laut.de-Kritik

Endlich wieder Outta This World.

Review von

Was waren (und sind) "Voodoozirkus" und "D.N.A." für geile Scheiben? Und erinnert sich noch irgendwer an "Keiner Hier Ist Rap" mit MoTrip? Weitestgehend herrscht wahrscheinlich Einigkeit darüber, dass es sich hierbei um die Vorzeigealben von Karuzo und Sikk handelt. Dass die Jungs sich von Release zu Release neu erfinden, ist grundsätzlich lobenswert. Von "Achter Tag" und "Fukk Genetikk" liefen bei mir jedoch immer nur einzelne Tracks, nie die ganzen Alben.

Ist es nun ein genialer Promo-Move, dass sie mit "D.N.A.2" ihr vielleicht bestes Werk fortführen? Immerhin sind Sequels ja so eine Sache für sich. Sie können groß werden, sie können aber auch richtig in die Hose gehen. Was Karuzo dazu sagt? "Das hier wird das Detox, Kappas Dreambox."

Das Intro stimmt mich zumindest schon einmal milde und gutgläubig, dass es sich hierbei um einen halbwegs würdigen Nachfolger handelt. Sphärische Klänge, die diesen Alien-Film von früher perfekt einfangen und tatsächlich an den Erstling erinnern. Sikk haut direkt mal einen raus. Über das Album verteilt stellt sich dieses Gefühl noch öfter ein. Besonders der Beat von "Homegrown" hat etwas Vertrautes. Dazu die Bretter "Wenn Die Vögel Singen", "Topf Voll Gold" oder "Linie 666" - produktionstechnisch ist es das mit Abstand beste Release der zwei seit langem.

Inhaltlich lässt sich Karuzo trotzdem nicht in die Karten schauen: "Ihr kennt nicht einmal 10 % von meinem Masterplan." Es spielt auch nur eine nebensächliche Rolle, ob wir seinen Plan kennen oder nicht. Thematisch ist es nämlich dasselbe Spiel wie immer. Im einen Moment heißt es: "Frieden ist der Zeitraum zwischen abdrücken und nachladen." Im nächsten: "Hörst du das? Ich hör' nicht mal eine Mama wein’n / Was 'ne Hood, hier zieh' ich nie mehr weg." Aber das macht ihn einfach aus. Dieses Wechselspiel der Stile. Er ist ein Egoman, der König der Lügner und die Deepness in Person. Wenigstens ist er sich dessen stets bewusst: "Und ich spring' zwischen den Welten, so wie Rick Sanchez."

Genauso überraschend wie das Release des Albums erfolgte, gestalten sich einige der Gastbeiträge. Neben Tiavo und Ex-Labelgefährte Kollegah sind nämlich OG Keemo und Olexesh zu hören.

Zwar ist letzterer derzeit gefühlt auf jedem Release vertreten, aber das ist ja nicht schlecht. Gerade da er diese Träumereien-Thematik, die Karuzo mit ihm behandelt, wirklich authentisch rüberbringt. Sogar Kollegah gliedert sich gut ein, wenn er für "5ive Hoes" seine laid-back Attitude an den Tag legt.

Auch die Zusammenarbeit mit Tiavo wirkt nicht so, als hätte man zwanghaft versucht, die eigenen Künstler auf einen Song zu holen. Das stärkste Feature kommt aber definitiv von OG Keemo. Er setzt dem gemeinsamen Anspieler stimmlich und atmosphärisch die Krone auf. "Ich häng' vor deinem Grab und trage schwarz wie ein Satanist / Vom Kinderwagen bis der Nagel in die Sargwand trifft."

Die vielleicht größte und unscheinbarste Stärke des Projektes ist dennoch eine ganz andere. Ich kann das Album in einem durchhören, sogar im Loop. In Sachen Aufbau und Klangbild greifen wirklich alle Zahnräder ineinander, wodurch es zu einer Freude wird, diese Fortsetzung immer und immer wieder am Stück zu hören.

Genetikk überzeugen mit "D.N.A.2" auf ganzer Linie. Endlich wieder. Es ergänzt die Diskographie der beiden um einen dringend benötigten Beweis dafür, dass sie im Laufe der Jahre nichts von ihrem Können verloren haben. Es bleibt zu hoffen, dass wir nicht erst auf "D.N.A.3" warten müssen, ehe Karuzo und Sikk erneut ein gänzlich zufriedenstellendes Projekt auf die Beine stellen.

Trackliste

  1. 1. Intro (D.N.A.2)
  2. 2. Genetikk4ever
  3. 3. F.D.S
  4. 4. Masi Masi
  5. 5. Wenn Die Vögel Singen (feat. OG Keemo)
  6. 6. Topf Voll Gold
  7. 7. Träume (feat. Olexesh)
  8. 8. Homegrown
  9. 9. 5ive Hoes (feat. Kollegah)
  10. 10. Linie 666 (feat. Tiavo)
  11. 11. Mailbox

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