laut.de-Biographie
Hot Hot Heat
Heiße Luft aus der langweiligsten Stadt Kanadas? Immerhin liegt die Rentner-Touristenstadt Victoria auf Vancouver Island nicht weit von Seattle entfernt. Und das soll sich in der Geschichte dieser Band noch bemerkbar machen.
Doch von Anfang an: 1999 finden sich die banderfahrenen Matt Marnik (Vocals), Steve Bays (Keyboard), Paul Hawley (Drums) und Dustin Hawthorne (Bass) aus eben jenem Victoria zum ersten Mal zusammen. Dabei verbindet sie vor allem eines: Sie können das, was es an aktueller Musik gerade zu hören gibt, nicht wirklich leiden.
So beschließen sie, selbst tätig zu werden. Etwas Besseres, das ist für die jungen Kanadier zunächst Punk mit Synthies mischen und dazu ins Mikro grölen. Die Gruppe erspielt sich in der näheren Umgebung schnell Anhänger. Die Singles und Split-EPs, die sie in der Folgezeit aufnehmen, sind, bis auf eine, alle selbstbetitelt. Zusammengefasst werden diese später von OHEV Records als "Scenes Through Thirteen".
Doch bei diesem Synthie beeinflussten Punk soll es nicht bleiben. Sänger Matt Marnik scheidet aus, Bays tritt ans Mikrofon. Zuerst tut er dies jedoch verhalten, wie er in Interviews erzählt. Als er beim Herumspielen mit einem Aufnahmegerät herausfindet, dass er auch ohne Effekte eine gute Stimme hat und dazu die Töne trifft, beschließt Bays für Hot Hot Heat zu singen. Zu dieser Zeit stößt auch Gitarrist zu Hot Hot Heat. Der Sound der Band ändert sich zunehmend.
Melodischer wirds und er entwickelt sich immer weiter in Richtung Garagen-Rock. An diesem Punkt beginnt die geografische Nähe zu Seattle interessant zu werden. Genauer gesagt bandeln Hot Hot Heat mit dem Kult-Label Sub Pop an (Nirvana, L7 oder Mudhoney). Allerdings ist das erst mal nur ein Deal für ein Album. Die EP "Knock Knock" erscheint als erste Veröffentlichung mit der veränderten stilistischen Ausrichtung der Combo.
Die Jungs spielen vor den Aufnahmen zum ersten Longplayer viel live und wollen nun unbedingt das gesamte Material auf ein Album pressen. Dabei soll der Livetouch auf keinen Fall verloren gehen. Und wer viel will, der kriegt zuweilen auch viel: Grunge-Legende Jack Endino (u.a. Nirvana und Mudhoney) produziert.
Das Album entpuppt sich als Burner. Die Kritiker überschlagen sich, die Touren sind ausverkauft. Klar, dass da die A&Rs der Major-Labels hellhörig werden - Warner machen das Rennen, die das Album "Make Up The Breakdown" wieder veröffentlichen und die Band auch außerhalb Amerikas promoten. Mit Erfolg. Die erste Tour durch deutsche Clubs ist ebenfalls ausverkauft.
Nach vollendeter Welttour nutzen der Vierer seine Energie des Livespielens. Sie machen sich im Dezember 2003 an neue Stücke: Tagsüber jammen sie, nachts schreiben sie Songs. Mit zwölf Liedern im Gepäck geht es nach L.A., wo sie mit Hilfe von Dave Sardy (Jet, The Walkmen, Red Hot Chili Peppers) dem Ding den Endschliff verpassen.
Hot Hot Heat wollen auf ihrem Zweitling "etwas experimentieren, wachsen und sich weiterentwickeln". Heraus kommt, was sie sich wünschten: "eine Art höhere Version" des Debüts. Auf "Elevator" entspringt ein Bouquet frühlingsfrischer Musik.
Nach den Aufnahmen muss die Band einen Verlust kompensieren: Dante DeCaro steigt aus. An seiner Stelle übernimmt Luke Paquin die Gitarre. Nach Bekunden der Kanadier passt das neue Line-Up vorzüglich. Im September 2007 erscheint "Happiness LTD.", das vierte Werk.
Danach wird es ruhiger um Bays und Co. Sie fühlen sich beim Major zunehmend eingeengt - die Kreativität geht flöten. Da sehen die Herren nur einen Ausweg: Der Vertrag muss weg. Das bringt frischen Wind, was sich in experimentellerem Sound niederschlägt.
Warum auch Basser Dustin Hawthorne 2008 aussteigt, bleibt unbekannt. Für ihn kommt Parker Bossley, der aber kurz darauf durch Louis Hearn ersetzt wird. Im bandeigenen Studio entsteht in der Folge der Fünftling "Future Breeds" (Juni 2010).
Mit "Hot Hot Heat", dessen Sound wieder stark an das Debüt erinnert, endet 2016 die Geschichte der Band nach 17 Jahren. Ein letztes Hurra vor dem finalen Vorhang. "Ich möchte keine Musik mehr machen, die an die Erwartung an ein neues Hot Hot Heat-Album geknüpft sind", gibt Bandmastermind Steve Bays im Interview mit The Independent zu Protokoll. "Neue Songs zu schreiben fühlt sich freier an, wenn niemand auf dich achtet. Für mich gilt nur noch, wie man die besten kreativen Ergebnisse erzielt."
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