laut.de-Kritik

Der Berliner entwickelt seinen Trademark Sound weiter.

Review von

Fritz Kalkbrenner schlägt mit "True Colours" genau zehn Jahre nach seinem Album-Debüt ein neues Kapitel seiner Karriere auf. Hatte er sich zuletzt weniger dem für ihn typischen souligen und vocal-lastigen Sound gewidmet, so traut er sich jetzt wieder den vollen Stimmeinsatz zu. 13 Stücke, und das noch an einem Freitag den 13. veröffentlicht: Minus mal Minus ergibt bekanntermaßen Plus.

So auch in diesem Fall, Fritz hat seine Geheimmixtur für groovige Festivalkracher auf Sterne-Niveau gehoben. Ein Gesellenstück dafür ist die Vorab-Single "Kings And Queens", deepe Chords, garniert mit verträumten Vocals, das zielt natürlich schon alles sehr Richtung Radio oder Sommerfestival. "Good Things", das ebenfalls Pop Appeal versprüht, folgt einem ähnlichem Rezept. Der Vergleich mit Phil Collins, an den man bei "True Colours" natürlich zwangsläufig denken muss, hinkt dennoch gehörig.

Obwohl Fritzens Stimme einen roten Faden abgibt, der sich durch einigeStücke zieht, sind die Instrumentals durchaus vielfältig. So etwa bei "Golden", das eine vielschichtige Rhythmik beinhaltet und sich abseits der klassischen 4/4 Bassdrum abspielt.

Überhaupt muss man die wirkliche sehr tighte Produktion hervorheben, druckvoller, aber dennoch seelenvoller Klang zeichnen Stücke wie "About Face" aus. Der schubvolle, leicht trancige Track weckt zudem Erinnerungen an die goldenen Produktionen des Labels "Border Community". Im einem Interview zum Album Release beschreibt Kalkbrenner die ihm eigene Notwendigkeit, Musik zu machen, zu schreiben, zu produzieren.

Diese Lust am eigenen Tun ist nach zehn tourintensiven Jahren wahrlich nicht selbstverständlich. Nicht nur deshalb verordnet sich Pauls großer Bruder neuerdings auch regelmäßige Atempausen, um nebenher auch noch "Leben" zu können. Dieser Umstand hat dem Schaffensdrang wahrscheinlich eher geholfen als geschadet, auf "True Colours" sucht man Lückenfüller vergebens.

Auch die Wurzeln der House-Musik kommen nicht zu kurz, "White Plains" grooved im Style früher Funk-Franzosen bei Crydamoure, episches Streicher-Break inklusive. Hier wiederum dann auch ganz ohne Gesang, da zeigt Fritz ein gutes Gespür, wie Tracks und Arrangements funktionieren. Summa summarum vereint "True Colours" Fritz Kalkbrenners klassischen Trademark Sound mit wohltuender Weiterentwicklung.

Trackliste

  1. 1. Good Things
  2. 2. Bright
  3. 3. Kings And Queens
  4. 4. One Day At A Time
  5. 5. Daylight Is Falling
  6. 6. White Plains
  7. 7. Golden
  8. 8. About Face
  9. 9. Last Summer
  10. 10. Uptown
  11. 11. Where The Roads Collide
  12. 12. A Change Is Gonna Come
  13. 13. Just The One (+ Ben Böhmer)

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