laut.de-Kritik
Grashalme kauen, Whiskey trinken und am Lagerfeuer sitzen.
Review von Deborah KatonaIn Italien gibts nicht nur zweifelhafte Politiker, lautstarke Übermamas oder Eros Ramazzotti? Green Like July sind der lebende Beweis dafür. Und klingen dabei gar nicht mal so italienisch. Eher nach Country, nach New Western, nach Americana.
Oder nach Lagerfeuerfreunden des frühen Conor Oberst und Rodeokumpanen der Avett Brothers. Passt nicht? Passt doch! Ihren italienischen Charme behalten die neun Tracks auf "Four Legged Fortune" trotzdem dank einer gewissen stets vorhandenen Leichtigkeit.
Schon das Cover des Zweitlings aus dem Hause Green Like July spiegelt eine heimelige Atmosphäre wieder. Haus, zwei Pferdchen, Bäume. Alles gestickt und in Naturtönen gehalten. Das Trio aus Turin arbeitete für "Four Legged Fortune" mit Produzent A. J. Mogis in den ARC-Studios in Omaha, Nebraska zusammen. Auch dessen Bruder Mike (Bright Eyes, Monsters Of Folk, Tilly And The Wall) und Neva Dinova-Fronter Jake Bellows leisteten ihren Beitrag.
Mit "Flying Scud" glückt der Einstieg schon mal. Noch eindrücklicher kommt "No Light Will Shine On Me" daher, mit Orgeleinsatz und Text rund um zerbrochene Liebe und Neuanfang. Ob mit dem rockigeren "Hardly Thelma" oder der Countrynummer "A Better Man" - Green Like July dürften die amerikanische Folk-Gemeinde kaum enttäuschen.
Auch die Lyrics des klampfenlastigen "Jackson" überzeugen dank "two pints of beer and a whiskey jar" als Americano-Track. "There's a girl in this town and she's been on my mind. And I've been to these doctors, they say that I'm fine. They gave me those pills, now I can't sleep at night. Well, I'll go and fuck me liver with wine." - in "St. John Of The Cross" geben sich Green Like July ganz dem Herzschmerz hin. Natürlich unterlegt mit Gitarre und vorgetragen von einer leicht zitternder Stimme mit italienischen Akzent.
Viel musikalisch Neues bietet die Scheibe nicht. Auch will der Funke anfangs nicht immer überspringen. Nach mehreren Durchläufen gewinnt die Platte jedoch an Charme und Reiz. "Four Legged Fortune" - ein lockeres Album, um Whiskey zu trinken, an Grashalmen zu kauen und etwas Lagerfeuerromantik im Alltag zu verbreiten – egal ob in den USA, im italienischen Turin oder dem verregneten Deutschland.
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