laut.de-Kritik
Charmante Penetranz und intelligente Unverschämtheit.
Review von Sarah-Nina RademacherWer nach extravaganten und kontroversen deutschen Künstlern sucht, stolpert früher oder später über den Exil-Holländer Funny van Dannen. Und weil der Gitarren-Barde unwahrscheinlich viele Alben in seiner Karriere aufnahm, ist es verdammt schwierig, nur eines zu nennen, das den Weg in die Welt der tragischen Komik und Melancholie mit goldenen Pflastersteinen ebnet. Vielleicht "Meine vielleicht besten Lieder ..."?
Mit Akustik-Gitarre und einer Stimme, die vielleicht für den heimischen Gesangsverein reicht, umschmeichelt Funny mit 41 Songs seine Fans im Heimathafen Berlin, Austragungsort dieser liedhaften Dichtungs-Reise. Was ihn zu einem sonderbaren aber dennoch liebenswerten Kauz macht, ist eben nicht seine beliebige Stimme, sondern seine Texte zu Politik, menschlichen Dramen und Liebeleien. Musik wirkt fast schon nebensächlich.
"Was finden wir Deutschen am Opel so gut? Und warum trinken wir soviel Bier? Was ist ein richtiger Deutscher? Und warum bleiben Ausländer hier?" ("Vaterland"), der Wahl-Berliner reibt sich humoristisch an Klischees und Vorurteilen und garniert sie zu poetischen Häppchen.
Akribisch kaut Herr von Dannen das politische Alltagsgeschäft durch und spuckt es in bissigen Interpretationen der Marke Funny wieder aus. "Katzenpissepistole" doktort an der Finanzkrise herum und "Saharasand" ist laut dem Liedermacher leichter zu ertragen als rassistische Polizisten.
Ebenfalls einen lyrischen Schulterklopfer bekommt das ungleiche Geschwisterpärchen "Kapitalismus" und "Sozialismus". Hier battlen sich Staatsformen mit sarkastisch gefülltem Content: "Ich will den Kapitalismus lieben, weil so viel für ihn spricht. Ich will den Kapitalismus lieben, aber ich schaffe es einfach nicht.". Oder vielleicht doch lieber "Mein soziales Umfeld war irritiert, ich sagte zu mir 'jetzt ist Schluss!', aber plötzlich hatte ich es schon wieder gesagt: Sozialismus, Sozialismus." Seine Schlüsse darf dann jeder selbst ziehen.
Man mag sich nach den ersten Tönen und Textergüssen fragen, was diese skurrile Akustik-Scheiße soll? Doch Funnys intelligente Unverschämtheit parodiert die Gesellschaft der Otto-Normal-Verbraucher mit massig charmanter Penetranz. Und da es nicht immer politisch sein muss, sabbelt der Rheinländer auch gerne "Saufen, Fressen und Ficken" ("Saufen") ins Mikrofon, was ihm eine Jahrzehnt-Granate bescherte. Die Schröders verliebten sich so sehr in den Song, dass sie ihn prompt coverten und auch die Hosen machten von Liedern wie "Lesbische, Schwarze Behinderte" Gebrauch.
Nach dieser Doppel-CD stellt sich zu Recht die Frage, wieso Funny mit so viel sympathischer Ehrlichkeit und pikanter Beobachtungsgabe nicht schon längst sein Fähnchen auf dem Gipfel der Charts gesteckt hat. Wahrscheinlich weil die breite Masse nicht gerne den Spiegel der Realität vorgehalten bekommt. Glück für Funny, so bleibt ihm noch massig Nährboden.
2 Kommentare
Ja, ja der Funny. Aber Homebanking ist auch ein Super Lied von ihm.
diese seite glänzt ja sowieso nicht gerade durch gute texte und ernstzunehmende kritiken.
seit geraumer zeit ist durch das engagement von sarah-nina nun die qualität der beiträge noch schlechter geworden.
sie lallt diese seite mit ihrer grütze regelrecht zu. laut.de - macht doch mal wieder was qualitatv hochwertiges. es ist nicht zum aushalten!