laut.de-Kritik
Morbide und dunkel: Selten klang der Tod schöner.
Review von Alexander CordasJawoll! Auf die ein oder andere Scheibe freut man sich besonders, wenn deren Erscheinen bevor steht. Seit "Bring It On!" schmuggelte sich die dänisch-amerikanische Psychobilly-Connection in diese Kategorie.
Deren letzer Opus war derart mit Knallern gesegnet, dass er eine geraume Zeit fast ununterbrochen im Player des Autors rotierte. Trotz ständigem Touren fanden Patricia Day und ihre mittlerweile nur noch zwei Mitstreiter Zeit, zwölf Songs für ihr drittes Album einzuspielen. Die Grundzutaten ihres Sounds haben sich dabei nicht grundlegend geändert.
Das strikte Genrenazi-Dasein ist nach wie vor nicht ihr Ding. So mäandert der Klang des Trios irgendwo zwischen Psychobilly-Anleihen und einer Prise Punk hin und her. Ausgiebig poppiges Flirten mit diversen Spielarten des Rocks inklusive.
"Twelve Tales About Love And Murder" lautet der Untertitel und deutet an, wo die Unterschiede zu den bisherigen Veröffentlichungen liegen. Etwas morbider und dunkler ist "Kiss Kiss Kill Kill" geraten, was sich nicht zuletzt in der Covergestaltung manifestiert.
Patricia Day als laszive Witwe, die - vordergründig trauernd - den eigenen Lover geschickt um die Ecke gebracht hat. Dem entsprechen die Texte. Beispielhaft: "Thelma & Louise". das ewig junge Thema über die Befreiung der Frau. Koste es, was es wolle - und sei es das Leben einiger Vertreter des starken Geschlechtes.
Gewalttätig gibt sich Frau Day auch in der Folge. Jedoch weniger brachial als mit einem gehörigen Augenzwinkern. Zur Melodie von Madness' ausgelutschter 80er-Hymne "Our House" phrasiert sie munter "My fist in the middle of your face" als kleinen humoristischen Break, ehe die muntere Off Beat-Hoppelei in "MissFit" seinem Ende entgegen stürmt.
Lustig nur, dass das Album - je weiter es fortschreitet - an Fahrt aufnimmt. Da wäre zum einen das grenzgeile Instrumental "HorrorBeach Pt. II", in dem sich Kim Nekorman mal so richtig austoben darf - schön feist sägende Riffs als Sahnehäubchen.
Zum anderen haben wir das zu Beginn im Blues-Rhythmus schunkelnde "Hitchcock Starlet". Mit einem von der Geschmackspolizei gerade noch so akzeptierten Pathosfrontalangriff schmachtet Patricia "Tonight I die in black and white". Schöner kann leinwandhaftes Ableben kaum klingen.
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