laut.de-Kritik
Kaum noch Kanten im schwermütigen Songwriter-Pop.
Review von Martina KellnerCoxons letzte Scheiben noch im Kopf, verwirrt das zurückhaltende siebte Werk des wiedervereinten Blur-Gitarristen zunächst deutlich. Nach sehr schneidigen Indierockplatten veröffentlicht der Brite mit den deutschen Wurzeln nun ein fast ausschließlich akustisches Folkalbum und dürfte damit den einen oder anderen Fan etwas überrumpeln.
Während "Love Travels At Illegal Speeds" noch mit fetten Riffs und polternde Drums aufwartete, gibt sich Coxon diesmal von seiner ruhigen Singer/Songwriter-Seite. Da braucht es schon ein Weilchen, um mit "The Spinning Top" warm zu werden. Ist das jedoch einmal geschehen, wiegt man sich wohlig im gediegenen Gitarrenspiel eines "Look Into The Light" oder dem sanften Gesang eines "This House".
"Ich wollte zeigen, wie aufregend Akustikgitarren sein können, wie dynamisch und gehaltvoll und herzergreifend rau sie klingen können – und das in einer Zeit, in der akustische Musik entweder zu süß oder zu hingerotzt erscheint", erklärt der Blur-Mitbegründer, zitiert passend bei Leonard Cohen und Nick Drake und würdigt britische Folkmusiker wie Martin Carthy oder Davey Graham.
Da gibt es kaum Kanten im leisen, teils schwermütig wirkenden Songwriter-Pop. Ab und zu holt Coxon dann aber doch die E-Gitarre aus dem Schrank, bricht kurz krawallig-quitschieg aus ("Dead Bees", "Caspian See"), um jedoch schnell wieder zur ruhigen Klampfe zurückzukehren. Dabei hätten ein, zwei elektronisch frisierte Tracks mehr "The Spinning Top" nicht schlecht getan.
Die Songs folgen einer Narration, glaubt man Coxon handelt es sich hierbei um die Geschichte eines Mannes von der Geburt bis zum Tod. Das klingt etwas hochgestochen, vor allem weil es einen festzurrenden inhaltlichen Rahmen gar nicht bräuchte, wirken die Stücke doch auch formidabel für sich, schlicht durch die Instrumentalarbeit.
Hier und da verzettelt sich der Brite leider. Nicht selten übersteigen die Stücke die Fünf-Minuten-Marke, wirken mitunter leider fast schon quälend lang ("In The Morning"). Das schmälert den Gesamteindruck und liegt vor allem gegen Ende schwer im Magen. Schade!
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