laut.de-Kritik
Harmonisch, ohne lieblich zu klingen.
Review von Giuliano BenassiEine tiefe Frauenstimme und ein Klavier, die gleichzeitig einsetzen - der Einstieg ins Album erfolgt etwas unvermittelt, lässt aber schon bei den ersten Takten erahnen, dass den Hörer etwas Besonderes erwartet. Bei einem Titel wie "Make Me Some Insomnia" auch nicht weiter verwunderlich.
Heather Duby ist eine in Seattle ansässige Singer/Songwriterin, die sich mit Kellnern über Wasser hält und ab und an eine Platte veröffentlicht. "Come Across The River" ist in den USA bereits 2003 erschienen und hat dort für einige gute Kritiken gesorgt. Warum es drei Jahre dauern musste, bis es den Sprung über den Atlantik geschafft hat, ist eines jener Rätsel im Musikbusiness.
Aber gut, dass es überhaupt so weit gekommen ist. Im Gegensatz zu ihrem Debüt "Post To Wire" (1999) verzichtet Duby diesmal auf Loops und Samples. Zwar sind im Hintergrund immer noch Keyboards und elektronische Klänge zu hören, aber sie dienen ausschließlich zur Verdichtung der Atmosphäre. Die Hauptlast tragen Dubys melancholische, kühle Stimme, ihr Klavier, Akustikgitarren und ein Cello.
Entfernt erinnert das Ganze an Tori Amos oder an Ani DiFranco, ohne aber deren Brüche nötig zu haben. Dubys Melodien und Notenfolgen verzichten auf Überraschungen und fließen angenehm vor sich hin. Die Stücke sind minutiös ausgearbeitet, ohne überlastet zu wirken, die Melodien sind harmonisch, ohne lieblich zu klingen.
Immer wieder beweist Duby ihre Qualitäten als Komponistin und Produzentin, wobei "Stamped Out", "The Rare Vavoom" und "Providence" die Höhepunkte bilden. Steve Fisk (Nirvana, Soundgarden), noch für das erste Album verantwortlich, ist auch dabei, wirkt diesmal aber im Hintergrund.
Dass "Come Across The River" ein weitgehend unkommerzielles Produkt ist, zeigt sich auch daran, dass es auf einem kleinen Label aus Seattle erscheinen ist. Das mindert aber nicht die Qualität der Platte, im Gegenteil: Art for art's sake muss nicht unbedingt in wüsten Soundkollagen enden.
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