamten Platte darstellen würde. Der Song erinnert nämlich mit seiner atmosphärischen und trippigen Ausrichtung sehr an Burton C. Bells Ambient Rock-Projekt Ascension Of The Watchers.
Das Klangbild erweist sich zwar im Vergleich zum Originalalbum durch das Liveschlagzeug als ein wenig wuchtiger und nicht ganz so klinisch. Allerdings muss man schon Profi-Drummer sein, um großartige Unterschiede zwischen dem Spiel Mike Hellers und den Arrangements John Sankeys herauszuhören.
Das restliche Bonusmaterial, das zum Teil für Hörer, die die Digipakvariante der Originalplatte besitzen, schon bekannt sein dürfte, setzt sich aus Remixen und Coverversionen zusammen. Bei "Fade Away" handelt es sich um einen Remix von "Recharger", den Rhys Fulber (Front Line Assembly) und Dino Cazares angefertigt haben. Den "Difference Engine"-Remix, der "Noise In The Machine" heißt, steuert Joey Blush alias Blush Response bei, der aktuell Front Line Assembly live unterstützt. Mit den Coverversionen kehren Fear Factory zu ihren undergroundigen Wurzeln zurück.
In "Fade Away" kommen die Vocals verzerrt aus den Boxen. Die größere Betonung liegt jedoch mehr auf den Riffs. Dazu hört man noch flächige Ambientpassagen und Brostepspielereien. Weitaus analogere und harschere Töne bekommt man in "Noise In The Machine" geboten, das nach hinten raus zunehmend an Rhythmik gewinnt. Allerdings hätte auch die Möglichkeit bestanden, die Fear Factory-Tracks in dancefloorlastige Industrial-Techno-Banger zu verwandeln, zumal Rhys Fulber und Blush Response das Zeug dazu hätten. So bleiben die Remixe höchstens für Komplettisten interessant.
Anders sieht es mit den Coverversionen aus. "Landfill" kommt, wie auch schon das Original von Pitchshifter aus dem Jahre 1991, mit derben Vocals, peischendem Schlagzeug und drückenden Riffs daher und könnte roher und wütender kaum sein. "Saturation", im Original von Sonic Violence, marschiert mit monotonen Drums und Gitarren sowie aggressiven Shouts brachial nach vorne. Bei "Passing Complexion" handelt es sich um eine Neueinspielung eines Big Black-Songs mit Fokus auf verspielter Saitenarbeit. Jedenfalls hätte es "The Industrialist" enorm gut getan, wenn sich Fear Factory mehr an diesen Vorbildern orientiert hätten.
Letzten Endes wertet das Bonusmaterial das Hauptalbum jedoch etwas auf. Ob das ausreicht, sich die Platte noch mal in den Schrank zu stellen, muss aber jeder Fan für sich selbst entscheiden.
1 Kommentar
Also ich kann mir nicht Helfen, aber vom Sound her klingt es jetzt so viel besser. Mir scheint es als ob man alles neu abgemischt hat, aber das dermassen besser ! Das macht das Album zwar nicht Grossartig, aber zumindest vom Sound her viel erfüllender.