laut.de-Kritik
Blue Note-Debüt mit vielen hochkarätigen Gästen.
Review von Giuliano BenassiSchließlich ist The Mule gelungen, was die Allman Brothers Band schon längst aufgegeben haben: Ein hochwertiges Label für ihre Musik zu finden. Dass es sich dabei um Blue Note handelt, jene ehrwürdige Institution, bei der Miles Davis oder Thelonious Monk ihre Werke veröffentlichten, ist nur auf den ersten Blick verwunderlich. Seit Produzent Don Was 2012 das Ruder übernommen hat, sind dort unter anderen Platten von Elvis Costello, Aaron Neville und Willie Nelson erschienen.
Ungewöhnlich ist auch, dass die Stücke gleich zweimal zu hören sind: Einmal von der Band selbst, das andere in Form von Interpretationen befreundeter Kollegen. Ein buntes wie beeindruckendes Sammelsurium: Unter ihnen befinden sich Dave Matthews, Ben Harper, Jim James (My Morning Jacket), Myles Kennedy (Alter Bridge, Slash), aber auch alte Meister wie Dr. John und Steve Winwood. Glenn Hughes, Bassist und Sänger bei Deep Purple Mitte der 70er Jahre, ist ebenfalls mit von der Partie wie Reggae-Urgestein Toots Hibbert.
Womit auch die musikalische Bandbreite klar wird, die Frontmann Warren Haynes mit seinem einstigen Nebenprojekt betreibt. Klingen "World Boss", "No Reward", "Whisper In Your Soul" und die Ballade "Captured" noch nach jenem Südstaatenrock, den auch die Allman Brothers auszeichnet, geht es im weiteren Verlauf musikalisch bunt zu: "Scared To Live" bietet astreinen Reggae, "How Could You Stoop So Low" erinnert an Traffic.
Gerät das langsame, über sechs Minuten lange "Forsaken Savior" eine Spur zu schnulzig, geht es auf "Done Got Wise" ordentlich zur Sache. Das Duett-Duell zwischen Gitarre und Bass in dem Stück bietet einen der besten Momente des Albums, wie auch das schnelle "Funny Little Tragedy". Das abschließende "Bring On The Music" ist eine epische Nummer, die mit über zehn Minuten etwas zu lang geraten ist.
Viele gute Ideen, die einige der Gäste interessant umsetzen. Ben Harper strengt sein Organ an und erinnert an Lenny Kravitz, auch Elvis Costello klingt so rockig wie schon lange nicht mehr. In seiner Interpretation klingt "Funny Little Tragedy" sogar besser als im Original, was Jim James mit der Ballade "Captured" ebenfalls hin bekommt. Grace Potter kommt zugute, dass sie es als einzige Frau in die Auswahl geschafft hat, Toots Hibbert muss sich an "Scared To Live" allerdings zu sehr abmühen.
Mit "No Reward" gelingt Glenn Hughes ein Ausrufezeichen aus der Versenkung, Ty Taylor schafft es, "Bring On The Music" auf unter sieben Minuten zu kürzen. Dave Matthews klingt wie eh und je, Myles Kennedy liefert eine erstaunlich maue Performance ab. Über alle Zweifel erhaben ist zum Schluss Steve Winwood, der "When The World Gets Small" ein Leben einhaucht, das man im Original gar nicht vermutet hatte. Warum der Fader zum Einsatz kommt, wie auch bei anderen Stücken der zweiten CD, bleibt ein nicht zu ergründendes Geheimnis der Macher.
Letztendlich entpuppt sich "Shout!" als interessantes Album, das nicht ganz hält, was es auf dem Papier verspricht. Trotz einiger guter Momente fehlen auf beiden CDs die Aha-Erlebnisse, die zum wiederholten Einlegen verleiten.
4 Kommentare
Mule haben es leider hinter sich, zumindest was Studiowerke angeht. Live nach wie vor noch immer unglaublich überragend.
Nun ob es Mule hinter sich haben kann ich nicht beurteilen ,.. aber die neue scheibe zieht mich nicht so in den Bann wie früherer Werke.
ja, da scheint sich doch langsam der staub der allman brothers band niederzulegen
tja, die Coverversionen schlagen überwiegend die Originale deutlich = gute Songs, im Original deutlich zu routiniert/konventionell eingespielt. Original naja 3/5, Cover eher 4/5