laut.de-Biographie
Gordon Lightfoot
In einem Interview anlässlich der Veröffentlichung seines neunzehnten Albums "A Painter Passing Through" (1998), vergleicht Gordon Lightfood seine Tätigkeit als Musiker mit der eines Malers. "Ich beginne damit, Material zu sammeln, was bis zu eineinhalb Jahre dauern kann. Dann gehe ich ins Studio, was manchmal mindestens genauso lange dauert". Das Ergebnis sind stimmungsvolle Landschaftsbilder, einfühlsame Porträts und Reiseeindrücke, die seit Anfang der 60er Jahre einen beachteten Singer/Songwriter aus ihm machen.
1938 in Orilla, Ontario, Kanada geboren, zieht er in den 50er Jahren nach Los Angeles und studiert am Westlake College of Music. Nachdem er mit dem Versuch gescheitert ist, sein Geld als Komponist für Werbejingles zu verdienen, kehrt er 1959 zurück nach Kanada.
In Toronto zählt er mit seinen Kneipenauftritten bald zur aufkommenden Folk-Szene. Erste Erfolge feiert er jedoch mit Coverversionen seiner Lieder durch andere Künstler, allen voran Peter, Paul And Mary mit "Early Morning Rain". Später kommen unter anderen auch Marty Grossman (der mit "Ribbon Of Darkness" die Spitze der US-Country-Charts erreicht), Bob Dylan, Johnny Cash, Elvis Presley und Jerry Lee Lewis hinzu.
1966 erscheint sein erstes Album unter eigenem Namen. Bis 1969 nimmt er vier weitere auf, der Durchbruch gelingt ihm aber erst mit neuem Label und neuem Produzenten. "If You Could Read My Mind" (1970) enthält neben dem Titellied (Nummer fünf der US-Charts) auch die erste Aufnahme von Kris Kristoffersons "Me And Bobbie McGee".
Bis 1978 nimmt er sieben weitere LPs auf und platziert sich 1974 mit der Single "Sundown" an der Spitze der US-Charts. Einen Erfolg, den er 1976 mit "The Wreck Of The Edmund Fitzgerald" fast wiederholt (Platz zwei). Anschließend geht es jedoch rapide bergab. Einerseits schwindet das öffentliche Interesse an Singer/Songwritermaterial, andererseits driftet Lightfoot zunehmend in seichte Schmusepop-Gefilde ab. Nach "East Of Midnight" (1986) verliert er seinen Plattenvertrag und beschränkt seine musikalische Tätigkeit auf Liveauftritte. Nebenbei liefert er sich einen Rechtsstreit mit dem Autor von Whitney Houstons "The Greatest Love of All", dem er vorwirft, 24 Takte von "If You Could Read My Mind" geklaut zu haben.
Erst in den 90er Jahren gelingt es ihm, wieder Fuß zu fassen. Vom Erfolgsdruck befreit, knüpft er mit "Waiting For You" (1993) und "Painter Passing Through" (1998) an seine besseren Momente an. Jedoch scheint seine Karriere im September 2002 abrupt beendet, als er bei einem Auftritt in seiner Heimatstadt Orilla einen Schlaganfall erleidet. Aus dem Koma erwacht er erst Wochen später.
Trotz körperlicher Einschränkungen fühlt sich Lightfoot nach einigen Monaten wieder fit und beginnt, an Material weiterzuarbeiten, das er davor als Demoversion aufgenommen hatte. Während er sich weiter im Krankenhaus erholt, vervollständigt seine Liveband die schon vorhandene Songs. Das Ergebnis ist Lightfoots zwanzigstes Album "Harmony", das im Juli 2004 erscheint. "Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich die Möglichkeit, auf meinem Rücken liegend ein Album zu Ende zu bringen", beendet er mit einem Schmunzeln sein Vorwort im Booklet.
Am 1. Mai 2023 stirbt Gordon Lightfoot im Alter von 84 Jahren. Eigentlich hatte er für den Sommer noch eine Tour durch die USA und Kanada geplant, diese aber im April aus gesundheitlichen Gründen abgesagt.
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