laut.de-Kritik
Feinster Golden-Era-Sound für Oldschool-Rap-Fans.
Review von Timm LechlerIn Australien sind MC Suffa, MC Pressure und DJ Debris aka Hilltop Hoods längst Volkshelden, die im nationalen Radio rauf und runter gespielt werden. In Europa sind sie zwar gern gesehene Gäste auf allerlei Festivals, aber feiern doch eher mäßigen Erfolg. Mit "The Great Expanse", "Der Großen Ausdehnung" könnte sich das ändern.
Musikalisch könnte das durchaus was werden. Wer die Hoods, die nun auch schon seit 20 Jahren am Start sind, kennt, wird nichts anderes erwarten. Die Jungs liefern wieder feinsten Golden-Era-Sound für Oldschool-Rap-Fans. Die 90's Boom-Bap-Arrangements von Virtuose DJ Debris klingen nach Nostalgie und Realness, und auch Scratches werden hier mal wieder richtig eingesetzt. Der Flow der beiden MCs ist variantenreich und lässig. Die Australierinnen Ecca Vandal, Nyassa und Illy ergänzen mit ihren Gesangsfeatures das astreine Hip Hop-Gerüst. Mit dabei sind außerdem die Singer/Songwriter Timberwolf und Adrian Eagle.
Diese Mischung macht macht den neuen Longplayer nicht nur für den einschlägigen Hip Hop-Head zum Genuss. Mit den Einflüssen aus Pop, EDM, Jazz und R'n'B stellt sich die Platte breiter auf und könnte auch Fans anderer Genres begeistern.
Nach dem 38-sekündigen Auftakt "The Great Expanse" folgt "Into The Abyss". Der treibende Beat klingt mehr denn je nach Aufbruch. MC Pressure steigt ein und fegt mit Druck über den Beat wie ein junger Wolf. Klingt fast ein bisschen nach Eminem, mit dem die Hoods auch gerade auf Tour durch Australien und Neuseeland sind. Ein Gütesiegel für die Skeptiker.
Ein weiteres Schmankerl schließt sich direkt mit der Single "Leave Me Lonely" an. Diesmal zeigt MC Suffa auf einem rockigen Beat sein Können und kreiert einen Ausrast-Song für deine nächste Hausparty mit roten Pappbechern. Aber "lass die Hoods da lieber mal alleine!"
Die nächste empfehlbare Anspielstation hört auf den klangvollen Titel "Sell It All, Run Away", ein Hit mit Ohrwurm-Charakter vor allem dank des tanzbaren Refrains. Gemeinsam mit den Hoods und zu deren Gute-Laune-Mukke durch das Outback Australiens zu heizen, klingt verlockend. Dieses Gefühl nimmt mit den beiden nächsten Nummern nur noch mehr Konturen an: "Exit Sign" und "Clark Griswold" zaubern garantiert ein Lächeln auf so manches Gesicht.
Die zweite Hälfte des Albums überzeugt mit etwas nachdenklicheren Tracks wie "Fire & Grace" und "What Becomes Of Us". Die erste Hälfte übt jedoch mehr Faszination aus. Insgesamt klingt die Platte nach Sommer. Mit der Mixtur von verschiedenen Einflüssen auf die klassischen Boom-Bap-Kopfnicker vollführt DJ Debris einen Drahtseilakt von Fanservice und genreübergreifender Diversität. Pressure und Suffa MC flowen wie eh und je über seine Klangteppiche.
Mit "The Great Expanse" hat das Trio eins seiner besten Werke geschaffen, geeignet nicht nur für Rap-Puristen und die, die es werden wollen. Die zweite Hälfte der Scheibe fällt qualitativ ein wenig ab. Aber wer sieben Bretter vorlegt, hats auch schwer, noch einen drauf zu setzen.
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