laut.de-Kritik
Willkommen in der Black Box.
Review von Yan VogelEine Livescheibe gibt für viele Bands den Anlass, sich im Veröffentlichungszyklus Luft zu verschaffen. Nicht so bei Haken, markiert "Vector" doch knapp zweieinhalb Jahre nach "Affinity" und ein halbes Jahr nach "L-1VE" schon den nächsten Ansturm auf den Prog Metal-Thron, der durch die kreative Flaute Dream Theaters derzeit verwaist.
Haken präsentieren sich als gereifte Songwriter. Im Wissen um die instrumentalen Fähigkeiten bleiben sie dennoch ihrer Linie treu, um zum Ziel zu gelangen. Dabei halten die Mannen um Bandgründer Charlie Griffiths ihre sechs Hirnströme gerade so unter Kontrolle, dass ihr Stream Of Consciousness nicht über die Ufer tritt.
Charakteristisch bleibt zudem, dass sie auf jedem Album ein spezielles Sound- und Textsetting vorweisen. Nach der nicht überall auf Zustimmung gestoßenen Achtziger-Verbeugung auf "Affinity" setzen die Briten diesmal auf deutlich härtere Klänge. Der hiesige Paukenschlag geht auf eine spezielle Kollaboration zurück: Fünf der sechs Musiker bildeten im vergangenen Jahr gemeinsam mit Mike Portnoy und Neal Morse-Gitarrist Eric Gilette dessen Solo-Ableger The Shattered Fortress. Diese Formation performte Dream Theater-Songs der "Twelve Step-Suite", in der sich Portnoy mit seiner überwundenen Alkoholsucht auseinandersetzt.
Gerade die Stücke der Platten "Six Degrees Of Inner Turbulence", "Train Of Thought", "Octavarium" und "Black Clouds & Silver Linings" haben Einzug in den Sound gehalten und färben die Riffs deutlich. Dass es sich hierbei nicht um einen Dream Theater-Signature-Sound handelt, sondern dieser selbst ein Amalgam aus Bay Area-Thrash, Meshuggah-Mosh-Parts und NWOBHM-Riffing bildet, ist auch Haken bewusst. Deswegen fügen sie diesem Klangkosmos zum Beispiel in der zweiten Hälfte des Instrumentals "Nil By Mouth" eine deutliche Breitseite Devin Townsend hinzu.
Textlich setzt sich die Band mit den behavioristischen Vorreitern Stanley Milgram, B. F. Skinner und Hermann Rorschach, dessen Tintenkleckstest-Bilder Pate für das Cover standen, auseinander. Dabei tauchen sie tief in die menschliche Black Box ein und beleuchten die Dark Side Of The Mind. Das Prog-Monster im Pop-Pelz "The Good Doctor" wirft dabei das thematische Netz aus, in dem sich der Hörer heillos verheddert, bevor er sich in der entrückten Überballade "Host", die zwischen Jazz, Klassik und Epic Metal pendelt, auf dem Grund seines Unterbewusstseins wiederfindet.
Den konzeptuellen Charakter von "Vector" verstärken zahlreiche Soundtrackpassagen, in denen vor allem Keyboarder Diego Tejeida in die Tasten greift. Er schafft mit seinen Texturen eine eindringliche Atmosphäre, die mit schaurig gruseligen Horror- und Sci Fi-Reminiszenzen für eine zusätzliche Ebene sorgt. Der 45-minütige Rausch trifft mit seiner Geradlinigkeit voll ins Schwarze. Gerade live dürften Kracher wie "A Cell Divides" oder "Puzzle Box" ihre durchschlagende Wirkung entfalten.
3 Kommentare mit einer Antwort
Und Vektor veröffentlichen jetzt bitte Hacen.
Bisschen kurze und lieblose Rezension. Mit den 4/5 bin ich aber einverstanden. Gut aber nicht übermäßig.
Too bad! Brilliant musicians mixed down to loud din. Voices, guitars, keyboards drowned by bass & bassdrums. Deaf mixer needs replacement.
Live at Heidelberg last night.