laut.de-Kritik
Et kütt wie et kütt.
Review von Dominik KrausKnapp ein Jahr nach der beeindruckenden Doppel-12" "Fast Man Raider Man" und zwei Jahre nach der überraschenden Rückkehr der Pixies auf deutsche Festivalbühnen reanimiert der Musiker diesmal sein aus Pixies-Zeiten bekanntes Pseudonym Black Francis und wirft "Bluefinger" in den Ring. Das klingt doch rein formal schon danach, als wollte er es einfach einmal als Oberpixie ohne die Pixies versuchen.
Und in der Tat zeigt uns "Bluefinger" eine weitere musikalische Facette von Frank Black, die - ganz im Gegensatz zu seinen letzten Solo-Veröffentlichungen - weitaus näher an Boston als an Nashville liegt. Oder anders ausgedrückt: Stünde auf dem Cover Pixies als Interpretenangabe, so gingen weite Teile von "Bluefinger" durchaus als logische Fortführung der damals aufgenommenen Alben durch. Es rockt, ist mal schön eingängig, dann mal wieder ein bisserl sperrig. Die Röhre von Black, "Stimme der Pixies", ist sowieso einzigartig, nur dass da eine andere Band den Meister bei der Umsetzung seiner neusten Kompositionen unterstützt.
Wie bei Black gewohnt, ist das Songmaterial durchgehend ok bis sehr gut. Keine Ausfälle. Neben den bereits erwähnten ziemlich rockigen Stücken wie "Captain Pasty", "Threshold Apprehension" oder "Your Mouth Into Mine" stehen wunderbare Midtemponummern wie "Lolita" und "She Took All The Money", die wiederum durchaus auch auf "Honeycomb" gepasst hätten. Darüber hinaus scheint Black seine Zuneigung zur niederländischen Rocklegende Herman Brood entdeckt zu haben.
Mit "You Can't Break A Heart And Have" covert er einen Brood-Song. Mit "Angels Come To Comfort You" widmet er ihm gar einen Track, indem er vom Leben des rastlosen Rock'n'Roll-Junkies berichtet, der 2001 vom Dach des Hilton-Hotels in Amsterdam sprang, weil ihm sein neues, zwangsweise drogenfreies, Leben nicht mehr taugte.
So gut sich "Bluefinger" aber zum sorgenfreien Durchhören eignet, eines ist doch unverkennbar: Die ganz großen Würfe, diese genialen Spritzer, die sich auf den ersten beiden Pixies-Alben zu wahren Wasserfällen anreicherten, fallen auch Sir Black längst nicht mehr so locker in den Schoß, wie dies früher einmal der Fall war.
Wobei man bemerken kann, dass vor allem die schnelleren Nummern nicht mehr ganz den Biss früherer Werke haben. Die sanfteren Stücke, die mehr in Richtung seiner letzten Solo-Alben gehen, scheinen dem älteren Herrn mittlerweile doch mehr zu liegen. Und warum auch nicht. Et kütt wie et kütt.
Allerdings wäre es nach der Tonart, die die Platte anschlägt, durchaus eine Überlegung wert, sich mal wieder mit den alten hassgeliebten Weggefährten zusammen zu tun und der immer noch großen Fangemeinde das zu geben, was vor zwei Jahren allgemein erhofft und fast schon erwartet wurde: ein neues Pixies-Album.
Denn dass die drei Kapeiken keine dieser Weird Nashville-Records machen wollten/könnten, das ist schon nachvollziehbar. Da läuft es sich auf Solopfaden sicher weitaus besser. Aber bei dem Material, das auf "Bluefinger" vorhanden ist, wäre es schon interessant gewesen zu hören, was eine hochexplosive Vollblut-Gang wie die Pixies im Studio produziert hätte.
Aber lassen wir das. Nehmen wir einfach den Spatz in der Hand und freuen uns, dass Black seinen seit einiger Zeit wieder gefundenen Drive beibehalten hat und uns Jahr für Jahr mindestens eine gute neue Platte vorbei bringt. Und die heißt heuer "Bluefinger".
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