laut.de-Kritik
"Mad Max"-Core aus Iowa.
Review von Manuel BergerNein, ich bin eigentlich kein Core-Fan. Hin und wieder muss ich allerdings zugeben, dass einige Bands dieses Dunstkreises durchaus was auf dem Kasten haben. Es ist doch so: Selbst wenn man einem bestimmten Genre insgesamt eher abgeneigt ist - es gibt immer Ausnahmen. In meinem Fall für den Core-Bereich zum Beispiel: Parkway Drive. Oder seit neuestem: For Today.
Was grimmige Kuttenträger gleich doppelt abschrecken dürfte: Die aus Iowa stammende Gruppe spielt nicht nur Metalcore. Sie spielt christlichen Metalcore. Da kriegt der gemeine Teufelsanbeter natürlich das Grausen. Von Hardlinern sind For Today glücklicherweise weit entfernt. Stattdessen freuen sie sich wie die kleinen Kinder, ihr aktuelles Album auf demselben Label wie Behemoth präsentieren zu können.
Der Vergleich zu "The Satanist" passt erfreulicherweise nicht nur dem Textfluss zuliebe. Und wenn For Today es schon darauf anlegen, sich an den Polen messen zu lassen, tun wir ihnen doch den Gefallen. Dabei machen sie nämlich gar keine schlechte Figur. Die Kraft des Quintetts ist tatsächlich beeindruckend, der Sound im wahrsten Sinne des Wortes 'berstend'. So etwas braucht sich nicht vor Nergal verstecken. Auch wenn stilistisch natürlich völlig anders ausgerichtet.
Hauptgrund dafür, dass "Wake" teilweise mehr knallt als der neue Mad Max-Streifen, ist Fronter Mattie Montgomery. Wenn der Kerl seine Shouts auspackt, kriegt man fast schon Angst. Probleme, Energie zu transportieren, hat er jedenfalls keine.
Und nicht nur wenn es brutal wird, strotzt Mattie vor Selbstbewusstsein. Klargesang ist ebenfalls wesentlicher Bestandteil der Performance. "Bitter Roots" ist das beste Beispiel dafür. Als Ruhepol des Albums sticht die Halbballade heraus. Die Harmoniefähigkeit For Todays kommt hier besonders zum Tragen, beschränkt sich aber keineswegs auf diesen Track. Man nehme etwa das aggressiv-melancholische Zwitterwesen "Deserter". Und auch in brachialen Momenten vergessen For Today niemals die nötige Portion Melodie.
Wirklich Neues gibt die Band dem Metalcore-Genre dabei im Grunde nicht. Doch Ausarbeitung und Vortrag überzeugen einfach rundum. "Wake" klingt frisch, ehrlich, leidenschaftlich – es ist schlichtweg von sehr hoher Qualität. Die Breakdowns kommen präzise, gewaltig und nicht selten auch mit einem schicken Gangshout-kompatiblen Vocalteil ("Determination").
Die Gitarrenarbeit erweist sich als abwechslungsreich, nutzt vorbildlich die Möglichkeiten einer Doppelbesetzung und lässt den anderen Beteiligten genügend Raum. Besonderer Erwähnung bedarf hier das Schlagzeugspiel David Pucketts, das einerseits durch klasse Sound, vor allem aber mit raffinierten Patterns besticht. Als Referenz sei "Broken Lens" genannt, wo Puckett unter anderem einen netten Breakslot ausfüllt.
Abgesehen vom schön anzuhörenden, für den eigentlichen Song aber ehrlich gesagt ein wenig überflüssigen Klavierintro zu "Flooded Earth" ist bei "Wake" alles am richtigen Platz. Kompakt, melodisch, hart. Damit reichen For Today ihre Bewerbung für eine Spitzenposition im Genre ein.
4 Kommentare mit 2 Antworten
kommt lauti jetzt eigentlich am 15. zurück oder war das wirklich nur das datum von garrets bar mitzwa ?
wird langsam fad hier.
War nicht November gesagt?
kann auch sein, weiß nimmer so genau.
Der Anfang der Rezi liest sich wie das musikalische Äquivalent von "Ich bin ja kein Rassist, aber (...)." Wahrscheinlich nicht ohne Grund.
Eine der besseren Bands aus dem Genre. Ziemlich energiegeladen und verhältnismäßig abwechslungsreich. Ich wusste auch nie so wirklich, was ich von ihnen bzw. ihrer Christlichkeit halten sollte, aber aufdringlicher als Behemoth sind sie auch nicht. Zumal sie ihren dummschwätzenden Gitarrist 2013 ganz schön schnell entsorgt haben, als er's mit der Missionierung und der Schwulenfeindlichkeit etwas zu bunt getrieben hat.
Ziemlich überrascht, wie gut das Album doch klingt. Eine gute christliche Metal Band zu finden ist ja nicht ohne Grund so schwer, wie eine Prostituiert zu finden, die man ehelichen kann.