laut.de-Kritik

Trotz Boysetsfire-Parallelen klingen die Amis eigenständig.

Review von

Nathan Gray gilt als quicklebendiger Frontmann. Und obwohl er seit der Reunion von Boysetsfireseinen überschüssigen Energien wieder freien Lauf lässt, scheint der ergraute Sänger nicht ausgelastet zu sein. Bereits 2011 gründete er die Hardcore-Band I Am Heresy, die sich weniger mit politischen Themen als mit Religionskritik beschäftigt und Lärm und Chaos gleichzeitig fabriziert. Dabei stellt der Sänger klar: "Wir sind definitiv kein Nebenprojekt."

Nachdem die zehn Songs für ihr selbstbetiteltes Debütalbum innerhalb nur eines Monats entstanden und deshalb roh und ungeschliffen wirkten, knüpft "Thy Will" wiederum an diese Arbeitsweise an. Die fünfzehn Stücke bahnen sich mit Nathans Brüllorgan direkt den Weg in den Moshpit und eignen sich somit bestens für kleine Punk-Schuppen.

Im Gegensatz zu Boysetsfire finden sich in Titel wie "Rahabh" leichte Black Metal-Anleihen, die von der Gitarrenarbeit der Klampfer einen melodischen Ausdruck erhalten. Nathan nutzt die Gelegenheit und schreit sich in zahlreichen Titeln die Seele aus dem Leib. Als bekennender Atheist gibt sich der Sänger von Kirche und Glauben deutlich angepisst und ist in "Year Zero In The Temple Of Fire" kaum zu bremsen.

Die dunklen Gitarrenmelodien in "Destruction Anthems" oder "Our Father" fügen sich besten zum Thema des Albums und schaffen eine düstere Grundstimmung. Das sphärische "March Of Black Earth" klingt dagegen fast schon poppig, denn auf emotionale Vocals verzichten die Amis nicht ganz. Somit bauen Nathans eingängige Hooks die Brücke zu Boysetsfire. Trotz der Parallelen klingen die fünfzehn Songs individuell und der jungen Band merkt man ihre musikalische Eigenständigkeit an.

So leiten melancholisch wirkende Akustik-Gitarren in "Thy Will I (Black Sun Alpha)" den zweiten Teil "Thy Will II (Black Sun Omega)" ein, der durch seinen emotionalen Refrain Gänsehautcharakter besitzt und sicherlich einen Höhepunkt des Albums darstellt. Obwohl innerhalb der Band ein gemeinsamer Konsens über die fehlende Existenz von Gott und Teufel besteht, spielt die Band mit deren Symbolen, ohne dabei ihre tolerante Haltung zu verlieren.

Als Ausgleich zu den düsteren und heftigen Parts liefert "Alarm" eine entspannende Atempause, bevor "Seven Wolves And The Daugthers Of Apocalypse" in mäßigem Tempo, dafür mit Doublebass-Attacken, wieder auf das Trommelfell hämmert und "Throw Wide The Gates" mit Rythmuswechseln das Tanzbein schwingt. "Thy Will" wirkt zwar schwer verdaulich und sperrig, dennoch klingen die fünfzehn Titel frisch und bereiten auf lange Sicht Hörvergnügen. Schließlich hat Nathan Gray nach wie vor etwas zu sagen und lebt dies neben seinen politischen Statements bei Boysetsfire auch als Kritiker bei I Am Heresy aus.

Trackliste

  1. 1. Rahabh
  2. 2. Our Father
  3. 3. March Of Black Earth
  4. 4. Year Zero In The Temple Of Fire
  5. 5. Destruction Anthems
  6. 6. Thy Will I (Black Sun Alpha)
  7. 7. Thy Will II (Black Sun Omega)
  8. 8. Blasphemy Incarnate
  9. 9. As We Break
  10. 10. Alarm
  11. 11. Seven Wolves And The Daugthers Of Apocalypse
  12. 12. Devour
  13. 13. Throw Wide The Gates
  14. 14. Hinnom I (Altar Of Fire & Earth)
  15. 15. Hinnom II (This Is The Second Death)

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