laut.de-Kritik

Beeindruckende Rückkehr zu den Wurzeln von Soul und Blues.

Review von

Simply Red sind tot - es lebe Mick Hucknall! Gewiss, so richtig sollen Simply Red erst nach einer für 2009 angekündigten Abschiedstournee sterben. Doch das mit "Hucknall" unterschriebene Solo-Debüt "Tribute To Bobby" bereitet bereits jetzt den Weg in eine Solo-Karriere des Band-Masterminds. Gelöst und abgespeckt von so manch schwülstigem Schlonz und zu poppiger Instrumentierung vergangener Tage zeigt sich Mick hier wie aus einem musikalischen Jungbrunnen entstiegen.

Es war / ist nicht ungefährlich, sich als Freund und Anhänger Simply Reds zu outen. Bei vielen Musikfreunden herrscht die Ansicht vor, dass Hucknall eigentlich wenig mit richtigem Blues und echtem Soul zu tun hat. Da tut man ihm Unrecht, aber egal, unglückselige Vergangenheit, fort mit dir.

Auf "Tribute To Bobby" kehrt Mick, wie er sagt, zurück zu seinen eigentlichen Wurzeln. Und präsentiert die eindrucksvolle Hommage an eine der weniger bekannten Größen der schwarzen amerikanischen Musik des Vorjahrhunderts: Nämlich Blues-Sänger Bobby "Blue" Bland, 1930 geborener Zeitgenosse von u. a. B.B. King und Sam Cooke.

"Further Up The Road" eröffnet vom ersten Takt an ein mitreißendes und vorzügliches Album. Musikalisch authentisch groovend und bluesig begleitet, holt Hucknall rauen Soul aus seiner Stimme. Mit viel Charisma und Leidenschaft drückt der Sänger Bobbys Kompositionen seinen Stempel auf, geht dabei stets respektvoll und mit stilsicherer Hand zu Werke. Andy Wright, erprobter Weggefährte Hucknalls, beweist großes Einfühlungsvermögen, was die Arrangement- und Produktionsarbeit angeht.

Thematisch bewegen sich die Songs meist in den urwüchsigen Blues-Bereichen. Schon die Titel machen klar, was den Hörer erwartet: "Stormy Monday Blues", "I Wouldn't Treat A Dog (The Way You Treated Me)", oder schlicht auch: "Cry, Cry, Cry". Hucknall macht sich Bobbys Songs mit viel Esprit und Seele zu eigen. Die Zuneigung des Künstlers zu diesen Titeln zieht sich als deutlicher und nachvollziehbarer Faden durch sämtliche Interpretationen.

Als willkommene und gelungene Abrundung ist dem Album eine ergänzende, kleine DVD-Dokumentation beigelegt. Sie präsentiert Bobby Bland in einer kleinen Einführung, garniert mit Kommentaren von B.B. King und Van Morrison. Einblicke in die Studio-Arbeit und den ersten persönlichen Treff zwischen Hucknall und Bland runden die Beigabe informativ ab.

Bei einem gemeinsamen Zusammentreffen erläuterte Bobby Bland gegenüber Mick, was er von dessen Umsetzungen halte: "Es ist zwar nicht die gleiche Ausdrucksweise wie meine, aber du hast einen höllisch guten Job gemacht".

Trackliste

  1. 1. Farther Up The Road
  2. 2. Ain't That Lovin' You
  3. 3. I'm Too Far Gone (To Turn Around)
  4. 4. Poverty
  5. 5. Yolanda
  6. 6. Stormy Monday Blues
  7. 7. I Wouldn't Treat A Dog (The Way You Treated Me)
  8. 8. I'll Take Care Of You
  9. 9. Chains Of Love
  10. 10. I Pity The Fool
  11. 11. Cry, Cry, Cry
  12. 12. Lead Me On

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Simply Red

Am 8. Juni 1960 beginnt das Feuer zu brennen. Was muss das für ein Leuchten gewesen sein, als Mick Hucknall in Manchester die Welt erblickte. Für manche …

LAUT.DE-PORTRÄT Mick Hucknall

Rothaarigen sagt man viel nach. Sie sollen frech, impulsiv und stur sein. Mick Hucknall geht locker als Musterbeispiel für all diese Vorurteile durch.

4 Kommentare

  • Vor 15 Jahren

    Ich oute mich dann auch mal... Ich mag Mick Hacknell wenn auch nicht alle Songs von Simply Red aber wenn die Stimmung da ist schieb ich schon mal ne Red in den CD Player. Das Teil hier hab ich zwar noch nicht gehört aber werd ich gleich mal nachholen... Bins schon mal gespannt...

  • Vor 15 Jahren

    Tolle Review! Volle Zustimmung, was die CD-Kritik betrifft! Ich LIEBE dieses Album. Von mir gibt's 5 Sternchen (6 Sternchen für Album und Doku und ein Sternchen Abzug, weil die Lyrics nicht im Booklet stehen ;))

    Was der "Simply Red"-Diss am Anfang der Review soll, bleibt für mich allerdings schleierhaft... Wer Mick Hucknall und seine Band nie live erlebt hat, sollte sich mit Kritik eher zurückhalten. Stimmt schon, manch ein Simply Red-Song mag vielleicht etwas zu sehr "radio-getrimmt" sein. Aber das könnte man so vielen anderen Bands und Solokünstlern genauso vorwerfen.
    Ich brauch mich auch nicht als Fan outen... ich bin sogar gewissermaßen stolz einer zu sein! :sekt: PROST!

    Freu mich (jetzt schon) auf das nächste Hucknall Album... aber vorher gibt's im nächsten Jahr noch einmal das volle Simply Red Live-Programm :D

  • Vor 15 Jahren

    Der gute Herr Hucknall ist doch einer der wenigen, der wirklich eine herausragende und vor allem auch einmalige, eigene Stimme hat. Der alte Text vom "Telefon-Buch singen" passt hier.

    Habe das Album noch nicht, werde aber gleich loslaufen...

  • Vor 15 Jahren

    Hier ein paar interessante Links

    Arte / Tracks vom 06.06.2008 (deutsch) http://www.youtube.com/watch?v=_bC6v3pM7Cs

    Album Trailer (englisch) http://www.youtube.com/watch?v=qpQx4vr_Oxw

    TV interview (englisch) http://www.youtube.com/watch?v=pi26Po1wIHk