laut.de-Biographie
Gavin Friday
Man mag sich darüber streiten, ob es für die eigene künstlerische Laufbahn eher Fluch oder Segen sei, mit einem Rock-Superstar wie Bono von U2 befreundet zu sein. Die Karriere von Gavin Friday scheint hiervon jedoch vollkommen unbeeinflusst. Der als Fionan Hanvey geborene Dubliner verfügt zwar nicht über den immensen Bekanntheitsgrad seines trällernden Kumpels. Gleichwohl zählt der Sänger, Komponist und Maler zu den wichtigsten und einflussreichsten irischen Künstlern der letzten 30 Jahre.
Bereits als Schulkinder sind Bono und Friday eng befreundet. Die musikalische Vision des lyrisch und kunstmalerisch hochbegabten Dubliners hat dennoch nichts mit dem U2-Sound gemein. Seine Lust an der Darstellung menschlicher Abgründe, Rotwein getränkter Stimmung und burlesquer Inszenierungen macht ihn - neben Bauhaus, Joy Division oder den Sisters of Mercy - zu einem Begründer des Gothic Rock. Mit seiner 1977 gegründeten Formation "Virgin Prunes" vermischt er wütenden Post Punk, Chanson, Cabaret mit dem Spirit eines Oscar Wilde. Bohéme und Außenseitertum erhebt er zur ebenso schrillen wie ästhetischen Kunstform.
Als wichtiger Einfluss steht dabei immer wieder hörbar die etwas fatalistische Lost-Generation-Kunst Deutschlands aus den Zwanziger Jahren Pate. Auch die schroffe Strömung des Industrial fasziniert ihn zunehmend. Diese ganz andere Seite seiner Persönlichkeit lebt er auf mehreren Werken der Ur-Fabriksoundler Coil aus.
Ab 1986 geht er eigene Wege. Ziel ist die Erweiterung des eigenen Spektrums und die verstärkte Vermischung von Pop, Goth und Chanson. Seine Fähigkeit zu sehr melodisch prägnanten Songs hilft ihm dabei weiter. Ebenso verfügt Friday über eine mitunter fast schon beunruhigend intensive Art des Gesangs. Sein Debüt "Each Man Kills The Thing He Loves" ist konsequent dann auch ein Album, gespickt mit Gossen-Dandytum und Jacques Brel'scher Attitüde. Weltbekannte Könner der gepflegten Schrägheit - wie z.B. Nick Cave, Marc Ribot oder Bill Frisell - rennen ihm die Bude ein, mit ihm zu arbeiten.
In den 90er Jahren wendet sich der irische Schöngeist immer mehr der Filmmusik zu. Für die hochpolitische Komposition "In The Name Of The Father" zum gleichnamigen Film gewinnt er Bonos Unterstützung. Gemeinsam singen sie den Friday Song als Duett und landen europaweit einen Hit. Seitdem veredelt Gavin Friday gern Filme mit seinen Scores. Musikalische Berührungsängste sind ihm dabei vollkommen fremd. Selbst die Hip-Hop-Szene bekommt einen Schuss vom opulenten Komponistenblut des Iren verpasst. So verfasst er die komplette Originalfilmmusik zum 50 Cent Streifen "Get Rich Or Die Tryin'".
Bei solch fast schon exzentrischer Vielseitigkeit kann sogar Friday selbst oft nicht mehr voraus sagen, was den Hörer als nächstes erwarten mag. "Ich sitze ja während des Komponierens sogar selbst oft da und denke: Keine Ahnung, was das am Ende werden soll."
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