laut.de-Kritik
Zeitloses Finale der Trilogie.
Review von Frieder HaagGoldroger schließt nach zwei Jahren seinen "Diskman Antishock"-Zyklus. Nach dem euphorischen ersten Teil und der verspulten Nummer zwei folgt - nun ja, was eigentlich? Der dritte Teil ist schwer fassbar, stellt eine Werkschau quer durch den Kosmos des Kölners dar, aber im besten Sinne.
"Guck, ich steh morgens auf und hab Angst", beginnt er, unmittelbar und ohne Hemmungen, sein Album. "Antishock" erzählt vom Kampf mit den eigenen Zweifeln, und doch möchte Goldroger mit diesen Liedern nicht tiefstapeln. Wie den namensgebenden Discman kann ihn nichts erschüttern, er zieht mit seinem Produzentenduo Dienst&Schulter dieses Projekt bis zum Ende durch.
Thematisch bewegen sich die zehn kurzen Lieder zwischen den beiden Vorgängern. Realitätsflucht und Panik wechseln sich mit rosaroter Liebe und Schmerz ab. "Frag Mich Wie" besingt noch den Endorphinrausch, während "Schwarz" schon in die Dunkelheit zieht. Trotzdem scheinen auf dieser Platte die Löcher nicht mehr ganz so bodenlos wie noch auf "Avrakadavra".
Auf "Mittelstreifen" unterstützt YRRRE mit perfekt nuschelnder Stimme den wunderschönen UK Garage-Beat. Der vorsichtige Rap über echte und falsche Sicherheit fügt sich nahtlos zwischen flirrende Hi-Hats und sanfte Akkorde. Der Sound knüpft damit an "Halt" vom ersten "Diskman Antishock" an, der Text versprüht dabei deutlich weniger leichtfüßigen Optimismus.
Kurz vor Schluss ziehen Dienst&Schulter noch einmal alle Register und betten den Storyteller "Odonien" in surrende Gitarren ein, die in einem epischen Solo gipfeln. Goldroger erzählt von einer kurzen, aber intensiven Begegnung und ihrem jähen Ende. Dieser brüchige Song bleibt auch lange nach dem Hören noch in den Ohren.
Wie schon auf den Vorgängern, entlockt die Produktion vielen Texten eine eigene Note. Immer klar im Hip Hop verortet, aber doch voller Einflüsse aus Indie und elektronischer Musik. Die eigene Soundästhetik grenzt sich von vielem ab, was der Eingängigkeit aber nie Abbruch tut. Jeder Song hat seiner eigenen Elemente wegen einen Wiedererkennungswert.
"Diskman Antishock III" springt oft assoziativ von Thema zu Thema. So bieten sich wenig Möglichkeiten für einen übergreifenden Spannungsbogen, die einzelnen Songs stechen jedoch weit aus dem Wust von Deutschrap-Veröffentlichungen heraus.
Der Abschluss des Projekts "Diskman Antishock" fällt versöhnlich aus. Goldroger nimmt einige liegengebliebene Fäden wieder auf und spinnt sie zu Ende, verzichtet aber auf den ganz großen Knall. Viele Songs hätten so auch auf den erstem beiden Platten landen können. Trotzdem stehen sie für sich, dank der gewissen Zeitlosigkeit und dem stets tadellosen Songwriting. Zwar lässt sich streckenweise ein mangelndes Konzept für das Album feststellen, im Gesamtkunstwerk "Diskman Antishock" führt dieser dritte Teil jedoch die Reise gekonnt zu einem Abschluss.
5 Kommentare
Ist der eigentlich alt genug um nachvollziehen zu können, dass selbst beim "unumstößlichen Original" die Antishock-Funktion durchschnittlich 6 Monate lang halbwegs passabel und danach nie wieder funktionierte?
Dieser Kommentar wurde vor 2 Jahren durch den Autor entfernt.
Album is ja schön und gut. Nur wann stirbt der endlich und versteckt seinen Schatz irgendwo auf der Grand Line?
Die Hooks finde ich meistens scheußlich aber im Sing-Sang Rapbereich ist das noch außerordentlich passabel und gut konstruiert, weil nicht alles autotuned durchgesungen wird. Für mich 3/5. Was ich ziemlich cool finde sind die Videos - erinnern mich ein bisschen an Tetris Effect, was ich natürlich boomermäßig gerne spiele.
also ich weiß nicht was ihr tasten-kritiker als gute musik bezeichnet, aber wenn man mit goldroger nicht klar kommt dem ist wirklich nicht mehr zu helfen