laut.de-Kritik
Oldschool im besten Sinne.
Review von Dani Fromm"It's your man Guru. I'm up in here with superproducer Solar. We got DJ Doo Wop on the 1 and 2s." Schön, wenn man sofort gesagt bekommt, womit man es zu tun hat. Schön auch, wenn Alben derart hochkarätige Nebenprodukte abwerfen: Im Grunde handelt es sich bei "The Mixtape" ja um eine Dreingabe zum letzten Jazzmatazz-Longplayer. Für ein Bonus-Bonbon allerdings hat sich die Gästeliste durchaus gewaschen: Man darf getrost Stielaugen bekommen, wenn sich von Aceyalone bis Zion I die Untergrund- und Nicht-mehr-ganz-Untergrund-Elite die Klinke in die Hand gibt.
Das Menü, das Solar zubereitet und Doo Wop appetitlich und in mundgerechten Häppchen angerichtet hat, kredenzt Guru in gewohnt smoother Manier. Er flowt wie eh und je locker und unangestrengt aus der Hüfte: ein wahrer Meister am Mikrofon, dessen Botschaft sich über die Gehörgänge mühelos in die Hirnwindungen schraubt. Warum? Weil er ebenso klar argumentiert, wie er sich präzise artikuliert.
Trotzdem kommen mir bereits im "Intro" leise Zweifel an der Qualität. "I'm always settin' trends", proklamiert Guru. Und doch klingt es mit luftig über eine Basslinie geklimperten Tönen wie schon hundertmal zuvor gehört. Das hätte man so oder sehr ähnlich auf jedem früheren Jazzmatazz-Album finden können. Deren Debüt hat nun bereits fast 15 Jahre auf dem Buckel. Hübsch tönt das wohl, innovativ indes nicht - ein Manko, das dem kompletten Mixtape anhaftet.
Im Folgenden verlassen wir die eingangs recht souligen Gefilde und bewegen uns wieder deutlicher auf Hip Hops Spuren. Zu funk-lastigen Bläserakzenten geht Lord Tariq das von seinem Gastgeber vorgelegte Tempo ohne Schwierigkeiten mit. Daran, dass diese beiden das "Knowledge" mit Löffeln gefressen haben, besteht ohnehin kein Zweifel. Ebenfalls eine ordentliche Scheibe Funk wird für "Too Slick" auf der Hammondorgel vorgelegt: Der Londoner MC Yungun macht hier eine exzellente Figur.
Die Verwendung klassischen Samplematerials (etwa das in "So What It Do Now?" zum tausendsten Mal verwurstete, ungebrochen zauberhafte "I Forgot To Be Your Lover" eines William Bell) ermöglicht ein Wiedersehensfest nach dem anderen. Überhaupt gerät das Mixtape, das den Untertitel "Back To The Future" trägt, über die Maßen oldschool - eine bitte nicht mit "altmodisch" zu verwechselnde Vokabel.
Wenn die Herren Guru und Solar "back in the days" reisen, treten sie den Beweis an, dass sich aus den klassischen Zutaten Bass, Sample, Scratches und Rap nach wie vor ein leckeres Hip Hop-Süppchen kochen lässt. Natürlich gelingt dies mit Lyricists der Kampfklasse eines Common oder Mr. Lif an Bord ganz besonders gut. Dass die Blicke zudem nach links und rechts über den Genre-Tellerrand hinausschweifen, wenn mit "Can't Stop The Movement" etwas Disco-Glitter, mit "Peace!" erfrischend schräg-mimimalistische, asiatische wie orientalische Töne und mit dem Remix zu "Stand Up" mit Damian Marley ordentlich Reggae ins Spiel kommen: um so besser.
"Let's see if we can step with rap to this production": funktioniert. "Let's see if we can flow and grow to this narration": ebenfalls kein Problem. Allein: Wen wundert's? Dass Hip Hop einen sparsamen Dancehall-Beat ebenso umarmt wie Donald Byrds "Distant Land", das ist doch nun wirklich in etwa so altbekannt wie die Tatsache, dass uns in Guru "a well known legend with a flow that's liquid" begegnet.
Ein Veteran eben, der sich, wie in "The Game Needs Me" geschehen, auch gerne mal bei eigenem Gang Starr-Material bedienen darf. Insofern bietet "The Mixtape" wenig Neues, dafür aber knapp 50 Minuten entspannte Unterhaltung auf hohem Niveau. Sagen wir's mit Mr. Lif: "No need for stress, baby, when I'm around / Relax yourself, I calm your nerves / I came to give you what you deserve."
2 Kommentare
das ging aber diesmal schnell mit der review, aber wo bleibt die von "the big doe rehab"? is ja mittlerweile auch bald nicht mehr nötig, denn inzwischen werden sich wohl die meisten davon überzeugt haben können, dass ghostface mal wieder maßstäbe in sachen qualität und arbeitseifer gesetzt hat.
aber ansonsten mal wieder ne schöne review und sehr appetitanregend. guru isn guru und die jazzmatazz-alben sind ausnahmslos geil, das wird hier sicher nicht anders sein.
peace
@LeGaT (« das ging aber diesmal schnell mit der review, aber wo bleibt die von "the big doe rehab"? is ja mittlerweile auch bald nicht mehr nötig, denn inzwischen werden sich wohl die meisten davon überzeugt haben können, dass ghostface mal wieder maßstäbe in sachen qualität und arbeitseifer gesetzt hat. »):
ehrlich gesagt, find ich "big doe rehab" gar nicht so berauschend. aber zum glück nicht so schlimm, wie das Cover vermuten lässt.
Zitat (« aber ansonsten mal wieder ne schöne review und sehr appetitanregend. guru isn guru und die jazzmatazz-alben sind ausnahmslos geil, das wird hier sicher nicht anders sein.
peace »):
naja, auch hier würd ich abstriche machen.