laut.de-Biographie
Hanybal
Manche müssen erst zu ihrem Glück gezwungen werden: Der junge Halb-Ägypter ahnt noch nicht, was ein Bekannter von ihm lostreten soll, als er in seiner Küche auf Hanybal einredet: "Er war sich sicher, dass ich gut darin wäre. Er sagte mir: 'Ey Hany, du laberst immer viel Scheiße und bist lustig: Rap' doch mal.' Daraufhin hat er mir einen Beat geschickt. Ich habe auf meinen Kollegen gehört und meinen ersten Text geschrieben. Das war im Dezember 2007."
Anfangs noch von der Öffentlichkeit unbemerkt, wagt der Frankfurter bei Bozz Music seine ersten musikalischen Gehversuche. In Kennerkreisen gedeiht er schon bald zum Geheimtipp aus der härtesten Stadt Rap-Deutschlands. Als er 2013 bei den Azzlackz unterschreibt, verfällt dem Sympathen auch der Rest der Republik.
Hanybal, der bürgerlich auf den Namen Sascha-Ramy Nour hört, startet seine Rapkarriere zusammen mit seinem Kollegen Solo als Act 439. Bei Azad stößt Hanybals schwerfälliger Offbeat-Flow auf Gefallen, die Vertragsunterschrift folgt. Zu relevanten Veröffentlichungen aus dem Hause 439 kommt es allerdings unter der Bozz-Ägide nicht.
Um so mehr dürfte sich der Amateurfußballer aus Frankfurt-Heddernheim über den Sprung aus dem Underground freuen, der ihm unter der Azzlackz-Fahne winkt. "Ich bin Araber, das bedeutet, du kannst sicher sein, dass ich eine Waffe trage", rappt Hanybal gleichermaßen vom Beton um ihm herum wie von dem im Kopf.
Alliterationen wie "Bullen können blasen" und Texte über "Aggressivität, Hass und Schmerz" proklamiert der Frankfurter mit ägyptischen Wurzeln. Seine gefühlspolitischen Statements bedienen folglich die üblichen Stereotypen des integrationsfeindlichen Aussätzigen.
Wie sein Labelboss und Wiederentdecker Haftbefehl sticht Hany mit seinen idiosynkratischen Lyrics sowie modernen US-Hip Hop-Einflüssen wie Based und Trap aus dem Gangsta-Einerlei hervor. Die markante Aussprache und Aggressivität im Stimmbild des Rappers aus der Nord-West-Stadt bescheren Hanybal zudem einen hohen Wiedererkennungswert.
Papa Haft stellt seinen Schützling pünktlich zum heiligen Abend 2013 via "Xtrablatt" vor. Ehrensache, dass er sich auch auf Hanybals Album-Debüt "Weg Von der Fahrbahn", das Anfang 2015 erscheint, zu einem Gastauftritt einfindet. Haftis Hookline ist und bleibt für Hanybal Programm: "Nix mit Hollywood - Frankfurt, Brudi!"
Doch auch in Xatar und Gzuz findet der proklamierte Einzelgänger treue Gefährten fern der heimischen Mainmetropole. Mit regelmäßigen Features hält er sich nach seinem Debüt in den Köpfen von Street-Rap-Fans. 2016 geht er gemeinsam mit Nimo, einem Bruder im Geiste von Azzlack-Tochter 385i, auf ausgedehnte Deutschland-Tour. Das frische Duo ist perfekt aufeinander abgestimmt ("Vollautomatik") und überzeugt bravourös vor ausverkauften Rängen.
Sein wegweisender erster Longplayer gilt mit als Grund, warum es 2015 zum Straßenrap-Revival kommt. Die Hamburger Bande mit der Zahl klettert mit jeder Veröffentlichung die Chart-Leiter nach oben, bis sie im Mai 2016 mit "High Und Hungrig 2" die Pole-Position erklimmt. Auch Hany profitiert von diesem Street-Hype, sein Nachfolgewerk "Haramstufe Rot" generiert bereits vor Release einen riesigen Erwartungshaltung, der der MC zur Überraschung vieler gerecht wird. Spricht man heute über diese Zeit im deutschen Hip Hop, kommt man nicht um "Haramstufe Rot" herum.
Hanybal indes weiß, wem er die Treue zu halten hat: "International ist Styles P die Nummer eins. Aber mittlerweile gibt es auch andere, die sehr gut sind. Ich denke da an Uncle Murda oder Waka Flocka Flame. Deutschlandweit gesehen ist mein Lieblingsrapper Azad. Er war einfach der erste, der richtigen Straßenrap gemacht hat."
2019 serviert Hanybal "Fleisch", seinen dritten Langspieler, der zwar unter Kritikern relativ gut wegkommt aber von der breiten Masse weitestgehend ignoriert wird. Keine Single in den Charts, das Album selbst erreicht nur Platz 16. Vielleicht ist die kurze Sternstunde des Straßenrap schon wieder vorbei, vielleicht liegt es auch an mangelnder Promo: Man kann nur spekulieren worauf der Misserfolg zurückzuführen ist, musikalisch ist sich der Frankfurter auf jeden Fall immer treu geblieben.
3 Kommentare mit einer Antwort
mit diesem schnippisch ironischen unterton wird man selbstverständlich dem größten gangsterrap talent deutschlands in keinster weise gerecht. mit hany montanas einzigartigem stimmeinsatz werden besagte zitate zu einer einzigen musikalischen offenbarung für das ohr....immerhin bekommt der naive leser dank laut eine ungefähre vorstellung wie es sich anfühlen würde eine von kathrin müller-hohenstein verfasste spielanalyse eines beliebigen fußballspiels zu lesen....servus!
UHA mein Rap ist brutal, H zu dem A ist aufjedenfall super
Star
Hätte wieder Lust auf neuen Stuff, aber bitte wieder WvdF Niveau, das letztes Jahr kann ich mir noch immer nicht komplett geben
solo von 439 hat krasses album soisso gemacht. erlicher rap ohne posen. tropfen beste track des jahres