laut.de-Kritik
Die Bubblegum-Version von Mötley Crüe.
Review von Michael EdeleIn den USA sind Halestorm eine richtig große Nummer, schon seit Jahren Aushängeschild von Atlantic Records. Da dürfen die Hale-Zwillinge mit ihren beiden Sidekicks auch mehr oder weniger tun und lassen, was sie wollen und veröffentlichen fröhlich (Cover-)EPs und sogar ein Livealbum - mit gerade einmal einem offiziellen Album in der Hinterhand.
Nun liegt mit "The Strange Case Of ..." der zweite Streich vor, für den man anscheinend aus über 50 Songs auswählen konnte. Stellt sich allerdings die Frage, warum alle Titel der bereits im Januar erschienenen EP "Welcome Mz. Hide" auch auf dem zweiten Album zu finden sind?
Seis drum. Die Jungs und ihr Mädel am Mikro legen mit "Love Bites (So Do I) einen relativ harten Einstieg hin und rocken straight nach vorne weg. Leider macht die Nummer schon aufs Deutlichste klar, dass die Gitarren sowas von glatt und zahnlos ausfallen und dermaßen nach hinten gemischt sind, dass es eine echte Schande ist.
Keine Frage, Lzzy (nein, ich hab' kein 'i' vergessen!) hat eine tolle, ausdrucksstarke raue Röhre, aber die Riffs lohnen sich ebenfalls. Warum also keine druckvollere, erdigere Produktion? Zumal auch Basser Josh Smith absolut inspiriert und songdienlich spielt. Letztlich bleiben Halestorm aber eine typische amerikanische Bubblegum-Band, die im Mainstream bestens funktioniert und deren Poster bestimmt zahllose Wände nicht minder zahlloser Teenies zieren.
Die gute Lzzy strapaziert ihre Stimmbänder zwar gerne, doch im Endeffekt kommt dabei immer singletaugliches Radiomaterial heraus, das viel zu oft auf Lala-Strukturen zurückgreift und nach dem selben Strickmuster funktioniert wie beispielsweise Green Days "American Idiot". Richtig auf den Sack geht dann "Daughter Of Darkness", wo Lzzy mit extrem prollig-penetrantem und aufdringlichem 'Nanananana'-Gegröle vom ersten Ton an nervt.
Weniger nervig, dafür eher schmachtend geht es mit der ersten Ballade "Beautiful With You" los. Weils so schön war, gibt es mit "In Your Room" gleich noch die nächste Schnulze hinterher. Und wenn man dann denkt, man habe es überstanden ... kommt noch die Klavierballade "Break In", auf der mit gaaaanz großen Lettern Evanescence drauf steht.
Wenn sie tatsächlich mal mit einem guten Southern Rock-Riff einläuten, wie in "Amercian Boys" der Fall, ist man tatsächlich geneigt, noch Hoffnung zu haben und von einer poppigeren Version von Mötley Crüe zu sprechen. Wenn dann aber Ballade Nummer vier, "Here's To Us", den Deckel drauf setzt (die drei Bonus Tracks liegen mir nicht vor), ist der gute Wille endgültig dahin.
7 Kommentare
Also ist Kissin' Dynamite kein Einzelfall, die Amis haben sowas scheinbar auch. ^^
Die Amis haben sowas ERFUNDEN ...
Bekommen die in Amiland auch Support von mäßig etablierten Genre-Künstlern?
Oh, Frau ... da spannt wohl den meisten die Hose und das Kleinhirn steuert das Gehör. Musik ist unterirdisch beliebig - weiß gar nicht, wo da überall bedient und geklaut wird. Das schustert man dann noch ohne Seele in einer seichten Produktion zusammen. Irgendwo zwischen Heavy Metal und Alternative Rock bedient man aller Klischee. Ein guter Grund, die Band auf den kommenden Festivals zu meiden.
http://www.youtube.com/watch?v=bDz_kDzDgF8 - Frauen können ohne Nananana und Tralala rockig singen, geht also schon.
@JaDeVin (« http://www.youtube.com/watch?v=bDz_kDzDgF8 - Frauen können ohne Nananana und Tralala rockig singen, geht also schon. »):
Stimmt: http://www.youtube.com/watch?v=EUOpQwsc0dE