Gretchen Wilson - " Here For The Party"

Eine kleine Pianomelodie zum Auftakt, kurze Zeit später jault die Steel-Gitarre. Gretchen Wilsons leicht belegte Stimme setzt ein und singt darüber, dass fremdgehen für sie keine Option sei. So weit so gut. Jetzt noch ein kleines Farmhaus mit großer Veranda, dahinter geht die Sonne unter, und ein fragwürdiges Country-Idyll ist perfekt.

In dieses Idyll passt Gretchen Wilson nur bedingt: Sie wuchs in einem Trailerpark in Illinois auf. Spätestens seit Eminems "8 Mile" weiß annähernd jeder, was das bedeuten kann - leben in der Unterschicht, Kinder kennen meist nur einen Elternteil und ziehen ihre noch kleineren Geschwister groß. Solch eine Kindheit macht zäh. Deswegen findet die anfangs beschriebene Country-Idylle á la Garth Brooks vermutlich eher selten statt.

Sie singt darüber, lieber Bier zu trinken als Champagner, lieber Kleidung im Supermarkt zu kaufen statt in teuren Designerläden. Statt Country-Klischees setzt es eben Stereotypen über einfache Menschen aus der Wagenburg. Der Titeltrack "Here For The Party" beginnt mit gezupfter Gitarre und einer Geige, die nach Scheunenparty klingt. Wilson besingt über einem tänzelnden Klavier Jack Daniels, Cowboys und das Feiern.

"Chariot" ist dagegen bluesig gehalten und handelt Autowünschen. Das Cowgirl von heute fährt schließlich Trans Am. Was ist noch schlimmer als ein Country-Blues über Autos? Genau, Wilson schiebt wirklich noch einen Rap-Part ein. Zum Abschluss möchte sie noch ihre Heimatstadt "Pocahontas Proud" machen. Schon geschehen: In den USA räumte die Dame so richtig ab.

"Here For The Party" ist eine fröhliche Klischeeparade des sogenannten "White Trash". Dies und die Tatsache, dass Wilson mutig mit dem Begriff "Redneck Woman" kokettiert, sind ist leider auch die einzigen Punkte, in denen sie sich von anderen Country-Größen abhebt.