laut.de-Kritik

Die Berliner stecken in der Indietronic-Falle.

Review von

In einem schön gefilmten Video auf ihrer Homepage sprechen I Might Be Wrong über ihr zweites Album. Dieses Mal, so die Berliner, sei "alles anders" gewesen, ein "krasser Umschwung". Es habe "mehr Reibung", "mehr Kontraste" zwischen den Band-Charaktären mit ihren extrem unterschiedlichen Einflüssen gegeben. Mit "Circle The Yes" stehe man quasi "gerade erst am Anfang".

Dieses offene Bekenntnis, das eigentlich nur Teil einer kleinen visuellen Fingerübung von Selbstvermarktung sein dürfte, hat einen Hauch von Metallicas dokumentarischer Selbstreflexion "Some Kind Of Monster". Der Unterschied ist nur, dass man von der angesprochenen Reibung nicht wirklich viel hören kann.

Schlimm ist es nicht, dass es am Ende nur relativ leere Worthülsen bleiben. Schließlich hat das musikalisch schnell gereifte Quintett trotz einiger Besetzungswechsel schon vor Jahren seinen Stil gefunden, der geradezu lokal gefärbt ist.

Einerseits orientieren sich I Might Be Wrong nämlich an den verkopften Holprigkeiten der Postrock-Acts ihres Berliner Labels Sinnbus, anderseits ist man immer noch überdeutlich von dem elektronisch-brutzelnden Wohlklang von Morr-Bands infiziert, die ihr Hauptstadtbüro nur ein paar Straßen weiter in Prenzlauer Berg haben. Man könnte auch sagen, I Might Be Wrong stecken in der Indietronic-Falle und kommen nicht mehr hinaus.

Nichtsdestotrotz ist "Circle The Yes" ein überzeugender Nachfolger zu "It Tends To Flow From High To Low" geworden, der sich in seiner warmen Soundästhetik an einigen Stellen hörbar an The Notwists "Neon Golden" orientiert. Auch wenn die Band noch nicht in der Lage erscheint, einen richtigen Hit zu schreiben, wäre es insbesondere den überaus gelungenen Songs "A Penny For Thoughts" und "Jalopy" zu wünschen, bis ins Formatradio vorzudringen.

Überhaupt lässt sich unter den zehn komplex arrangierten wie melodiösen Songs kein einziger Ausfall finden. Nur den Stil, vielleicht auch den zart säuselnden Gesang von Lisa von Billerbeck, muss man eben ganz grundsätzlich mögen. Und richtige Kontraste gibt es vielleicht dann auf dem nächsten Album.

Trackliste

  1. 1. Woodpecker
  2. 2. A Penny For Your Thoughts
  3. 3. À Propos
  4. 4. Jalopy
  5. 5. Pick A Panel
  6. 6. Chekov
  7. 7. Salomon
  8. 8. Novel Rave
  9. 9. It Takes Two To Tango
  10. 10. Elliott

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