laut.de-Biographie
Half Waif
Half Waif – die "halb Heimatlose" – nennt sich Nandi Rose Plunkett, wenn sie mit ihrem Soloprojekt musiziert und auf der Bühne steht. In der Tat ist Heimat ein Konzept, mit dem sie schon früh konfrontiert wird. Sie wächst auf in Williamstown, Massachusetts, als Tochter einer aus Uganda emigrierten Inderin, deren Mutter wiederum im Zuge der Teilung Indiens aus Lahore entwurzelt wurde. Plunkett zieht Kraft aus ihrer Geschichte: "Ich war stolz darauf, als Halbinderin aufzuwachsen. Ich fühlte mich dadurch in positivem Sinne anders."
Den familiären Hintergrund thematisiert sie später in ihrer Solokarriere unter anderem in Songs wie "Generation", der teils von einem Gedicht ihres Vaters inspiriert wurde. Ihr Album "Lavender" benennt Plunkett nach den gleichnamigen Pflanzen im Garten ihrer Großmutter.
Die ersten größeren Schritte in der Musikindustrie geht Plunkett allerdings im Bandverbund. Seit 2010 spielt sie als freies Mitglied bei den Indierockern Pinegrove – als Gitarristin, Keyboarderin und Sängerin. Umgekehrt unterstützen sie Pinegroves Leader Zack Levine und Bassist Adan Carlo Feliciano bei ihrem eigenen Projekt Half Waif. Mit Levine verbindet sie außerdem das Privatleben: Die beiden heiraten Mitte 2019.
Ihren ersten Song als Half Waif veröffentlicht Plunkett 2012 – "Vespers". Schon jetzt zeichnet sich die charakteristische Klangmischung aus akustischen Instrumenten, träumerischen Keyboard- und Synthesizerflächen und sehr klarem Gesang ab. Das Debütalbum "Kotekan" erscheint 2014 und offenbart Plunketts Fähigkeit, poppig zugängliche Melodien zu schreiben, ohne sich gängigen Songstrukturen zu beugen. Es entsteht ein sowohl im Sound als auch kompositorisch experimentelles Werk. Dafür arbeitet sie mit einem Streichquartett sowie einem Hornisten zusammen.
Pitchfork vergleicht Half Waif in der Kritik zum Album "Lavender" mit Björk, die Musikerin selbst nennt im Interview mit Nylon unter anderem Robyn als Einfluss: "Ihre Musik mischt ebenfalls die Wärme des Pop mit Momenten von Entfremdung."
Einen Großteil ihrer Zwanziger verbringt Plunkett im New Yorker Stadtteil Brooklyn. 2019 beschließt sie jedoch, einen Tapetenwechsel zu vollziehen. Frisch verlobt ziehen sie und Levine ins Hudson Valley in ein altes Haus auf dem Land. Der Umzug beeinflusst ihr nächstes Album "The Caretaker" entscheidend. Sie isoliert sich bewusst in ihrem neuen Musikzimmer. Statt wie beim Vorgänger für Arrangement und Produktion bereits mit einer Band zusammenzuarbeiten, plant sie diesmal bereits alle Songs detailliert durch, bevor sie Co-Produzent David Tolomei und einige Sessionmusiker für den letzten Feinschliff ins Boot holt.
Für die Lyrics entwirft sie ein Alter Ego – den 'Caretaker'. "Dahinter steht die grobe Idee, sich um sich selbst zu kümmern, sich um andere zu kümmern, sich um das Land zu kümmern, und darum, wie diese Dinge miteinander verbunden sind", erklärt sie. "?Es geht um die kleinen Details von Beziehungen und wie viel Menschlichkeit in einigen der banalsten Momente steckt. Die gewöhnlichsten Dinge bringen uns zusammen. Das ist doch außergewöhnlich."
"It's hard to believe, but I'm finding my way", singt sie am Ende des Albums. Spannend, wohin dieser die jetzt 30-jährige Half Waif künftig noch führen wird.
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